Bei den Schützen in Brakel-Bellersen marschieren auch die Frauen mit Säbeln mit

Brakel-Bellersen. Frauen haben in Bellersen auch schon mal den Säbel in der Hand. Denn das Schützenwesen war und ist dort nicht nur reine Männersache. Aber dazu später mehr. &bdquo;Es gibt eine fast unübersehbare Zahl von Festen und Feiern sowie anderen Veranstaltungen in unseren Dörfern und Städten. Es gibt aber nur ein Fest, das mit vollem Recht das Fest der Feste bezeichnet werden darf: das Schützenfest.“ Diese Sätze stellt der ehemalige, mittlerweile verstorbene Heimatgebietsleiter Horst D. Krus an den Anfang seines Buches über &bdquo;Schützenfest und Schützenwesen“. In seinem Heimatdorf Bellersen wird das Fest der Feste, das von einem festen äußeren Ablauf bestimmt wird, an Pfingsten gefeiert. Und zwar in diesem Jahr zum 450-jährigen Bestehen des Schützenvereins St. Sebastian. &bdquo;Alles wirkt vertraut wie immer – und ist doch immer wieder neu und aufregend“: Das können die Schützen in Bellersen sicherlich unterschreiben. Die Begegnung zwischen jung und alt, das Verschwinden von Unterschieden durch die einheitliche Uniform, die nicht Uniformität, sondern Aufhebung von Schranken bedeute, all das mache das Schützenwesen aus. Und mit Blick auf Bellersen auch der Frauentag: &bdquo;Auch die Frauen ziehen in Formation durch das Dorf, präsentieren mit Fahne und Säbel. Irgendwie ist es wie bei den Männern, aber natürlich völlig anders: bunt und fröhlich, zuweilen laut und schrill, schon fast karnevalistisch. Frühere &bdquo;Überlebensstrategie“ ist heute Kitt für die Gesellschaft Ungekünstelte, von den Müttern und Großmüttern ererbte Ur-Emanzipation mit Charme und Augenzwinkern.“ So Krus. Aus der Not geboren, das Dorf gegen Angriffe von außen verteidigen zu müssen als eine &bdquo;Überlebensstrategie“ (Krus), sei es heute der Kitt für die Gesellschaft. &bdquo;Einst notwendig – heute unverzichtbar“ fürs Dorfleben. Ein Name fällt beim Blick in die Geschichte der Sebastian-Schützen: Elmerhaus von Haxthausen war mit Katharina von Oeynhausen verheiratet, lebte in Abbenburg – und war Gründer des Schützenwesens in Bellersen. &bdquo;,Schütze’ konnten nur Männer von gutem Ruf werden“, heißt es in der Chronik: &bdquo;Unehelich Geborene und Unfreie wurden nicht zugelassen, ebenso wenig Diebe, anstößige, boshafte und unehrliche Leuthe“. Lesen Sie auch: Schützenfeste 2024 im Kreis Höxter: Alle Termine im Überblick Aus Bellersen (und auch aus Nieheim) sei bekannt gewesen, dass Feld- und Gartendiebe öffentlich vor der Schützenschar ihre Fehler bekennen, Strafe zahlen und unter der Fahne niederknien mussten, die dann zur &bdquo;Entsühnung“ drei Mal über das &bdquo;sündige Haupt“ geschwenkt wurde. Anständiges Benehmen gegenüber den Frauen Eine Königin hingegen kannten die historischen Schützenvereine nicht. Aber: Man musste sich anständig gegenüber den Frauen – übrigens keine fremden Frauen waren erlaubt – benehmen. Und: In Bellersen war um 1770 sogar satzungsgemäß niedergeschrieben, dass Schützen auch an der Beerdigung der Frau eines Schützenbruders teilnahmen. Seit etwa 1930 – so ist aus der Chronik zu entnehmen – gibt es in Bellersen &bdquo;zur Verschönerung des Schützenfestes“ außer dem König auch eine Königin mit vier Ehrendamen in besonders festlichen Kleidern. Oberst und Adjutant ritten bis 1970 im Festumzug mit Pferden mit. Bis 1939 fand das Schützenfest alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Kriegerfest statt, von 1940 bis 1947 fiel es komplett aus. Seit 1948 wird jährlich an drei Tagen gefeiert. Und seit 1971 haben die Schützen in Bellersen ihre neuen Statuten, nach denen sie auch ein kultureller Verein sind und die Pflege des Kriegerehrenmals im Ort übernommen haben. Und nun kommen wieder die Frauen ins Spiel: Am letzten Tag des Schützenfestes – so steht es in der Chronik – findet seit Jahrzehnten in Bellersen ein Frauenumzug statt. &bdquo;Mit Musik werden die Fahnen der Jungschützen und Altschützen abgeholt, und dem Pfarrer wird anschließend ein Ständchen gebracht. Nach dem Umzug ist gemütliches Beisammensein im Festzelt. Dieses Frauentreffen beginnt morgens um 9 Uhr und dauert gewöhnlich vier bis fünf Stunden.“

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