Borgentreich

Siebenjährige spendet ihre Haare für krebskranke Kinder

Johanna lässt sich 30 Zentimeter ihrer wallenden
 Mähne abschneiden, um mit dem abgetrennten Zopf krebskranken Kindern Lebensfreude zu spenden

Da schau her: Voller Stolz präsentiert Johanna den abgeschnittenen Zopf. | © Anna-Lena Ryczek

14.05.2016 | 14.05.2016, 08:09
Der Schnitt mit der Schere: Von stolzen 30 Zentimetern gesundem Haar trennte sich das Mädchen. Friseurgesellin Gisela Vössing schnitt Johanna die Haare auf Schulterlänge. - © ANNA-LENA RYCZEK
Der Schnitt mit der Schere: Von stolzen 30 Zentimetern gesundem Haar trennte sich das Mädchen. Friseurgesellin Gisela Vössing schnitt Johanna die Haare auf Schulterlänge. | © ANNA-LENA RYCZEK

Lütgeneder/Dössel. Von diesem Mädchen aus Lütgeneder können sich viele etwas abschauen: Selbstlos ließ sich Johanna 30 Zentimeter ihrer heiß geliebten Haare abschneiden. Mit der Aktion gibt die Siebenjährige krebskranken Kindern, denen durch eine Chemotherapie die Haare ausgefallen sind, die Möglichkeit, eine Echthaarperücke zu tragen.

Vom Rapunzel zum Mädchen mit schulterlangem Haar: Spitzen schneiden war für Johanna immer eine Qual. „Manchmal habe ich sogar geschrien, wenn mir die Haare geschnitten wurden", gibt sie offen zu. Ganz anders war das diesmal. Johanna ließ sich im Dösseler Salon Haarwunder stolze 30 Zentimeter abschneiden. „Ich möchte die Haare für krebskranke Kinder spenden", war Johanna entschlossen. Nachdem das Mädchen in einem Fernsehbeitrag gesehen hatte, dass diese gespendet werden können, wollte sich Johanna unbedingt von ihrem Haar trennen. Selbstverständlich für den guten Zweck. Durch die Sendung wurde die junge Lütgenederin auf eine Organisation aufmerksam, die aus gespendetem Echthaar Perücken für Kinder anfertigt, denen aufgrund einer Chemotherapie ihr eigenes Haar ausgefallen ist.

Geben macht glücklich: Mit ihrem neuen Haarschnitt ist Johanna sehr zufrieden. Doch die Siebenjährige will ihre Haare erneut lang wachsen lassen, um wieder spenden zu können. - © Anna-Lena Ryczek
Geben macht glücklich: Mit ihrem neuen Haarschnitt ist Johanna sehr zufrieden. Doch die Siebenjährige will ihre Haare erneut lang wachsen lassen, um wieder spenden zu können. | © Anna-Lena Ryczek

Mit wenigen Schnitten verlor das mutige Mädchen den dicken Zopf, den sie in ihren sieben Lebensjahren herangezüchtet hatte. Haareschneiden sei nur gut alle zwei Jahre nötig gewesen, bemerkt Mutter Karin Sautner-Lohmüller.

Johanna lacht beim Abschneiden des Zopfes und freut sich, dass sie anderen Kindern mit dieser Aktion eine Freude bereiten kann. Direkt unterhalb des Schnittes wird das Haar von Friseurgesellin Gisela Vössing mit drei Haarbändern fixiert, damit der Zopf nach dem Abschneiden nicht auseinanderfällt. „Im Anschluss wird der Zopf eingeschickt und daraus eine Echthaarperücke geknüpft", erklärt Sautner-Lohmüller. Eine Haarspende könne jedoch nicht jeder machen. „Der abgeschnittene Zopf muss mindestens eine Länge von 25 Zentimetern haben, darf nicht gefärbt sein und keinen Spliss haben", so Sautner-Lohmüller zu den Kriterien.

Johanna bereut den Schnitt keineswegs. Ganz im Gegenteil, sie sieht sogar direkt in der radikalen Veränderung das Positive: „Jetzt muss ich nicht mehr so lange meine Haare föhnen", schmunzelt sie. Bis zu dreißig Minuten habe es gedauert, bis die Mähne vollständig mit dem Föhn getrocknet war, so Johanna. Dieses Problem dürfte sich mit ihren schulterlangen Haaren vorerst erledigt haben. Doch die Siebenjährige hat bereits einen weiteren Entschluss getroffen. „Ich will sie wieder lang wachsen lassen und sie dann erneut spenden." Auch Johannas kleine Schwester überlegt, in den nächsten Jahren ihre Haare zu spenden.

Für den Zopf erhält Johanna einen Geldbetrag, den sie an eine von ihr ausgesuchte Organisation weitergeben darf. „Ich habe mich für die Feuerwehr entschieden", sagt Johanna. Bei einem Brand in der Scheune der Lohmüllers waren die Blauröcke aus Lütgeneder sofort zur Stelle „und haben auch alle Tiere gerettet", erinnert sich Johanna. Mit der Spende wolle sie ihre Dankbarkeit zeigen.

Johanna ist fest entschlossen, Feuerwehrfrau zu werden – sobald sie zehn Jahre alt ist und dann in die Jugendabteilung eintreten darf.