
Kreis Höxter. In Boffzen zerstören Anfang Mai Unbekannte auf der Anlage des Tennisvereins Bänke und Tische, Papierkörbe und Fahrradständer. In Brakel toben sich Randalierer im März in dem leer stehenden früheren Hotel am Kaiserbrunnen aus. Feuerlöscher werden entleert, Türen aufgehebelt und Computer beschädigt. Sachschaden: rund 10.000 Euro. Und im November vergangenen Jahres dringen Randalierer in die Hütte der Pfadfinder in Ottbergen ein und verwüsten sie. Drei Fälle aus jüngster Zeit, über die die NW berichtete. Und jedes Mal entkamen die Täter unerkannt.
„Die Aufklärungsquote ist niedrig", sagt auch Polizeisprecher Andreas Hellwig. Lediglich in 29,6 Prozent der Fälle im vergangenen Jahr konnten die Täter ermittelt werden. „Die meisten Vandalismus-Taten passieren nun mal nachts. Es gibt selten Augenzeugen. Nur wenige Täter werden auf frischer Tat ertappt. Meist werden die Sachbeschädigungen erst am nächsten Tag oder sogar Tage später entdeckt", nennt Hellwig Gründe, warum die Täter häufig nicht zur Verantwortung gezogen werden können.
Eine Zunahme von Vandalismus-Fällen gibt es nach Aussage Hellwigs aber nicht. Im Gegenteil. Im vergangenen Jahr wurden 784 Sachbeschädigungen im Kreis Höxter angezeigt, im Jahr davor waren es 791. Und in den Jahren 2013 bis 2017 wurden im Schnitt 895 Fälle registriert. In diesem Jahr musste die Polizei bislang 240-mal Sachbeschädigungs-Delikte aufnehmen.
Häufig sind Autos Ziel der Attacken
Häufig sind Autos Ziel der Attacken. Unter den 784 Fällen des vergangenen Jahres waren 300 Autos, an denen Randalierer ihre Wut ausließen. Kratzer im Lack, abgerissene Außenspiegel, abgebrochene Antennen, zerstochene Reifen oder durch Fußtritte demolierte Karosserien sind die häufigsten Schäden. Auch hier ist insgesamt ein Rückgang zu verzeichnen. In den Jahren 2013 bis 2017 gab es im Schnitt 322 Fälle.
351-mal trieben Randalierer auf Straßen, Wegen und Plätzen ihr Unwesen. Die Fälle von demolierten Bushaltestellen, umgeknickten Verkehrsschildern oder herausgerissenen Leitpfosten sind ebenfalls rückläufig. In den Jahren 2013 bis 2017 wurden im Schnitt 437 Straftaten dieser Art gezählt.
„Wir haben seit einigen Jahren immer mal wieder mit Vandalismus zu kämpfen", berichtet auch Brakels Bürgermeister Hermann Temme. Eine Zunahme solcher Delikte kann er nicht erkennen. Die Fälle seien im Vergleich zu den Vorjahren eher gleich geblieben. „Im schulischen Bereich oder in der Jugendfreizeitstätte geht Vandalismus oft mit Einbrüchen einher", ist seine Erfahrung.
Gebäude mit Farbe besprüht
„Leider werden auch immer wieder Gebäude mit Farbe besprüht", sagt Maria Komm, Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule Brakel. Auch Michael Auffenberg, stellvertretender Leiter der Gesamtschule Brakel, berichtet: „Vandalismus ist an der Gesamtschule ein Thema. Aber in den vergangenen Jahren ist die Anzahl der Fälle nicht gestiegen."
Bereits im vergangenen Jahr hatte die Stadt Brakel, nachdem es im Schulzentrum am Bahndamm mehrfach zu Sachbeschädigungen gekommen war, den Aufenthalt auf Schulhöfen nur tagsüber bis zum Einbruch der Dunkelheit, spätestens bis 21 Uhr erlaubt. Außerdem wurde auf dem gesamten Schulgelände ein absolutes Alkoholverbot erlassen. Bürgermeister Temme: „Vandalismus ist eine Straftat und der oder die Täter müssen mit der gebotenen gesetzlichen Härte bestraft werden." Jeder Vorfall werde konsequent zur Anzeige gebracht.
Das wird auch bei der Stadt Höxter so gehandhabt. Alle Fälle von Vandalismus an städtischen Gebäuden würden angezeigt, betont Sebastian Vogt, Sprecher der Stadt Höxter. „Maßnahmen, wie zum Beispiel die Auszahlung von Belohnungsgeldern für Meldungen, haben sich in der Vergangenheit jedoch nicht bewährt", so Vogt.
Schäden in Höhe von 40.000 Euro in Kirchen
Auch vor Kirchen machen Randalierer keinen Halt. Im Jahr 2017 verursachten Vandalismus und Diebstähle in Kirchen im Erzbistum Paderborn einen Schaden von rund 40.000 Euro. Das Erzbischöfliche Generalvikariat hat deshalb reagiert. Wenn Kirchen renoviert werden, gibt es die verpflichtende Auflage, den Gottesdienstraum mit Glasfronten. Windfängen oder Gittern abzutrennen und nur noch Eingangsbereiche für Besucher zu öffnen.
Der Vandalismus in Wäldern und auf Wanderwegen hält sich nach Auskunft von Werner Hoppe, stellvertretender Hauptvorsitzender des Eggegebirgsvereins, mittlerweile in Grenzen. Früher seien häufiger Wegweiser oder Wanderschilder beschmiert oder zerstört oder Wanderhütten demoliert worden. Heute komme das nur noch ganz selten einmal vor. „Leute, die in den Wäldern wandern, sind wohl überwiegend friedliche Menschen", vermutet Hoppe. Hin und wieder komme es mal vor, dass ein Wanderschild verschwindet. „Aber das sind dann keine Randalierer, sondern wohl eher Souvenirjäger."
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