
Kreis Höxter. Das gesetzliche Handy-Verbot an Frankreichs Schulen hat auch in Deutschland eine Debatte ausgelöst. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar Public befürworten 86 Prozent der Deutschen ein solches Verbot nach französischem Vorbild. Die Neue Westfälische hat sich bei einigen Schulen im Kreis Höxter umgehört, wie sie mit diesem Thema umgehen.
In der Grundschule am Nicolaitor in Höxter gilt ein generelles Handyverbot. „Wir wollen keine Handys in der Schule, allein schon aus ganz pragmatischen Gründen", sagt Schulleiter Ingo Kortmann. „Die Geräte können verloren gehen oder runterfallen. Darauf machen wir die Eltern aufmerksam." Kortmann sieht auch keine Notwendigkeit, Smartphones in den Unterricht mit einzubeziehen. „Ich sehe da keinen Mehrwert. Die Kinder arbeiten aber mit Tablets. Das Display ist größer, und die Kinder kommen mit ihrer Feinmotorik besser mit Tablets zurecht." Von einem gesetzlichen Verbot hält Kortmann nichts: „Ich setze auf die Kraft der Vernunft. Man muss nicht alles gesetzlich regeln." An seiner Schule werde das Handyverbot beachtet, Verstöße gebe es „so gut wie gar nicht".
„Wir können den Kindern nicht verbieten, ihr Handy mitzubringen", meint Claudia Redemann, Leiterin der Grundschule in Ottbergen, „es muss aber ausgeschaltet in der Tasche sein." Sie rate allerdings den Eltern, darauf zu achten, dass Kinder grundsätzlich Wertgegenstände zu Hause lassen. „Aber wir greifen nicht in die Erziehung der Eltern ein." Eine Handynutzung im Unterricht könne sie sich nur im Rahmen eines Projekts vorstellen. Generell aber müsse sich eine Grundschule den Neuen Medien stellen. „Wir nutzen sie bereits im Unterricht."
„Handys sind bei uns nicht gestattet", teilt auch Elmar Happe, Leiter der Lüchtringer Grundschule, mit. „Am besten ist es, wenn die Kinder sie gar nicht mitbringen." Sinnvoll findet er es, wenn Kinder auch schon in der Grundschule mit Neuen Medien, wie Tablets, arbeiten. „So können wir den Kindern zeigen, wie man mit dem Internet umgeht und welche Gefahren lauern."
Ausnahmen für den Unterricht
Auch in den weiterführenden Schulen ist die Handynutzung weitgehend tabu. Es gibt aber Ausnahmen.
Das König-Wilhelm-Gymnasium in Höxter hat nach Auskunft von Schulleiterin Heike Edeler ein „klares Handy-Konzept". Grundsätzlich sei die Nutzung von Smartphone und Co. in der Schule untersagt. „Es sei denn, eine Lehrkraft erlaubt es, das Smartphone in bestimmten Unterrichtszusammenhängen zu nutzen, zum Beispiel für eine kurze Recherche." Oberstufenschüler dürften in den Pausen in bestimmten Bereichen des Schulgebäudes Handys auch privat nutzen.
"Gesetzliche Regelung nicht hilfreich und auch nicht zeitgemäß"
Auch in der Höxteraner Sekundarschule werden Smartphones gelegentlich im Unterricht genutzt, wie Schulleiter Klaus Leweke berichtet. Ansonsten müssten die Handys ausgeschaltet bleiben. Bei Verstößen würden die Geräte für den Rest des Tages eingezogen. „Kommt das öfter vor, werden die Eltern zu einem pädagogischen Gespräch gebeten", sagt Leweke. Von einem gesetzlichen Verbot wie in Frankreich hält er nichts. „Ich bin kein Freund gesetzlicher Regelungen. In diesem Fall wäre das nicht hilfreich und auch nicht zeitgemäß."
Gegen ein gesetzliches Verbot ist auch Benedikt Marpert, Leiter des Gymnasiums in Beverungen. „Das halte ich für überzogen. Ich würde mich vom Staat bevormundet fühlen. Ich denke, die Schulen sollten zu eigenen Umgangsformen kommen können." Am Beverunger Gymnasium gebe es ein generelles Handy-Nutzungsverbot. Wer dagegen verstößt, muss, wie in der Höxteraner Sekundarschule, sein Handy für den Rest des Tages abgeben. Bei „Wiederholungstätern" könne es passieren, dass das Gerät auch für mehrere Tage einbehalten wird.
Oberstufenschüler dürfen das Handy in der Pause nutzen
Auch in den Brede-Schulen in Brakel ist nach Auskunft von Schulleiter Matthias Koch die Handynutzung nicht gestattet. Oberstufenschüler allerdings dürften in den Pausen im Aufenthaltsraum zu ihren Handys greifen.
Die liberalste Regelung hat das Gymnasium in Steinheim getroffen: Hier dürfen alle Schüler in den Pausen ihre Handys benutzen. „Wir haben sogar ein eigenes Schüler-W-Lan", berichtet Schulleiter Marko Harazim. Allerdings habe man einen Filter fürs Internet vorgeschaltet, der verhindern soll, dass die Schüler Seiten mit extremistischen, gewaltverherrlichenden oder pornografischen Inhalten besuchen können. Harazim schließt allerdings nicht aus, dass angesichts der gegenwärtigen Diskussionen zu diesem Thema die Schulkonferenz noch einmal beraten und eventuell eine neue Entscheidung treffen wird.