Rheder

Was macht eigentlich...: Pastor Schink belebt den Barockgarten in Rheder

Für ihn ist es ein Versuch, den Traum vom Paradies nicht verschwinden zu lassen

Schmuckes Kleinod: Das Labyrinth, in dem sich Pastor Siegfried Schink befindet, hat er erst im Frühjahr neu angelegt. Im Hintergrund sind der Schalenbrunnen, der Gambrinusbrunnen und das Wohnhaus des Pastors zu sehen. | © Helga Krooß

29.12.2016 | 29.12.2016, 10:12

Rheder. Vor 15 Jahren kam Pastor Siegfried Schink nach Brakel und war für die Gemeinden in Beller, Hembsen und Erkeln zuständig. In dieser Zeit feierte er auch sein 40-jähriges Priesterjubiläum. Seit vier Jahren ist der heute 74-jährige Geistliche im Ruhestand und lebt in Rheder in einem schmucken Fachwerkhaus, nahe des Schlosses Rheder gelegen. Über Langeweile kann sich Pastor Schink nicht beklagen. Im Gegenteil. Der Glaube an Gott, die Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen und seine Leidenschaft - das Gärtnern - bestimmen nach wie vor seinen Alltag.

So leistet der Pastor im Ruhestand weiterhin seinen Dienst im Pastoralen Raum Brakeler Land, wenn auch im kleinen Umfang. "Ich habe das Glück, wieder so gesund zu sein, dass ich aushelfen kann", sagt er. Es freue ihn, eingebunden zu sein. Zwei Eucharistiefeiern in der Woche seien überschaubar, meint er. Jetzt, über die Feiertage, sei es etwas mehr. Auch zwei Beerdigungen stehen auf seinem Dienstplan.

Wenn Siegfried Schink mal nicht im "Dienst" ist, schenkt er dem Barockgarten seine ganze Aufmerksamkeit, den er vor drei Jahren auf dem Areal des Schlosses Rheder angelegt hat. Mit viel Liebe zum Detail und einem besonderen Gespür für die Natur, hat er innerhalb eines Jahres aus dem einstigen "Eldorado der Maulwürfe" einen ansehnlichen Barockgarten entstehen lassen. Eine friedliche Idylle, die der 74-Jährige jeden Tag aufs Neue zu schätzen weiß. Immerhin ist die Anlage auch ein Stück weit sein zu Hause. Ein mit Rosen-, Lavendel- und Bienenkrautbeeten umgebener Staketenzaum trennt den Barockgarten von seinem Privatbereich mit Wohnhaus.

"Die Arbeit im Garten hört nie auf", weiß Schink. Bis vor kurzem habe er noch Laub beseitigt, das Gehölz geschnitten und die "Ecken" ausgeputzt. "Es ist ein Glücksfall für mich, dass ich die große Fläche neben der Schlossmauer zum Barockgarten ausbauen durfte", zeigt er sich der Familie von Spiegel dankbar, die ihm das Areal überlassen hat. Die wesentlichen Elemente des geometrisch angelegten Barockgartens sind ein imposanter Schalenbrunnen, ein einfaches Wegekreuz sowie vier Grünflächen. Buchsbaumreihen grenzen die grünen Flächen ein.

Eiben, Zypressen, Gehölz- und Beetrabatten unterstreichen das harmonische Bild. Auch antikisierte Säulen und Vasen sowie der von Efeu umrankte Gambrinus-Brunnen verfehlen ihre Wirkung nicht.

In diesem Frühjahr hat sich Siegfried Schink einen weiteren Wunsch erfüllt und ein Labyrinth angelegt. "Ein Labyrinth ist kein Irrgarten. Beim Labyrinth bleibt man immer auf dem Weg, der sehr windungsreich gestaltet ist, während der Weg im Irrgarten oft in einer Sackgasse endet", erklärt der Hobbygärtner den Unterschied. Bis zum Mittelpunkt, ein Baumstamm mit drei Hasen als Symbol der Dreifaltigkeit, legt der Besucher rund 100 Meter zurück. Verschiedene Kräuter und immergrüne Gewächse dienen als Wegbegrenzung. Die Besinnung ist das Ziel. "Man geht in den Mittelpunkt, verweilt hier und geht den Weg zurück, aber mit einer anderen Perspektive", führt Schink aus, der während seiner Tätigkeit in früheren Gemeinden, dort die Pfarrgärten nach seinen Ideen gestaltet hat. Wie auch in Hembsen. "Es ist mein Versuch, den Traum vom Paradies nicht verschwinden zu lassen", betont Pastor Schink.

Von den damals angelegten Gärten existiere heute keiner mehr, bedauert er. Das müsse man wohl in Kauf nehmen. Der Barockgarten in Rheder sei für ihn der erste öffentliche Garten. "Besucher sind jederzeit herzlich willkommen", betont er. Gerade bei Brautpaaren ist der schmucke Garten sehr beliebt, finden sich hier doch viele schöne Motive für Hochzeitsfotos. Für Pastor Siegfried Schink ist es aber mehr als nur ein Garten. "Er ist zunehmend eine religiöse Ausdrucksform für mich geworden, da schon in der Bibel das Paradies am Anfang und am Ende steht", stellt er heraus. Zugleich lässt er dem Garten eine weitere Bedeutung zukommen: "In ihm lernen wir, uns selbst als ein enTeil der Natur zu verstehen. Der Garten lässt den Menschen zur Ruhe kommen. Das Denken ordnet sich von ganz allein". Hat der 74-jährige Geistliche mal nicht im Garten zu tun, widmet er sich der philosophisch-theologischen Literatur. Auf die Zukunft angesprochen meint er: "Wir sollten nicht vergessen, dass wir Jünger für die Ewigkeit werden." Mit diesem Wissen würde unsere Welt ganz anders aussehen, ist er sich sicher.

Bisher erschienen

  • Der ehemalige Kreisdirektor Ulrich Conradi
  • Der ehemalige Polizei-Pressesprecher Peter Schneider
  • Der ehemalige Regierungsvizepräsident Anton Schäfers
  • Der ehemalige SPD-Fraktionschef und langjährige Kommunalpolitiker Peter Greschner