
Höxter/Steinheim. Schon ein Euro mehr beim Kauf von Kleidungsstücken käme Näherinnen in Fernost zugute. Das sagt Laura Schlütz, junge Mode-Designerin aus Steinheim. Sie empfiehlt, sich vor dem Kleiderkauf über die Produktionsbedingungen und Materialien zu informieren und klärt auf über Greenwashing, Zero Waste und Second-Hand. Eine Chance zum Second-Hand-Shopping bietet sich am Sonntag, 19. Februar, ab 11 Uhr in der Residenz-Stadthalle in Höxter. Dort findet ein großer Second-Hand-Markt statt.
Nur drei neue Teile hat sich Laura Schlütz im vergangenen Jahr gekauft. Und die waren alle Second-Hand, also schon einmal von jemand anderem getragen. Die Studentin hat einen Bachelor in Mode-Textil-Design gemacht und dafür sogar ihre eigene Kollektion entworfen. „20 Prozent Abfall fallen bei der Herstellung eines Kleidungsstücks an. Das meiste davon ist Verschnitt", erklärt sie. Darum hat sie sich bei ihrer Kollektion auf das Prinzip „Zero Waste", also null Abfall, konzentriert.
Aus dem Stoff, der beim Zuschneiden eines T-Shirts übrig bleibt, macht sie noch Mode. Ihr Ziel: Ein eigenes Label. Unter dem Motto „Nichts als Schwarz" lief ihre Kollektion. „Die Mode ist über mehrere Größen tragbar, schlicht, zeitlos und trendüberdauernd", erklärt Schlütz und möchte damit vermeiden, dass man die Kleidung schon nach einer Saison aussortieren muss, weil sie einfach nicht mehr „in" ist.
Siegel kennzeichnen ökologische und soziale Standards
In den vergangenen Jahren sei immer schneller, immer billiger produziert worden. Mittlerweile habe sich der Nachhaltigkeits-Gedanke aber auch auf die günstigen Mode-Ketten ausgebreitet. „Da wird aber eine Menge Greenwashing betrieben", weiß die Studentin.
So könne man zum Beispiel eine Tüte mit den alten Klamotten im Geschäft abgeben und erhalte dann zehn Prozent Rabatt auf neu gekaufte Ware. „Aber damit wird der Konsument ja auch nur wieder zum Kaufen angehalten", sagt Laura Schlütz und ergänzt: „Außerdem haben die neuen ,Grünen Kollektionen der Großketten selten offiziell anerkannte Siegel. Da steht Bio drauf, aber es ist nicht immer Bio drin." Außerdem setze Bio noch keine fair gehandelte Ware voraus.
Schlütz empfiehlt deshalb, auf das GOTS-Siegel zu achten. Es steht für ökologische und soziale Standards in der gesamten Produktionskette von Kleidung. Ein Mode-Label, das dieses Siegel trägt, ist zum Beispiel „Armed Angels". Auch Hess-Natur bietet GOTS-zertifizierte Kinderkleidung an.
Länger tragbar durch höhere Qualität
Natürlich wirken sich diese Standards auf den Preis aus. Davon ginge aber der größte Teil an den Verkäufer und nicht an die Designer oder gar an die Näherinnen in Bangladesh, sagt Schlütz. „Diese Mode hat außerdem den Vorteil, dass man keine Schadstoffe direkt auf der Haut trägt. Man trägt sie länger, weil die Qualität bei Material und Fertigung einfach besser ist", fügt sie hinzu und rät: „Weniger kaufen, dafür aber bewusster."
Nicht jeder kann sich das leisten, deshalb seien Second-Hand-Märkte eine gute Alternative. „Man kauft doch heute so Vieles gebraucht, Autos, Möbel, warum also nicht auch Kleidung?", fragte sich deshalb auch Collin van Endert von Heco Veranstaltungen und begann mit der Organisation von Second-Hand-Märkten.
Seit 2003 ist er nun schon dabei. Mehr als 30 dieser Märkte veranstaltet er im Jahr an verschiedenen Standorten. Zweimal im Jahr ist er am selben Ort. Einmal im Herbst, einmal im Frühjahr. Passend zur Jahreszeit wird auch die Mode angeboten.
Am Sonntag, 19. Februar, findet so ein Second-Hand-Markt in Höxter in der Stadthalle statt. Er ist sich der sozialen Verantwortung der Bekleidungsindustrie bewusst. „Heute arbeiten die Mitarbeiter in Fernost für ein paar Hundert Euro, von denen man aber nicht leben kann", sagt er und möchte mit seinen Märkten gegensteuern.