Ihre Brände sind bekannt

Sie brennen nicht nur für Bellersen: 25 Jahre Edelobstbrennerei bei Brakel

Mit fröhlicher Gelassenheit und hochprozentiger Flüssigkeit werben sie für ihre geschichtsträchtige Heimat Bellersen. Und laden zum Praktikumstag ein.

„Sind sie nicht zum Liebhaben?“, fragt der Mixtourenspezialist der Edelobstbrennerei, Wilfried Kreilos, beim Anblick des tollen Sortiments. | © Josef Köhne

Josef Köhne
14.08.2024 | 14.08.2024, 19:02

Brakel-Bellersen. Im Jahr 2015 feierte das „Dorf B“ aus der bekannten Lektüre der „Judenbuche“ von Droste-Hülshoff seinen 1.000 Geburtstag. Schon damals waren die Bürgerinnen und Bürger stolz auf die vom Heimat- und Verkehrsverein betriebene Edelobstbrennerei. Denn soeben hatte diese für ihre qualitativ hochwertigen Erzeugnisse Urkunden und eine Goldmedaille bekommen. Zurückzuführen sei die gute Qualität des aromatischen „Edlen von B.“ auf die sorgfältige Auswahl der sonnengereiften Äpfel, die auf der jahrhundertealten Streuobstwiese am Schmandberg von Hand gepflückt wurden, berichtete damals der erste Brennmeister Josef Backhaus.

In diesem Jahr feiert die Edelobstbrennerei B. ihr 25-jähriges Jubiläum. Und sie kann nach wie vor hochzufrieden mit ihren vielfältigen, in zunehmendem Maße nachgefragten Erzeugnissen sein. Sichtlich stolz sind HVV-Geschäftsführer Helmut Hasenbein und sein Brenn-Team auf die Geschichte der Edelobstbrennerei, die sich wie eine Erfolgsstory liest.

Es begann alles mit einer Urlaubsreise des damaligen Brakeler Bürgermeisters und späteren Landrats Friedhelm Spieker. Als er am Bodensee in nahezu allen Orten Brennereien entdeckte, kam ihm die Idee, eine solche auch in Bellersen zu etablieren. „Dort sind zahlreiche Streuobstwiesen, die in der Vergangenheit kaum genutzt wurden“, hatte er erkannt und sich Gedanken gemacht, wie man diese für das Konzept des 1992 zum Touristikdorf des Landes NRW gekürte Dorf Bellersen nutzen könnte.

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Zum Start durften nur 50 Liter reiner Alkohol gebrannt werden

Aber auch die großartigsten Ideen treffen in Deutschland immer wieder auf bürokratisch orientierte Bremser. In diesem Fall saßen sie bei der Oberfinanzdirektion Münster. Als 1999 schließlich das Brennrecht für eine sogenannte Abfindungsbrennerei auf dem Tisch des Heimat- und Verkehrsvereins lag, durften anfangs nur 50 Liter reinen Alkohols hergestellt werden.

Die daraus gewonnene Menge an Obstbränden war dann jedoch so schnell vergriffen, dass weitere Pläne reiften. Letztlich wurde die Idee einer kleingewerblichen Obstbrennerei geboren und in den Folgejahren mit Hilfe einer EU-Förderung und viel ehrenamtlichem Fleiß umgesetzt.

In der Edelobstbrennerei stehen die Brennmeister Peter Groß (v. l.), Rudolf Behr, Heinz Künneke, Michael Roßbach und Wilfried Kreilos an der Destille. - © Josef Köhne
In der Edelobstbrennerei stehen die Brennmeister Peter Groß (v. l.), Rudolf Behr, Heinz Künneke, Michael Roßbach und Wilfried Kreilos an der Destille. | © Josef Köhne

„Mittlerweile ist aus den kleinen Anfängen die etablierte Marke B. im Kulturland Kreis Höxter geworden“, lobt der HVV-Vorsitzende Frederik Köhler das ehrenamtlich schaffende Brennteam und plant mit ihm im „Silberjahr der geistigen Bellerser Getränke“ noch eine kleine Jubiläumsfeier. Zuvor aber sind die Bellerser Edelobstbrenner mit einem Stand auf dem Deutschen Käsemarkt in Nieheim vertreten.

„Praktikumstag“ in Bellersen Anfang Oktober

Am 5. Oktober ist zudem ein als Praktikumstag angekündigter Tag der offenen Tür. Dabei werden sich auch die erste und die zweite Edelobstbrenner-Generation vorstellen, interessierten Gästen Auskünfte geben und Proben ausschenken. Und wer einen Edelbrand von den Früchten seiner eigenen Obstgärten haben möchte, der bekommt sogar eine fachmännische Beratung. Angeboten werden außerdem neue Verpackungen, die auf Wunsch der Auftraggeber mit deren Wappen oder Emblemen dekoriert werden.

Im Jahr 2021 setzte ein Hamburger Filmteam den Bellerser Brennern und ihre Arbeit mit dem preisgekrönten Film „Alte Jungs brennen“ ein filmisches Denkmal. Und aktuell ist anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von Hubertus Höke eine neue und informative Homepage erstellt worden. Wer nun noch mehr über die „Edel-Brennherren“ und ihre Edelbrände und -liköre erfahren möchte, der findet dort Infos. Oder er schaut sich die Obstbrennerei selbst im Haus Krus in Ruhe an und lässt sie sich erläutern.