Pia mischt die Schützenwelt auf

Borgentreich-Muddenhagen. Pia Heise bewegt sich gern. Und gleichzeitig auch etwas in ihrer Umwelt. Mit ihrem Job als Fachangestellte für Bäderbetrieb schlug sie 2017 einen beruflichen Weg ein, auf dem ihr überwiegend Männer begegnen. Im Juli 2020 schloss sie als beste in OWL ihre Ausbildung ab. Die junge Frau aus Bühne ist aber nicht nur dem Schwimmsport verfallen, sondern liebt auch die Geselligkeit des Vereinslebens. Seit Oktober ist sie ganz offiziell die erste Schützenschwester der Muddenhagener Schützenbruderschaft St. Sturmius. &bdquo;Alles fing damit an, dass vor gut fünf Jahren meine Freundin Jana Dürdoth in Muddenhagen Schülerprinzessin wurde und in den Umzügen des eigenen Schützenfestes, des Bezirksschützenfestes und der Nachbarfeste mitmarschieren durfte", erinnert sich Pia Heise. Die Freundin brauchte noch zwei Begleiterinnen. Eine davon wurde Pia. &bdquo;Das Marschieren hat mir dann so viel Spaß bereitet, dass ich das gerne noch weiter machen wollte, meine Freundin aber entwuchs dem Alter einer Schülerprinzessin – und dann verlief das Ganze erst einmal im Sande", denkt die Bühnerin zurück. Einfach mal jemand aus dem Vorstand fragen 2019 folgte dann die Aufnahme in den Hofstaat von Barbara und Stefan Krull. Das Schützenfest fiel zwar pandemiebedingt aus – das Feuer für die Muddenhagener Bruderschaft, in der Pia Heise viele Bekannte und Freunde hat, aber blieb. Sie sei auf die Idee gekommen, den Schützen beizutreten. Erst habe sie Zweifel gehabt: Ob das wohl klappt? &bdquo;Ich habe mit meinem Freund darüber gesprochen und der meinte, ich solle den Vorstand doch einfach mal fragen, was der davon so hält", sagt sie. Gesagt, getan. Heise sprach Schriftführer Heiko Weber an und der meinte direkt: &bdquo;Gar kein Problem, unsere Satzung verbietet das nicht, wie noch in anderen Schützenbruderschaften. Du bist ab sofort aufgenommen. Komm doch einfach zur nächsten Generalversammlung". Negativen Kommentare? Der Tag der Versammlung kam. Die frisch gebackene Schützenschwester hatte zwar erst ein etwas mulmiges Gefühl, da auch viele ältere Muddenhagener Schützenbrüder anwesend sein würden. &bdquo;Als die Versammlung dann lief und ich als neues Mitglied genannt wurde, fielen jedoch keine negativen Kommentare. Es wurde kein Unterschied gemacht, ob ich Mann oder Frau bin, sondern ich wurde als Bereicherung für den Verein aufgenommen", zeigt sie sich erleichtert. Allerdings sei kurz ein Gedanke aufgeblitzt, ob die junge Schützin denn beim Königs- beziehungsweise Königinnenschießen mitmachen dürfe? &bdquo;Natürlich darf sie das", bestätigt Oberst Joachim Dürdoth, der die gleichberechtigte Behandlung von Männern und Frauen im Vereinswesen als &bdquo;lange überfällig" bezeichnet. Königin bleibt Königin Am Tisch von Pia Heise seien die Gespräche dahingehend später noch weitergeführt worden: Wenn Pia die Königswürde erringen würde, und dann Königin wäre, wie würde in diesem Fall ihr Freund Alexander Hoff, der ja an ihrer Seite regieren würde, bezeichnet? &bdquo;Er wäre ja in dem Sinne kein König, nach bisherigem Verständnis", waren die Überlegungen. Vielleicht müsse er irgendwie anders bezeichnet werden. &bdquo;Nein – das ist ganz einfach", erklärt Oberst Joachim Dürdoth.&bdquo;König bleibt König. Und Königin bleibt Königin". Ob der König oder die Königin die Regentenwürde errungen habe, müsse durch Nennung in den Medien und durch äußere Kennzeichen deutlich gemacht werden. Schützenschwester oder schlicht Schützin? Ob sie sich nun als Schützenschwester oder Schützin bezeichne – und wie da die korrekte allgemeine Bezeichnung ist, darüber ist Pia Heise sich nicht sicher. &bdquo;Ich denke, dass es untereinander im Verein eher Schützenschwester heißen wird und von außen schlicht Schützin", überlegt sie. Auf die Frage, warum sie denn nicht in ihrem Heimatort Bühne in den Schützenverein eingetreten sei, hat die junge Frau eine klare Antwort: &bdquo;Seit ich denken kann, hat es mich nach Muddenhagen gezogen, schon im Kindergartenalter war ich immer dort", erinnert sie sich. Mit Sack und Pack So tief verwurzelt mit dem kleinen Ort war es irgendwie klar, dass auch Amors Pfeil sie dorthin leiten würde: Durch ihren Freund Alex wurde die Verbindung noch enger. Schließlich zog die Bühnerin vor zwei Jahren mit Sack und Pack nach Muddenhagen. &bdquo;Hier fühle ich mich sehr wohl und freue mich jetzt schon auf das gemeinsame Marschieren beim Schützenfest", sagt sie.

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