31.08.2015 | 31.08.2015, 21:00
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Borgentreich
Sport gegen die Alltagssorgen
Borgentreich. Die Flüchtlinge in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Borgentreich haben oft Schlimmes erlebt. Ihre Zukunft in Deutschland ist ungewiss. Da ist Sport eine willkommene Ablenkung von den Alltagssorgen. Damit die Bewohner der ZUE in Zukunft auch richtig Basketball spielen können, werden Spenden für eine Außenanlage gesammelt. Der Paderborner Zweitligist Finke Baskets hat die Bälle gespendet. Einige der Profispieler haben die Einrichtung besucht.
Die Sporthalle ist gerappelt voll. Die Menge applaudiert begeistert, als die Paderborner Basketballer eintreffen. Beim Aufwärmen schauen sich die Flüchtlinge noch ein paar Tricks bei den Profis ab, und dann geht es los mit dem Spiel. Alle haben Spaß - und auch die Profis kommen ins Schwitzen.
"Ich bin überrascht, wie begeistert die Menschen hier spielen", freut sich Luis Figge, Basketballer bei den Finke Baskets. "Das zeigt, wie sehr Sport zusammenschweißt, egal welche Herkunft man hat." Auch außerhalb des Spiels suchen die Basketballer den Kontakt zu den Flüchtlingen. Sie unterhalten sich, nehmen Kinder auf den Arm und posieren für Erinnerungsfotos.
Über die kürzlichen Demonstrationen und Ausschreitungen gegen Flüchtlinge sind sie entsetzt. "Ich kann nicht verstehen, wie man Menschen in Not in einem reichen Land wie Deutschland nicht willkommen heißen kann. Wir wären auch dankbar, in einem fremden Land aufgenommen zu werden und Schutz zu erhalten", betont Figge. "Wenn eine Minderheit der Bevölkerung Hass verbreiten will, müssen wir anderen dagegen aufstehen und Flagge zeigen."
Ingbert Koppermann vom Vorstand der Diakonie Paderborn-Höxter hatte den Kontakt zu den Finke Baskets vermittelt. "Der Verein war sofort von der Idee, Bälle zu spenden, begeistert", sagt Koppermann. Auch Lutz Köller, der Betreuungsleiter der ZUE, freut sich über das Engagement der Spieler. "So können die Menschen hier wenigstens für einen Augenblick ihre schwere Lage vergessen." Vor allem für die Flüchtlinge im Teenageralter von 14 bis etwa 17 oder 18 mangele es an Betreuungsangeboten, so Lutz Köller. Da sei Sport eine gute Alternative. Doch die fehlenden Bälle waren nur eine Baustelle. Eine Zweite befindet sich auf dem Außengelände: Ein ehemaliger Tennisplatz soll zum Basketballfeld umfunktioniert werden. Benötigt werden dafür lediglich zwei Korbtürme, die jeweils mit etwa 1200 Euro zu buche schlagen. "Daher bitten wir die Bevölkerung um Spenden für diesen Außenplatz", ruft Christian Haase auf. Der Bundestagsabgeordnete war sofort im Boot, als ihm Ingbert Koppermann von der Idee erzählte. "Wann immer wir die Gelegenheit bekommen, zu beweisen, dass wir auch eine echte Willkommenskultur pflegen, sollten wir das tun", so Haase. Die Gesellschaft sei jetzt gefragt, zu zeigen, dass sie als Wertegemeinschaft funktioniere.
Gemeinsam mit dem Politiker hoffen nun Ingbert Koppermann und Lutz Köller auf eine große Resonanz. Wer spenden möchte, findet im Internet unter www.diakonie-pbhx.de alle nötigen Informationen.
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