Höxter

Wie Kinder spielerisch fasten lernen

Aschenkreuz: Die närrischen bunten Tage sind vorbei und für viele Christen beginnt nun die Zeit des Verzichts.

Startklar: Die Vorschulkinder Emily (v.l), Marko, Lukas, Philipp, Ben, Mara, Marie und Mirja bereiten sich in der katholischen Kindertagesstätte St. Johannes Godelheim auf die Fastenzeit vor. Das Holzkreuz und die Osterkerze sind selbst gebastelt. Die Luftschlangen im roten Topf sollen an Aschermittwoch verbrannt werden. | © Nora Pfützenreuter

Nora Pfützenreuter
10.02.2016 | 10.02.2016, 16:59

Höxter. Versteckt liegen die Süßigkeiten von Karneval ab heute in vielen Haushalten. Am Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit. Wie erklären die katholischen und evangelischen Kindergärten in Höxter den Kindern den Sinn der Fastenzeit?

"Wir wollen ihnen vermitteln, dass aus altem Vergänglichen neues Leben entsteht", erklärt Sylvia Schlossarczyk, Leiterin der katholischen Kindertagesstätte St. Johannes Baptist in Godelheim. Daher würden sie am Aschermittwoch die Luftschlangen verbrennen, die in der Karnevalszeit den Gruppenraum dekorierten, verrät sie. Die dabei entstandene Asche werde sie zusammen mit den Kindern mit Erde vermischen und darin Ostergras und Blumen pflanzen, die zu Ostern blühen sollen.

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Die Symbolik der Asche spielt am Aschermittwoch auch im katholischen Kindergarten St. Marien in Lütmarsen eine Rolle. "Wir verbrennen keine Luftschlangen, aber bringen Kaminasche mit", sagt Kita-Leiterin Susanne Schwenzner. Den biblischen Gedanken, dass der Mensch aus Asche besteht und zu Asche zurückgeht, wollen sie kindgerecht erklären. "Wir wollen die Kinder nicht ängstigen, es ist ein schwieriges Thema", betont sie. Das Wichtigste sei nach dem christlichen Glauben, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und die Seele bei Gott weiterlebt. Fragen hätten die Kinder selten, doch sie würden von eigenen Erfahrungen wie dem Tod der Oma oder eines Haustieres berichten.

"Wir erzählen Geschichten aus der Bibel und sprechen über alltägliche Dinge", berichtet Schwenzner. In der Fastenzeit möchte sie den Kindern auch vermitteln, im Kindergarten und zu Hause weniger zu streiten. Sie sollen auch lernen zu teilen und bekommen Fastenopferkästchen von Misereor. Darin können sie in der Fastenzeit einen Teil ihres Taschengeldes sammeln, der an Menschen in Not gespendet wird.

"Die Kindergartenkinder sollen erfahren, dass die Fastenzeit beginnt", findet auch Leiterin Regina Hoffmann von der Kindertagesstätte St. Peter und Paul in Höxter. Girlanden und Luftschlangen werden weggeräumt und im Gottesdienst an Aschermittwoch in eine Kiste gepackt.

Anschließend wird die Kiste für alle sichtbar in den Flur des Kindergartens gestellt. Die Kinder, die möchten, bekommen ein Aschenkreuz. Zudem sei geplant, dass sie jeden Freitag Vormittag gemeinsam eine biblische Geschichte vorbereiten, erklärt Hoffmann. "Wir leben die Fastenzeit als Zeit der Besinnung."

In vielen katholischen Kindergärten wird den Jüngsten in der Fastenzeit besonders viel vorgelesen. "Jeden Montag gibt es bei uns eine Geschichte aus dem Leben Jesu", kündigt Sylvia Schlossarczyk an. In der Kindertagesstätte St. Johannes in Godelheim halten die Kinder bis Ostern fünf Mal die Woche eine kleine Andacht. Das erfolgt spielerisch. "Wir lesen einen Kinderpsalm vor, danach malen sie ein Bild dazu", erklärt sie. Alle Bilder werden in einer Ostermappe abgeheftet, die die Kinder am Ende der Fastenzeit mit nach Hause nehmen dürfen. Zudem wird der Weg Jesu auf einem Plakat mit vielen Füßen aufgemalt, die zum Schluss eine Osterblume ergeben.

"Wir vermitteln, dass man auch verzichten kann und bieten mehr Obst als Kekse an", sagt Schlossarczyk. Die Kinder sollen auch lernen zu teilen. "Am Gründonnerstag trinken wir roten Traubensaft und teilen gemeinsam ein Stück Brot."

Auf Süßigkeiten verzichten die meisten Kindergärten in der Fastenzeit - so auch die katholische Kindertagesstätte St. Nikolai. Die evangelische Kindertageseinrichtung "Löwenzahn" in Höxter will ebenfalls Süßigkeiten reduzieren. Weitere Aktionen seien in der evangelischen Einrichtung für die Fastenzeit nicht geplant, eher für Ostern, sagt Leiterin Ulrike Kleinschmager.