Brakel. Schon als Kind zog es Anna Sophie Meyer-Fehring immer wieder auf den idyllisch gelegenen Wildhäuser Hof bei Brakel-Modexen, der von ihren Großeltern mütterlicherseits bewirtschaftet wurde. „Meine erste Idee war damals, einen Ponyhof daraus zu machen", erzählt die heute 28-jährige staatlich geprüfte Agrarbetriebswirtin.
„Mädchenträume", sagt sie und lacht. Dass sie einmal auf den Wildhäuser Hof ziehen werde, sei ihr irgendwie immer klar gewesen, und auch, dass sie Landwirtin werden wollte. „Es hat sich alles so ergeben", meint Anna Sophie Meyer-Fehring.
Auf dem elterlichen Hof in Eissen aufgewachsen, hat sie ihre Leidenschaft für die Landwirtschaft entwickelt. Seit 2011 managt sie nun den Wildhäuser Hof mit insgesamt 77 Hektar Land, betreibt ökologischen Ackerbau und artgerechte Tierhaltung. Den Hof hat sie von ihrer Mutter Brigitte Fehring gepachtet.
Mit einem Konzept in der Hand und vielen Ideen machte sich die Jungbäuerin daran, den konventionellen Bauernhof in einen Biohof umzugestalten. Das Wohnhaus wurde kernsaniert, die Stallungen und Wirtschaftsgebäude für die artgerechte Tierhaltung umgebaut.Der Hofladen sei allerdings ganz zufällig entstanden.
»Das erste Tierauf dem Hof war eine Katze«
„Das erste Tier auf dem Hof war eine Katze", erinnert sich Meyer-Fehring und schmunzelt. Dabei ist es natürlich nicht geblieben. Für den Anfang übernahm sie 150 Althennen. Ein Jahr später kam die Bio-Schweinemast mit 219 Mastplätzen hinzu. Die Schweine sind in Gruppen im ehemaligen Kuhstall untergebracht, wühlen im Stroh und können Dank eines überdachten Auslaufs raus und rein laufen. Dann wurde ein Hühnermobil gebaut und weitere 340 Hühner angeschafft.
Mit knapp 500 Legehennen startete die junge Landwirtin die Eiervermarktung. Hauptabnehmer ist das Biogut Rosenthal. Die Bioeier aus dem Hühnermobil sind auch im Brakeler Lebensmittelmarkt Jibi erhältlich und natürlich auch im eigenen Hofladen. Dort werden zudem Biofleisch und -wurst aus der eigenen Schweinemast sowie eine Auswahl an selbst gemachten Marmeladen und Säften angeboten. Ganzjährig gibt es Suppenhühner und Hähnchenfleisch zu kaufen.
Bei der Fleisch- und Wurstproduktion arbeitet die junge Betriebsleiterin mit der Biometzgerei Schäfers aus Asseln zusammen. Seit drei Jahren baut sie auch Bio-Erdbeeren zum Selbstpflücken an. Im nett eingerichteten Hofladen bedient sich die Kundschaft selbst. Auf einem Tisch befinden sich Geldkassette und ein Buch. „Man nimmt sich einfach die Eier oder andere Produkte, trägt die Anzahl in das Buch ein und zahlt dann. Das läuft alles auf Vertrauen", erklärt Anna Sophie Meyer-Fehring das Prinzip. Derzeit ist die Nachfrage nach Bio-Eiern groß: „Wir sind fast jeden Tag ausverkauft."
Über mangelnde Arbeit kann sich die 28-Jährige nicht beklagen. Ihr Arbeitstag gestaltet sich zwischen Stall, Feld und Büro. Im Schnitt kommen da locker zehn Stunden zusammen, in der Erntezeit sind es mehr.
Derzeit ist die Agrarbetriebswirtin dabei die Bioeier-Produktion und Vermarktung deutlich auszuweiten. Langfristig sollen die Eier über den eigenen Laden, Direktvermarkter und über sogenannte „Regional-Theken" in heimischen Supermärkten verkauft werden. So hat sie einen neuen Stall für 6.000 Bio-Freilandhühner bauen lassen. Es ziehen Legehennen der Herkunft „Lohmann braun" – aufgeteilt in zwei Gruppen zu je 3.000 Tiere – in das neue 60 mal 30 Meter große Stallgebäude ein. Pro Tier seien vier Quadratmeter Auslauffläche vorgeschrieben. „Bei uns haben sie sechs", betont Meyer-Fehring. Unter den Hühnern befinden sich auch 60 Hähne. Sie seien sozusagen die Aufpasser und sollen die Hennen ins Freigelände locken. Durch Luken gelangen die Tiere vom Innenstall in den „Wintergarten" (Kaltscharrraum). Von dort geht es durch weitere Luken auf die 3,6 Hektar große umzäunte Freifläche, wo sich die Hennen nach Herzenslust bewegen können. „Im Herbst werden wir hier noch Büsche und Bäume pflanzen, damit sich die Tiere vor möglichen Raubvögeln schützen können. Bis diese aber groß genug sind, werden wir uns mit Rundbögen behelfen", so Anna Sophie Meyer-Fehring.