Welpe "Bacardi" überlebt zwei Giftköder - Warnung bleibt bestehen

Borgentreich. Eine Nachricht, die besonders Hundehalter beunruhigen dürfte, macht in Borgentreich weiterhin die Runde: Vor gut zwei Wochen hatte die Stadt vor ausgelegten Giftködern gewarnt. Im Bereich Eggel in Richtung des Liebestales war Brot mit einer violetten Verfärbung aufgefunden worden. Dabei handelte es sich um vergiftete Köder. Alle Hundehalter wurden aufgrund der Gefahr gebeten, ihre Tiere angeleint auszuführen. "Mehrere Hunde sind schwer erkrankt, zwei Todesfälle wurden gemeldet", berichtet Klaus Kaiser aus dem Ordnungsamt. Unter den Hundehaltern geht die Angst um. Kaiser ist in diesem Fall für die Hundebesitzer der Ansprechpartner in der Verwaltung . "Sollte ein Hund einen entsprechenden Köder gefressen haben, sollte das Tier sofort von einem Tierarzt untersucht werden", mahnt er. Doch die Symptome treten mitunter erst Tage später auf. Weil der vergiftete Köder Rattengift enthält. Dessen Wirkstoff Cumarin wirkt zeitverzögert, in der Regel erst nach 48 bis 72 Stunden. Denn bis dahin hat die Ratte das Gift mit ins Nest gebracht. Cumarin führt zur massiven Störung der Blutgerinnung. Die Tiere verenden an innerlichen Blutungen. Apathie, blasse Schleimhäute, eine erschwerte Atmung und ein erhöhter Puls sind erste Zeichen der Blutarmut. Beim Köder im Garten blieb es nicht Tanja Piepers Zwergpinscher-Welpe "Barcadi" hatte vor einigen Wochen im heimischen Garten vom vergifteten Brot genascht, das dort für die tierische Nase allzu verlockend gelegen hatte. "Weil es komisch aussah, sind wir sofort zum Tierarzt", berichtet Pieper. Der gab ein Brechmittel, das "Barcadi" das Leben rettete. Doch beim Köder im Garten blieb es nicht. Ein zweites Mal konnte der Welpen beim Spaziergang im Éggel-Feldweg nicht widerstehen. Violett eingefärbtes Brot. "Liegen lassen!", schreit Pieper den Hund an. Aber der hat bereits ein Stück in der Schnauze und frisst. Beim Tierarzt die gleiche Prozedur. "Eindeutig Rattengift", sagt Pieper. Die Menschen im Ort könnten es kaum glauben, seien schockiert darüber, "dass so etwas auf dem Land passiert. Für sie bleiben viele Fragen offen. Unverantwortlich: Der Täter nehme es billigend in Kauf, dass das Gift über die Hunde in Haushalte gelange, sagt ein anderer betroffener Hundefreund, der aus Angst vor gezielten Attacken nicht namentlich genannt werden möchte. "Auch Kinder kuscheln mit dem Tier", verweist auf die Gefahr, das eventuell auch Menschen an dem ausgelegten Rattengift sterben könnten. Die Vergiftung erkenne man nicht sofort. Hunde seien heute im Gegensatz zu den Wach- und Hütehunden früherer Zeiten Familienmitglieder und älteren Menschen ein verlässlicher Partner. "Mein Schrittzähler hat vier Pfoten", bringt es der Hundehalter auf den Punkt. Für die Polizei handele es sich nach dem Bundesgesetzbuch um ein Fall von Sachbeschädigung. Das ärgere ihn und zeuge von wenig Mitgefühl. Werde ein Vorfall zur Anzeige gebracht, "haben wir einen gewissen Ermessensspielraum", sagt dagegen Polizeisprecher Jörg Niggemann. "Wir verfolgen den Tatbestand als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz", hält der Polizist fest. "Die Köder sind extrem giftig" Tanja Pieper und "Barcadi" nehmen in einer Höxteraner Hundeschule an einem Anti-Gifttraining teil. Die Hunde schnüffeln an Bouletten, Fleischwurst, Käse. "Wenn er es liegen lässt, bekommt er eine Belohnung", sagt Pieper. Jetzt sei das Leberwurstbrot dran, sagt Pieper. Ein besonderer Leckerbissen, der aber auch den Tod bringen kann. Stadt und Kreispolizei suchen nach dem Täter oder der Täterin. Anwohner und Spaziergänger, denen etwas Auffälliges bekannt werde, sollten sich melden, fordert Ordnungsamtsleiter Rolf Husemann auf. Die Giftköder seien "extrem giftig". Bisher hätten zwei Hundehalter Strafanzeige gestellt. Vom Hörensagen seien fünf weitere betroffen. Eine kontinuierliche Überwachung der Landesstraße 763 in Richtung Eissen und der angerenzenden Wirtschaftswege zu beiden Seiten der Fahrbahn sei nicht möglich, sagt Husemann. Bezirksbeamter Bernd Giefers fahre in dem Bereich verstärkt Streife und spreche mit Spaziergängern. Husemann rät allen Hundehaltern, "aktuell weiter Vorsicht walten zu lassen".

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