Verwirrung am Dorfeingang: Ortsschild aus dem Kreis Höxter taucht im Lippischen auf

Brakel/Schieder-Schwalenberg. Als er Sonntagmorgen vom Krötensammeln am Schiedersee kam und nach Hause fuhr, war es ihm noch nicht aufgefallen. Wer achtet schon auf Ortseingangsschilder auf dem altbekannten Heimweg? Doch dann sei er gegen Mittag von einem aufmerksamen Bürger auf den Streich aufmerksam gemacht worden, berichtet Bürgermeister Jörg Bierwirth: Irgendein Spaßvogel, vielleicht auch mehrere, haben über Nacht das Brakelsiek-Schild ausgetauscht - gegen ein Ortseingangsschild der Stadt Brakel im Kreis Höxter. Bierwirth fuhr also direkt zum Tatort, überzeugte sich von dem Streich und postete sodann ein Foto in den sozialen Netzwerken: Wer hat uns das &bdquo;siek“ geklaut und hängt es jetzt vielleicht am Ortseingang der Stadt Brakel?, fragte er. Er fände die Aktion ja durchaus witzig, seine Aufgabe sei aber, "das aufs Schärfste zu verurteilen, was ich hiermit tue. Außerdem sind und bleiben wir Lipper". Die meisten Kommentatorinnen und Kommentatoren auf Facebook nahmen die Aktion ebenfalls mit Humor - eine schlug sogar vor, sich einfach die fehlenden vier Buchstaben von "Siekholz" zu besorgen. Der Humor kostet Geld Doch es gab auch kritische Stimmen: "Der Humor kostet Geld. Mitarbeiter in Bereitschaft müssen am Wochenende raus. Das ist halt nicht lustig." Und so war es dann auch: Kaum vom Bürgermeister informiert, fuhr ein Mitarbeiter der Straßenmeisterei Schieder Sonntagmittag gen Brakelsiek, brachte ein Ersatzschild an und lagerte das Brakel-Schild ein. Wer von Schieder ins Dorf fährt, wird nun mit den Worten: "geschlossene Ortschaft - Ersatz-Ortstafel" empfangen. Vielleicht, sagt Sven Johanning, Sprecher der Straßenbaubehörde Straßen.NRW, tauche das Brakelsiek-Schild ja wieder auf. Ansonsten werde es einige Zeit dauern, bis eine Neuanfertigung montiert werden könne: "Schließlich gibt's die Schilder ja nicht von der Stange." Deshalb gibt es seit geraumer Zeit die Ersatzschilder, von denen die Straßenmeistereien einen kleinen Vorrat haben, denn der Diebstahl von Ortseingangsschildern sei gar nicht so selten, berichtet der Pressesprecher. 1,6 Millionen Diebstähle pro Jahr Laut ADAC werden in Deutschland jedes Jahr etwa 1,6 Millionen Verkehrsschilder gestohlen - zum Beispiel Tempo-Schilder, die als Geschenk anlässlich runder Geburtstage dienen, oder Schilder, die als Dekorationselement, Souvenir oder Sammlerstück gebraucht werden. Besonders beliebt seien kuriose oder bekannte Ortsnamen, zum Beispiel Wacken, weltweit bekannt durch das gleichnamige Heavy-Metal-Festival. Laut ADAC kostet ein Ortsschild rund 130 Euro plus Montage. Wer ein Schild klaut, begeht übrigens eine Straftat - Diebstahl, Sachbeschädigung oder gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr kommen als Tatbestände infrage: "Die Schilder haben ja eine verkehrsrechtliche Bedeutung, da sie eine Tempobeschränkung auf 50 km/h markieren", unterstreicht Sven Johanning. Seine Behörde, die in diesem Fall als Straßenbaulastträger für die Wiederbeschaffung des Ortseingangsschildes zuständig ist, hat inzwischen jedenfalls Kontakt zur Stadt Brakel, nachdem die LZ sich dort telefonisch nach der etwaigen Sichtung des Brakelsiek-Schildes im Stadtgebiet erkundigt hatte. Bei der Verwaltung war das fehlende Brakel-Schild bis dahin noch nicht aufgefallen, sagte Pressesprecherin Anja Hegener. &bdquo;Mit Herrn Johanning von Straßen.NRW ist abgesprochen, dass wir uns mit ihm in Verbindung setzen, falls das Schild hier abgegeben wird. Wir würden dann die Schilder austauschen.“ Brakelsieks berühmter Sohn Möglich natürlich auch, dass das Schild im Haus eines leidenschaftlichen Sammlers einen Ehrenplatz gefunden hat. Schließlich ist Brakelsiek das Heimatdorf von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Damit dürfte das Ortsschild aus dem lippischen Südosten auf der Beliebtheits- und Bekanntheitsskala der Jäger und Sammler direkt hinter Wacken kommen.

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