Brakel

Schrottplatz wird zur Partymeile

Entsorgungsbetrieb der Familie Kass aus Brakel feiert 100. Geburtstag

Firmenjubiläum: Peter Kass junior (v. l.), Marlon, Melita, Schwiegertochter Tina, Sascha, Enkelkind Jil und Peter Kass senior. | © Katrin Schubert

21.07.2015 | 21.07.2015, 16:23

Brakel. An Wochenenden gleicht der Schrottplatz der Firma Kass normalerweise einem hermetisch abgeriegelten Raum. Die Überwachungsanlagen sind eingeschaltet und die Zufahrtswege verriegelt, damit niemand unbefugt auf das eingezäunte Gelände geht. Am vergangenen Wochenende war das aber ganz anders: Der Entsorgungsfachbetrieb feierte seinen 100. Geburtstag und hatte den Lagerplatz in eine große Partymeile verwandelt.

„Vor 100 Jahren hat der erste Kass angefangen, Schrott zu sammeln“, erzählte Geschäftsführer Peter Kass auf seiner Jubiläumsfeier. Der erste Kass hieß mit Vornamen Kasper. Er begann mit dem Schrotthandel in Soest. Willi Kass, der Großvater v on Peter Kass, siedelte den Betrieb später nach Paderborn um. Schließlich ging es nach Brakel, wo das Unternehmen noch heute seinen Firmensitz hat.

Das Unternehmen kauft Schrott und Metall von Privatleuten und Gewerbebetrieben an, entrümpelt Häuser, Betriebe und Industriehallen und stellt Container für Haushaltsauflösungen zur Verfügung. Peter Kass führt das Unternehmen in vierter Generation. Und das mit großer Leidenschaft: „Man kann kein Schrotthändler werden, dazu wird man geboren“, sagte er.

Neben dem Unternehmer saß Richard Price, ein Freund der Familie. „Das ist Lifestyle“, fügte er lachend den Worten von Peter Kass hinzu und ergänzte nach einer kurzen Pause: „Im Umkreis von 50 Kilometern kennt er jede Straße.“ Das Einzugsgebiet der Firma liegt im Kreis Höxter, Paderborn, Steinheim und darüber hinaus. Der Unternehmer muss also für seinen Schrott viel fahren. Das macht ihm aber nichts, denn am liebsten sitzt er ohnehin im Lkw und fährt über Land. „Das ist für mich Freiheit“, schwärmte er.

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Brakel: Schrotthändler Kass feiert 100-jähriges Bestehen

Seine Frau, Melita Kass, kümmert sich um die Büroangelegenheiten. „Damit das Fest stattfinden kann, haben wir eine Woche lang den Platz aufgeräumt“, er zählte sie. Schrott hat man deshalb an diesem Wochenende auf dem Gelände des mittelständischen Familienunternehmens am Güterbahnhof nicht zu sehen bekommen. Was man aber immer wieder beobachten konnte, waren leuchtende Kinderaugen: Die Kinder konnten sich bei dem Jubiläumsfest schminken lassen und in einer Hüpfburg austoben.

Eine besondere Attraktion war für viele Kinder ein Geschicklichkeitsspiel im Minibagger. An der Baggerschaufel war ein Seil angebracht, an dessen Ende ein Zylinder befestigt war. Diesen konnten die Kinder vom Führerhaus aus in verschieden große Hülsen stecken. Mit einem anderen Minibagger konnten sie Beton stemmen. Die Bagger hatte die Firma Daniel Knipping bereitgestellt.

Ein Highlight war zudem die Vorführung der Freiwilligen Feuerwehr Brakel. Unter dem Motto „Technische Hilfe“ zeigte der Löschzug, wie man im Notfall ein Auto zerlegt. Für Belustigung sorgte Zauberer Ulli Sonnenberg mit seinen pfiffigen Tricks. Außerdem gab es eine Maschinen- und Geräteausstellung und eine Oldtimershow.

Unter den Oldtimern war auch ein dreirädriger Pritschenwagen des Herstellers Goliath. „In so einem Wagen hat Großvater Willi vor 50 Jahren seinen Schrott gesammelt“, merkte Peter Kass zu dem Modell an. Mit einem Augenzwinkern meinte er: „Der Vorgänger dieses Modells war die Kutsche.“ Eine Überraschung für Kass und seine Familie war die beeindruckende Vorführung der befreundeten Fahnenschwenker aus Borgentreich. Am Abend gab es eine Open-Air-Party mit DJ Richi und Schlagersänger Randolph Rose als Stargast.

Der Erlös aus dem Verkauf der Getränke und Speisen kommt dem Integrativen Kindergarten St. Raphael in Erkeln zugute. Schon vor der Veranstaltung war eine beachtliche Summe zusammengekommen: Peter Kass hatte mit befreundeten Unternehmern und Kaufleuten telefoniert und sie um Spenden gebeten. Über 100 Unterstützer hatte er so zusammenbekommen.