Nach 170 Jahren: Ordensschwestern verlassen Brakel

Brakel. Es waren zwei Vincentinerinnen, Schwester Paula und Schwester Katharina, die am 14. April 1850 die Ordensniederlassung der Kongregation der Barmherzigen Schwestern des Heiligen Vincenz von Paul in Brakel begründet hatten. 170 Jahre und drei Monate später sind es mit Anselma und Sigrun wieder zwei Schwestern, die als letzte ihres Zeichens die Niederlassung auf immer schließen. In Brakel ist eine kirchen- und sozialgeschichtliche Ära zu Ende gegangen. Die in der Stadt außerordentlich beliebten Vincentinerinnen haben den Krankenhausstandort wesentlich geprägt. Eigentlich waren es ja drei Schwestern, die die letzten Jahre der Vincentinerinnen am Klosterstandort Brakel geprägt haben. Die jüngste von ihnen, die aus Thüringen stammende Schwester Cornelia Gremmler (69), war bereits im Mai in eine Alteneinrichtung am Vincentinnerinnen-Standort in Paderborn gewechselt. Als tätige Kraft. Das muss man dazu sagen, denn drei Brakeler Vincentinerinnen waren älter also so manche der von ihnen betreuten Bewohner. Wegen der Coronakrise sollten aber die älteren Schwestern, die aus Merlsheim stammende Schwester Anselma Koch (84) und die zuletzt als Oberin fungierende und aus Herne stammende Schwester Sigrun Baer (80), zunächst noch weiter im Brakeler St. Antonius Seniorenzentrum bleiben. &bdquo;Das war ein großes Glück für unsere Einrichtung, denn gerade im seelsorgerischen Bereich und an den Wochenenden haben die beiden Schwestern bereits durch ihre bloße Anwesenheit einen wichtigen Dienst für unsere Bewohner geleistet", berichtet Einrichtungsleiterin Beatrix Wottke. Aufschub bis nach dem Liborius-Patronatstag Eigentlich hätten die drei Schwestern bereits im Mai gemeinsam abgezogen werden wollen. Nun wurde den letzten beiden noch ein Aufschub bis nach dem Liborius-Patronatstag gewährt. &bdquo;31 Jahre habe ich hier in Brakel gewirkt. Der Abschied ist für mich sehr schmerzhaft, aber ich will versuchen, es mir nicht anmerken zu lassen", verrät Schwester Anselma. &bdquo;Es waren nicht nur angenehme und rosige Jahre in Brakel, sondern es waren vor allem arbeitsreiche und oft auch dornige Zeiten", sagte Pfarrer Wilhelm Koch, der jeder Schwester einen Rosenstrauß entsprechend ihrer Jahre in Brakel überreichte. 31 Rosen für Anselma, 16 für Sigrun und fünf für Schwester Cornelia. Auch die Generaloberin aus dem Paderborner Mutterhaus, Schwester Katharina Mock, war zur Verabschiedung nach Brakel gekommen. &bdquo;Als Vincentinerinnen sind wir in Brakel von Anfang an sehr gut aufgenommen worden", betonte die Generaloberin. Das lässt sich auch aus der Chronik belegen: &bdquo;Für ihr Auskommen waren die Schwestern darauf angewiesen, im Ort zu kollektieren. Und wenn die Brakeler die Schwestern nicht so gut unterstützt hätten, wäre das Engagement an diesem Standort sicher bald beendet gewesen", sagte Generaloberin Schwester Katharina. Die lange Hospitaltradition in der Hansestadt Christian Jostes, Geschäftsführer der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge als Träger des Seniorenzentrums, hob das segensreiche Wirken der Vincentinerinnen in Brakel hervor. &bdquo;Leider dürfen wir kein großes Fest ausrichten, wie es unsere Schwestern verdient hätten. Zumindest spielt aber das Wetter mit bei dieser kleinen Freiluftverabschiedung", sagte Jostes. Im Beisein vieler Heimbewohner und rund 40 geladener Gästen fand im Garten der Einrichtung ein Abschiedsgottesdienst mit Pfarrer Koch und Konzelebranten statt. Auch Bürgermeister Hermann Temme lobte das Wirken der Vincentinerinnen und erinnerte an die lange Hospitaltradition in der Hansestadt. Seit 1304 ist dort das Heilig-Geist-Hospital urkundlich erwähnt, eines der frühesten Krankenhäuser in ganz Deutschland. &bdquo;Die Vincentinerinnen haben 170 Jahre lang diese Tradition in die Gegenwart weiterentwickelt", sagte Temme. Am Standort des heutigen Seniorenzentrums befand sich nicht nur bis heute das Kloster, sondern auch das frühere St.-Vincenz-Hospital. Kirchenfenster aus der früheren Kapelle Ein besonderes Geschenk von Pfarrer Koch und Geschäftsführer Jostes sollen an das Wirken der Vincentinerinnen in Brakel erinnern: An der Südwand des Innenhofs des Seniorenzentrums ließen sie zwei rund drei Meter hohe, 1961 von Benno Lippsmeier geschaffene Kirchenfenster aus der früheren Kapelle des von den Vincentinerinnen gegründeten Landeshospitals in Paderborn anbringen. Sie sind dem Pfingstwunder und der Marienverkündung gewidmet. Sie wurden restauriert, gerahmt und sollen an die Zeit der Ordensschwestern in Brakel erinnern. Brakel bleibt aber auch weiterhin ein lebendiger Klosterstandort. Im Kloster auf der Brede sind weiterhin rund 20 sogenannte Arme Schulschwestern tätig. Dem Paderborner Mutterhaus der Vincentinerinnen, in das jetzt auch die Schwestern Anselma und Sigrun einziehen, gehören 145 Schwestern an.

Meistgelesen