Brenkhausen

Atelier: Holzbildhauer arbeitet im Koptenkloster

Kunst: Holzbildhauer Gunter Schmidt-Riedig widmet sich biblischen Figuren und Themen. Er stiftet rund 50 Werke dem Koptischen Kloster, wo er jetzt sein Atelier hat

Konzentriert: Künstler Gunter Schmidt-Riedig fertigt seine nächstes Werk. Es soll Johannes den Täufer darstellen. Die Gesichtskonturen arbeitet er mit Schnitzbeitel und Holzklüpfel in das Holz ein. Er arbeitet ohne Skizze. | © Amina Vieth

Amina Vieth
06.01.2016 | 06.01.2016, 05:34

Brenkhausen. Holzbildhauer Gunter Schmidt-Riedig (72) fertigt biblische Figuren. Einen Teil seines Lebenswerks hat er nun dem Koptischen Kloster gestiftet. Er ist so begeistert von dem Brenkhäuser Kloster und dem Wirken Bischof Anba Damians, dass er in seiner Heimat Aulendorf bei Ravensburg alles aufgab und mit seiner Frau Sybille nach Höxter zog. Im Kloster hat er nun sein eigenes Atelier.

Lebensgroße Figuren in andächtigen Haltungen: Das Holz glänzt, die Konturen sind weich. Im Südflügel des Koptischen Klosters säumen die Figuren den Flur. Es sind alles biblische Figuren oder Szenen, wie Moses mit den Gesetzestafeln, das Mönchstum, Mutter Maria oder Johannes der Täufer. Groß und imposant ist "Die Bergpredigt", mehrere Meter breit und hoch. Ein Jahr hat Schmidt-Riedig daran gearbeitet, erzählt er. Im Kloster sei das Werk gut aufgehoben, da dort jeden Sonntag die Bergpredigt gelesen werde.

In allen Werken Schmidt-Riedigs geht es um die Begegnung mit dem Glauben

In allen Werken Schmidt-Riedigs geht es um die Begegnung mit dem Glauben. Warum die Bibel Thema seiner Arbeiten ist? "Die biblischen Aussagen geben Kraft und Seelenhalt. Ich muss das einfach machen, mein Herz sagt mir das. Es sind für mich wie Predigten in Holz", erklärt Schmidt-Riedig. Es gehe immer um die Begegnung, zwischen Kunst und Material, zwischen Glauben und Mensch. Besonders fasziniere ihn das Thema "Begegnung mit dem Engel": Dieses Motiv greife er immer wieder auf.

Rund 100 Holzfiguren hat Schmidt-Riedig in 17 Jahren gefertigt. Der mittlerweile 72-Jährige hatte sich erst mit 50 Jahren dazu entschieden, hauptberuflich der Bildhauerei nachzugehen. Er sei gelernter Modelltischler, aber schon immer kunstbegeistert gewesen, erinnert er sich. "Als Kind war es schon mein Traum, Holzbildhauer zu werden." Er arbeitet unter anderem mit Apfel-, Birnen-, Linden- und Pappelholz. "Mit allem, was es in der Nähe meiner Werkstatt in Aulendorf gab", so Schmidt-Riedig. Die Stämme bearbeitet er dann mit Schnitzbeitel und Holzklüpfel. So entstehen die Konturen. Für die Feinarbeit verwendet er nur Schnitzbeitel, mit denen er hauchdünn die Holzschichten abträgt, bis eine glatte Oberfläche übrigbleibt. "Es ist alles reine Handarbeit."

Das Besondere sei, dass er ohne Zeichnungen oder Skizzen arbeite. Lediglich ein paar Striche zur Orientierung zeichnet er auf den Holzblock. "Ich habe genau im Kopf, wie es aussehen soll, und arbeite direkt in das Holz hinein", erklärt der Künstler. Je nach Aufwand braucht er nur zwei bis drei Wochen oder sogar mehrere Monate für eine Figur. Ein besonderes Werk sei "Die Bergpredigt". Sie ist mehrere Meter breit und hoch. Fast ein Jahr hat Schmidt-Riedig daran gearbeitet.

Bis vor etwa drei Jahren stellte er seine Kunst noch in ganz Deutschland aus. Doch der Aufwand sei immer sehr groß gewesen, da die Figuren schwer zu transportieren seien. Mit 70 Jahren habe er beschlossen, keine Ausstellungen mehr zu machen und einen festen Platz für seine Werke zu suchen. Zuletzt war seine Kunst in Hannover bei der EKD zu sehen.

Die Hälfte der Exponate habe er verkauft. Sie stehen in Kirchen in Deutschland sowie in der Schweiz oder auch bei privaten Sammlern. Die übrigen rund 50 Holzskulpturen stehen nun im Koptischen Kloster Brenkhausen.

Vor zwei Jahren hat er Bischof Anba Damian kennengelernt und dann das Kloster besucht. "Ich war sofort begeistert von seiner Offenheit gegenüber anderen Gemeinden und Religionen, seiner Herzlichkeit", erklärt Schmidt-Riedig. Das Kloster biete zudem genügend Platz fürs Arbeiten. Weil viele unterschiedliche Gruppen zu Besuch kommen, stehen die Holzfiguren noch immer der Öffentlichkeit zur Verfügung. Zudem unterstützt Schmidt-Riedig bei der Arbeit im Kloster in Brenkhausen. Er leitet Führungen und hält Vorträge.

Begeistert von der gelebten Ökumene, der Offenheit und dem Zusammenwirken

Ob er mit seinen Werken noch mal weiterziehen will? "Nein. Ich fühle mich hier angekommen", betont der 72-Jährige. Auch seine Frau fühle sich in Höxter wohl, das Paar will bleiben. Im Koptischen Kloster begeistern ihn die gelebte Ökumene, die Offenheit und das Zusammenwirken verschiedener Menschen, Gruppen und Religionen.

Zudem könne er im Kloster seiner Leidenschaft weiter nachgehen. Denn die Kunst ruhen lasse, das will er noch nicht. "Ich habe noch so viele Ideen, dass ich 100 Jahre alt werden müsste, um die alle umzusetzen. Solange ich kann, mache ich weiter." Besondere Wünsche, was er noch umsetzen will, hat er aber nicht. "Alles, was mir besonders wichtig war, habe ich bereits gemacht. Und viele Ideen sind wie ein Impuls - plötzlich da. Die mache ich dann einfach." Als Nächstes plant er eine Engel-Ausstellung.