Wie Schulen im Kreis Höxter die Digitalisierung leben

Höxter. Am Freitag war theoretisch der letzte Schultag. Dann sind erstmal richtige Ferien. Ob dann am Montag, 20. April, die Schulen tatsächlich auch wieder richtig anfangen, ist derzeit noch offen. Drei Woche waren die Schulen jetzt geschlossen. Trotzdem haben sie versucht, den Unterricht irgendwie aufrecht zu erhalten. Eine Bilanz. Tobias (11) geht in die fünfte Klasse am Gymnasium St. Xaver in Bad Driburg. "Wir haben nur graue Arbeitsblätter bekommen, wo man gar nicht richtig was mit anfangen kann, weil da auch nichts zusammenpasst", beklagt der Schüler. Seine Schwester Mira (13) besucht eine Förderschule des Landschaftsverbandes in Paderborn. Da läuft es anders. Die Schule hat einen eigenen Lernserver, wo Aufgaben ganz einfach abgeholt werden können. Da die Schule darüber hinaus auch in die Online-Lernplattform Oriolus eingebunden ist, gab es für alle Schüler für die Zeit der Schulschließung einen kostenlosen Zugang für Zuhause. "Anfangs gab es Probleme mit den Freischaltcodes, aber nachdem das behoben war, funktioniert es richtig gut", berichtet Mutter Marion (51). Zwei- bis dreimal in der Woche wurde Maya außerdem von Lehrern zuhause angerufen, die sie fragen, wie sie klar kommt und ihr einfach ein bisschen Zuspruch geben. "Das hätte ich mir für meinen Sohn auch gewünscht, dass von der Schule mal ein aufmunternder Impuls gekommen wäre, wenn es schon mit den Aufgaben nicht sonderlich rund läuft", sagt die Mutter. Kein persönlicher Kontakt per Telefon Auf eine Nachfrage per E-Mail bei der Klassenlehrerin wurde ihr geantwortet, dass es nach Absprache mit der Schulleitung für die Lehrer nicht leistbar sei, mit den Schülern persönlichen Kontakt per Telefon zu haben, da jede Lehrkraft rund 100 Schüler betreuen müsse. Schulleiter Antonio Burgos betont, dass es aber auch am St. Xaver grundsätzlich gut laufe und bei besonderem Bedarf auch mit den Lehrern telefoniert werden könne. "Mir war wichtig, dass die Aufgaben nicht zu umfangreich sein sollten, denn das frustriert nur", sagt Burgos. Viele Schüler mussten auch die Lehrer an der Bad Driburger Gesamtschule betreuen. Dort wurden die Schüler aber sehr wohl angerufen. "Natürlich konnten wir nicht täglich alle Schüler anrufen, aber einmal in zehn Tagen ließ sich das schon machen. Und ich lege größten Wert darauf, dass das an unserer Schule auch geschieht, denn die persönliche Anteilnahme ist ein zentrales Element in unserem ganzheitlichen pädagogischen Profil", erklärt Schulleiterin Brigitte Köhler-Thewes. Digital ganz weit vorn im Kreis ist das König-Wilhelm-Gymnasium in Höxter. "Wir nutzten eine Internet-Plattform, wo unsere Schüler Lernaufgaben für die jeweiligen Fächer erhielten - und die sendeten dann ihre Ergebnisse, Präsentationen, selbst erstellte Lernvideos oder Videoreferate per E-Mail an die Lehrkräfte zurück", erklärt Schulleiterin Heike Edeler. Manche Lerngruppen führten mit ihren Lehrern auch Videokonferenzen durch oder nutzten andere Austauschmöglichkeiten. "Natürlich sind die Lehrer auch telefonisch erreichbar. Zusätzlich kommunizieren wir tagesaktuelle Neuigkeiten oder nützliche Tipps über unsere Homepage", sagt Edeler. Jedem Lehrer selbst überlassen Eine Pflicht, mit allen Schülern zu kommunizieren, besteht auch an der Gesamtschule Brakel nicht: Wert auf den persönlichen Kontakt zwischen Lehrern und Schülern wird aber dennoch gelegt. "In welcher Häufigkeit und wie lange und ob sie überhaupt mit den Schülern sprechen, ist jedem Lehrer selbst überlassen. Daneben ist es mir persönlich aber sehr wichtig, dass unser Schulsozialarbeiterteam auch im Homeoffice für alle Schüler durchgehend erreichbar ist", betont Schulleiterin Sandra Florsch. Zur Gelassenheit ruft Thomas Novian, Leiter der Peter-Hille-Realschule in Nieheim, auf. "Auch ein Schüler, der in Normalzeiten drei Wochen krank war, kann den verpassten Stoff nacharbeiten und die Versetzung schaffen. Wir werden trotz der Schulschließung den Lehrplan für dieses Halbjahr erfüllen, da bin ich zuversichtlich. Wichtig ist, dass die Motivation erhalten bleibt und - da tun wir alles, was wir können", sagt Novian. Freitag war der letzte Heim-Schultag. Viele Home-Schooling-Eltern werden tief durchatmen und inständig hoffen, dass es nach den Osterferien wieder normal weitergeht.

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