Fürstenberg/Höxter

Bärbel Mihm löst Schlosstheater-Gesellschaft auf

Die Grande Dame des Schlosstheaters geht

Tritt ab: Schlosstheater-Gründerin Bärbel Mihm, die vor 18 Jahren die Gesellschaft gegründet hat, hört auf. Die GmbH wird aufgelöst. | © Schlosstheater Fürstenberg

Mathias Brüggemann
10.07.2015 | 10.07.2015, 19:37

Fürstenberg/Höxter. Eine Ära geht zu Ende: Bärbel Mihm, die Grande Dame des Schlosstheaters Fürstenberg, zieht sich aus dem Theaterleben zurück. Die Schlosstheater GmbH wird aufgelöst. Bärbel Mihm hatte vor 18 Jahren zusammen mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann Detlev Mihm das Schlosstheater gegründet. Mehr als 200.000 Besucher sahen in dieser Zeit die überaus beliebten Revuen in meist ausverkauften Vorstellungen. Jetzt will das langjährige Ensemble-Mitglied Wulf Dominicus eine neue Theater GmbH gründen.

Die Gründe für Bärbel Mihms Ausstieg sind vielfältig. Zum einen ist es der Umzug des Schlosstheaters von Fürstenberg nach Höxter. Da das Schloss saniert wird, ist für die Aufführungen des Schlosstheaters künftig kein Platz mehr. In der jüngsten Saison fand das Schlosstheater in der Höxteraner Residenz-Stadthalle ein neues Zuhause. Doch die Stadthalle musste man sich mit anderen Veranstaltern teilen. Deshalb war das Ensemble mehrfach gezwungen, den kompletten Bühnenaufbau und sehr große Teile der Technik abzubauen, um das ganze Equipment ein oder zwei Wochen später mühsam wieder in der Stadthalle zu installieren. "Das war ein Kraftakt im wahrsten Sinne des Wortes", schreibt Bärbel Mihm auf der Homepage des Schlosstheaters.

Will weitermachen: Wulf Dominicus hat mit einem Kollegen eine neue Theater-Gesellschaft gegründet. - © Simone Flörke
Will weitermachen: Wulf Dominicus hat mit einem Kollegen eine neue Theater-Gesellschaft gegründet. | © Simone Flörke

Ein weiterer Grund sei das geänderte Bühnenrecht. Früher habe sie die Musiktitel aufgelistet und mit der GEMA abgerechnet. Nach dem neuen Recht muss sie sich bei dem jeweiligen Musik-Label, bei dem die Künstler unter Vertrag stehen, oder bei den Künstlern selbst die Genehmigung für die Musiktitel holen und mit ihnen auch abrechnen. "Das ist kompliziert, zeitaufwendig und teuer", sagt sie.

Und sie macht auch keinen Hehl daraus, dass das in dieser Saison geänderte Revue-Konzept längst nicht nur auf Beifall gestoßen ist. "Wir hatten 1.500 Besucher weniger", sagt sie.

Das Schlosstheater Fürstenberg will sich am Freitag, 14. August, von seinen Fans mit einer Abschiedsrevue verabschieden. Und zwar beim Volks- und Schützenfest in Holzminden im Festzelt auf der Steinbreite. Unter dem Motto "Schlosstheater, wie man es liebt und kennt" sollen die Revue-Highlights der vergangenen Jahre noch einmal unter ihrer künstlerischen Leitung zu sehen sein.

Schlosstheater-Revuen soll es aber auch in Zukunft geben. Zusammen mit dem Vördener Stefan Friedrich hat das langjährige Ensemble-Mitglied Wulf Dominicus die Schlosstheater Höxter GmbH gegründet. Mit neuen und bekannten Gesichtern wolle man im Stil des Schlosstheaters Fürstenberg weitermachen, kündigte Dominicus gegenüber der NW an. Das Ensemble für eine neue Revue, die im Januar Premiere in der Höxteraner Stadthalle haben soll, habe man zusammen. "Und wir proben bereits", sagt der Schauspieler, Theaterpädagoge und Regisseur. Zurzeit finden die Proben noch an alter Stätte in Fürstenberg statt. Ab August hat man dann ein neues Domizil in der Aula der Höxteraner Realschule gefunden.

Unter Dominicus? Regie soll es eine Zweieinhalb-Stunden-Revue mit ausschließlich deutschen Liedern und viel Humor geben. "Typisch westfälisch - Männer beim Scheitern im Alltag" laute das Oberthema, der genaue Titel stehe noch nicht fest. "Es ist für jede Altersgruppe und jeden Geschmack etwas dabei. Es gibt Musik von Hildegard Knef über Heinz Erhardt, Jule Neigel bis zu den Ärzten", so der 40-Jährige, der wie bei den Revuen der vergangenen Jahre wieder die Moderation übernehmen wird.

Die Kritik an den Aufführungen der vergangenen Saison sei "angekommen": "Wir haben unsere Schlüsse daraus gezogen", sagt er. "Es geht back to the Roots. Und es gibt ein neues Raumkonzept in der Stadthalle." Die Bühne werde mitten in der Halle stehen, das Publikum drumherumsitzen. "So sind wir wieder näher dran an den Zuschauern."

Auch das Akustik-Problem habe man jetzt im Griff. Statt ausschließlich Live-Musik wie bei der letzten Revue werde es diesmal wieder einen Mix aus Live-Musik, A-cappella-Stücken und Playback geben. "Für die Schlosstheater-Fans ändert sich eigentlich nichts. Sie bekommen weiterhin das, was sie gewohnt waren", verspricht Dominicus.