Diese Schützen haben zum ersten Mal in 400 Jahren eine Königin

Borgentreich-Borgholz. Es bleibt in der Familie: das Kleinod der Schützengesellschaft Borgholz. Kai-Uwe Bathe hat die Königskette abgegeben. An seine Mutter Ellen. Die wollte es – und sie machte es – sie schreibt Geschichte: Ellen Bathe ist die erste Königin in 402 Jahren Schützengeschichte in der alten Titularstadt. Die sympathische 54-Jährige wird gemeinsam mit Ehemann und Prinzgemahl Wolfgang – auch der Begriff ist neu in den Borgholzer Statuten – die Schützen beim Fest des Jahres vom 10. bis 13. Juni in Borgholz anführen. Wie sie die schwere Kette tragen wird und was sie selbst tragen wird, darüber hat sich die Borgholzerin bereits Gedanken gemacht – und ganz pragmatisch eine Lösung gefunden. Rückblick: Es war der 1. Mai. Es war der 28. Schuss. Und es folgten Applaus und Jubel. &bdquo;Ich halte drauf“, erinnert sich Ellen Bathe an ihren festen Plan, den Vogel in Borgholz abzuschießen. Der Freundeskreis wusste Bescheid. &bdquo;Ich war recht ruhig.“ Aber es gab ein Problem. Sie war zu klein für das Schießen an dem fest installierten Gewehr am Schießstand. &bdquo;Ich habe mir eine Kiste geben lassen“, erzählt sie schmunzelnd. &bdquo;Und dann immer gefragt: Wo muss ich hinzielen? Antwort: Etwas nach links! Habe ich gemacht – und dann fiel er.“ Und die Freude war groß. Total ergriffen war sie, Ehemann Wolfgang der Erste, der gratulierte und sie in die Arme nahm. Die Kinder Kai-Uwe (28) und Michelle (26) – beide im Hofstaat – sowie der Borgholzer Oberst folgten. &bdquo;Wir sind aus dem Umarmen nicht mehr rausgekommen.“ Sie waren auch schon dreimal in Borgholz im Hofstaat Auch die Kollegen und Lehrer im Job – Ellen Bathe fährt den Bus mit Kindern der von-Galen-Schule in Frohnhausen – haben herzlich gratuliert und fanden’s klasse. Von Anfang an sei sie sich bewusst gewesen: &bdquo;Jetzt bist du Königin. Jetzt beginnt eine neue Tradition.“ Dabei sind die Bathes schon &bdquo;alte Hasen“, was das Feiern von Schützenfesten anbelangt. Nicht nur, dass sie gesellig sind und einen großen Freundeskreis haben: Sie waren auch schon dreimal in Borgholz im Hofstaat gewesen: 2000, 2006 und 2012. Und 2018 machten sie ein &bdquo;Familienschießen“ um die Königswürde, erinnert sie sich. Sohn Kai-Uwe schoss den Vogel ab und übernahm. Nun die Mama. &bdquo;Schön, den Prinzgemahl an meiner Seite zu haben“, sagt Ellen Bathe mit einem Lächeln zu ihrem Mann. &bdquo;Ohne Dich würde ich das nicht schaffen. Wir rocken das Dorf.“ Mit Freundinnen und ihrer Tochter zusammen ist sie damals eingetreten, als die Schützengesellschaft St. Hubertus sich auch für Frauen öffnete. Mittlerweile seien es rund 20 weibliche Mitglieder, berichtet sie. Wolfgang Bathe (56) ist seit 2000 dabei. &bdquo;Weil man mit einem Verein sein Dorf unterstützen sollte“, sagt der Leiter der Montage einer Werkzeugbaufirma überzeugt. &bdquo;Vieles ist durch Corona weggebrochen“, sagt er. Und das ihr Hofstaat Beide wollen – weil sie wissen, wie sehr ein solches Fest die Dorfgemeinschaft zusammenbringt und die Freundschaften vertieft – das nun gern gemeinsam beim ersten Fest des Jahres nach der Pandemie wieder beleben. &bdquo;Oh ja, wir haben es vermisst. Wir sind gern unter Menschen“, sagt die quirlige Königin. Ein Fest für alle solle es werden, kündigen sie an. Und haben schon das Motto ausgegeben: &bdquo;Geile Zeit“, nach einem Song von Ben Zucker. &bdquo;Wir freuen uns auf die Party.“ Sie wissen aber auch, dass viele Menschen wegen Corona noch vorsichtig sind mit großen Menschenansammlungen. Zu ihrem Hofstaat gehören: Katja und Jochen Kersting, Alice Egginger und Kai-Uwe Bathe, Michelle Bathe und Heiner Geisen, Katja Büsse und Uwe Weidner, Barbara und Torsten Formella, Sylvia Tewes und Elmar Nolte sowie Carmen Micus und Frank Schlüter. Schlüter war übrigens 2012 in Borgholz König, als die Bathes bei ihm im Hofstaat waren. Bleibt nur noch zu klären, wie das in diesem Jahr bei den Hubertusschützen mit dem Schützenfest-Umzug und der schweren Kette sein wird: Ja, Ellen Bathe wird im Königinnenkleid den Zug anführen, Ehemann Wolfgang an ihrer Seite im Anzug. Und die schwere Königskette? Die wird auf einem samtbezogenen Unterlage von Jungschützen vorweg getragen, erklärt sie.

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