Höxter

So üben Höxteraner Soldaten für den Ernstfall

Das ABC-Abwehrbataillon 7 probt in Sachsen-Anhalt die Bündnisverteidigung

Bereit fürs Gefecht: Die Soldaten dürfen vom Gegner nicht entdeckt werden. Sie sind getarnt und bewegen sich am Boden. Sie rechnen jede Sekunde damit, dass der Gegner auftaucht. | © Amina Vieth

Amina Vieth
24.03.2017 | 24.03.2017, 18:47

Altengrabow/Höxter. Die Aufgaben werden vielfältiger für Soldaten. Jahrelang waren die Frauen und Männer zur Stabilisierung und Sicherung in Krisengebiete gereist, nun wird ein anderer Auftrag reaktiviert: die Bündnisverteidigung. Wenn es nötig ist, müssen deutsche Soldaten Länder der NATO-Bündnispartner verteidigen. Um für diesen Auftrag gewappnet zu sein, probt das ABC-Abwehrbataillon 7 aktuell auf dem Truppenübungsplatz in Altengrabow in Sachsen-Anhalt.

Kommandeur Marc Michalek erklärt, was die Übung von vorherigen unterscheidet: „Wir üben ein Bündnisverteidigungsszenario, das ist anders als für die Einsätzen vorher." Sonst haben sich die Soldaten offen in den Auslandseinsätzen gezeigt, mit ihren Fahrzeugen und ihrer Ausrüstung. Sie sollten Sicherheit und Stabilität vermitteln. Jetzt nutze man wieder Tarnung für Soldaten und Fahrzeuge, ziehe sich wieder mehr ins Gelände oder den Wald zurück.

Mittendrin: Kommandeur Marc Michalek begleitet die Soldaten während der Übung und macht sich ein Bild ihrer Leistungen. - © Amina Vieth
Mittendrin: Kommandeur Marc Michalek begleitet die Soldaten während der Übung und macht sich ein Bild ihrer Leistungen. | © Amina Vieth

Denn der Auftrag lautet Landesverteidigung, nicht Sicherung. „In den vorigen Jahren hatten wir andere Schwerpunkte. Da waren wir sehr reaktiv, jetzt wieder proaktiv. Im Weißbuch wird es ,Refokussierung auf Bündnisverteidigung‘ genannt", erklärt Michalek. Das, was die Soldaten in Altengrabow üben, soll – wenn es die Lage erfordert – im Baltikum Anwendung finden. Das Baltikum sei eine befreundete Region, „es ist ein Partner, diesen gilt es zu verteidigen".

Unterkünfte fehlten

Unterstützung: Der Panzer Fuchs kommt den Soldaten im Gefecht zu Hilfe. Der Schütze am Maschinengewehr ist einsatzbereit. - © Amina Vieth
Unterstützung: Der Panzer Fuchs kommt den Soldaten im Gefecht zu Hilfe. Der Schütze am Maschinengewehr ist einsatzbereit. | © Amina Vieth

Aktuell sind 229 Soldaten aus Höxter auf dem Übungsplatz. Zum Wochenende werden es rund 500 sein – wenn das übrige Bataillon nachkommt. Ursprünglich war die Übung mit dem gesamten Bataillon geplant, berichtet Kommandeur Michalek. Doch von den vier zugesagten Unterkünften konnten nun nur zwei bezogen werden. Deswegen wurde das Bataillon in zwei Gruppen geteilt, die nacheinander auf den Truppenübungsplatz gehen. Nur an diesem Wochenende wird gemeinsam geprobt. Doch auch schon bevor das übrige Bataillon nach Altengrabow verlegt wird, muss ein Teil der Soldaten in einem beheizten Zelt schlafen, welches für insgesamt 90 Personen ausgelegt ist. Insgesamt zwei Wochen sind die Höxteraner auf dem Gelände in Sachsen-Anhalt vertreten.

Zwei Jahre im Voraus müssen die Übungsplätze angefordert werden, erklärt Michalek. „Ich mache jetzt schon die Planung für meinen Nachfolger." Zweimal im Jahr soll auf den Plätzen geübt werden, 2016 waren die Höxteraner zweimal in Munster. Altengrabow sei ein eher kleiner Übungsplatz, bietet aber alles, was die Soldaten für die Vorbereitung der Bündnisverteidigung brauchen. „Der Schwerpunkt liegt auf den Schießübungen", sagt Michalek. Schießen am Tag, in der Nacht, Gefechtsschießen und auf kurze Distanz proben die Frauen und Männer.

Die Abläufe müssen sich verfestigen, nachher ganz automatisch funktionieren – vor allem im Ernstfall. Um die Übungen möglichst authentisch zu gestalten, wird mit scharfer Munition geschossen. Am Wochenende aber ruhen die Waffen auf dem Truppenübungsplatz. Lärmbelästigung soll vermieden werden. „Das ist dem Zivilleben angepasst worden", so Michalek. Diese Regel besteht auch dann, wenn es – wie in Altengrabow – kaum etwas in der Nähe des 90.000 Hektar großen Areal gibt.