
Lüchtringen/Norbotten County. Voller Freude und mit leicht vor Stolz geschwellter Brust blickt Riccardo Cataldi auf den Tisch vor sich. Dort aufgebaut der bisherige Fund seines Lebens: mehr als 80 Kilogramm Meteoritenfragmente. Leicht angerostet wirkt das Metall aus dem All wie Schrott, für den Kenner ist es eine wahre Geldanlage. Drei Wochen lang war der Lüchtringer in Schweden unterwegs, um Meteoriten zu jagen. Ein außergewöhnliches Hobby, bei dem Geduld und Ausdauer gefragt sind.
Während andere nach Schweden zum Fischen fahren, macht sich Cataldi mit Metalldetektoren ausgerüstet in den Wäldern auf die Suche nach Meteoriten. Muonionalusta, benannt nach dem Meteoriten, heißt das Gebiet in Norbotten County, in dem Cataldi drei Wochen lang unterwegs war. Das Alter des Meteoriten werde auf etwa 4,5 Milliarden Jahre geschätzt, so Cataldi. „Er ist vor etwa 800.000 Jahren auf die Erde gestürzt."
Kontakt zu Profis, die eine Sendung auf DMAX haben

Ein Experte für Meteoriten war der Lüchtringer nicht immer, „aber schon immer an Astronomie interessiert". Die DMAX-Sendung „Meteoriten-Männer", in der zwei Amerikaner auf der Suche nach Meteoriten um die Welt reisen, hat ihn für das Thema begeistert. „Ich habe jede Folge geschaut. Und mich dann mit den Meteoriten-Männern in Verbindung gesetzt."

Per E-Mail korrespondierten sie. Der 28-Jährige erhielt von den Profis Infos rund um Ausrüstung und Meteoriten-Jagd. Der Plan, selbst einmal ins Feld zu gehen, war schnell gefasst. Ein Jahr Vorbereitung bedurfte es jedoch, bevor es nach Schweden ging. „Man braucht Genehmigungen dafür, unter anderem beim Amt für Archäologie. Aber auch, um einen Metalldetektor überhaupt mit sich zu führen in Schweden."
Mehr als zwei Wochen blieb die Suche erfolglos

Als alle Hürden bewältigt waren, konnte der Lüchtringer mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter nach Schweden aufbrechen. „Tagsüber habe ich etwas mit der Familie unternommen und abends Meteoriten gejagt." Teilweise bis tief in die Nacht, „denn dort wird es jetzt nicht dunkel".
Zuvor hatte Cataldi sich durch eine Facebook-Gruppe mit anderen Jägern in Verbindung gesetzt und in Schweden getroffen. Als Team unterwegs zu sein ist wichtig, denn die Ausrüstung muss von zwei Leuten bedient und getragen werden. Denn wer an die üblichen Metalldetektoren für die Meteoriten-Suche denkt, der irrt. „Sie reichen nicht tief genug", weiß Cataldi.
Deswegen schaffte er sich – auf Anraten der Profis – einen Pulsinduktions-Metalldetektor an. Ein quadratischer Rahmen, den einer der Jäger über den Boden trägt, der andere behält die Messanzeige im Blick. Ist Metall im Boden, macht sich das Gerät lautstark bemerkbar – und erinnert stark an Geräusche von Raumschiff Enterprise oder aus Star Trek. Doch das Signal kann auch trügerisch sein. „Wir haben auch Patronen oder Metallschrott gefunden", so Cataldi.
Erfolglose Suche - dem Aufgeben nahe
In den ersten zwei Wochen war er in Begleitung eines Norwegers. „Wir haben nichts gefunden." Zwar habe er sich darauf eingestellt, ohne Fund die Heimreise anzutreten, die Enttäuschung war jedoch groß. „Ich war kurz davor, meine Ausrüstung gegen Meteoriten von anderen Jägern, die ebenfalls dort waren, einzutauschen."
Doch zum Glück hat Cataldi Ausdauer bewiesen und weitergemacht. Mit einem Österreicher bildete er ein Team in der dritten Woche. Und die Mühe hat sich gelohnt: „In den letzten zwei Tagen wurden wir fündig", berichtet der Lüchtringer erfreut. Vier Teile des Meteoriten hat das Duo gefunden. Insgesamt mehr als 30 Kilogramm schwer.
Funde in bis zu 2,40 Meter Tiefe
Und das wäre wohl nicht der Fall gewesen, hätte Cataldi nicht in die Ausrüstung investiert. Denn mit der größeren Spule in dem Gerät, konnte der Boden tief genug abgesucht werden. „Wir haben die Meteoriten in 1,40 Meter und 2,40 Meter Tiefe gefunden."
Bevor es ans Graben ging, wurde zur Sicherheit erst noch einmal mit einem weiteren Gerät getestet, ob es etwas zu entdecken gibt. Denn der rote Sand, welcher dort zu finden ist, führe die Sucher häufig in die Irre. „Dieser Sand ist auch metallisch, deswegen schlägt das Gerät dann auch aus." Profis, wie die russischen Meteoriten-Jäger, „ein weltbekanntes Team in der Szene", die Cataldi in Schweden getroffen hat, „hören, ob es sich um den Sand oder Meteoriten handelt, nur allein an dem Ton des Gerätes".
Auf ein international bekanntes Team aus Russland getroffen
Das Treffen des russischen Teams in dem Streufeld – so nennt man den Bereich, in dem die Meteoriten nach dem Einsturz verstreut sind –, machte dem deutsch-österrischen Duo Hoffnung, an der richtigen Stelle zu suchen. „Die Felder sind etwa drei mal zehn Kilometer groß. Aber bei diesem Meteoriten nimmt man an, dass er in einem Gletscher war und so immer weitergetragen wurde." Zudem seien auch schon viele Jäger zuvor dort gewesen, einige Tonnen seien bereits aus der Erde geholt worden, so Cataldi.
Seinen Fund will er nun teils zu Geld machen – rund 300 Euro pro Kilogramm gebe es –, einen Teil wolle er behalten. „Ich muss ihn aber haltbar machen, weil er sonst noch stärker rostet." Erst, wenn das Fragment aufgearbeitet ist, kommt seine wahre Schönheit zur Geltung – ähnlich wie bei Diamanten. Und die nächste Suche soll bald folgen. Dann will der 28-Jährige in der Wüste suchen – in Chile oder Marokko.