Höher als der Kirchturm

Auch in Höxter bekannt: Mächtige Eiche vor Boffzener Kirche gefällt

Wegen der vielen Gebäude im Umkreis der Boffzener Kirche, musste der fast 200 Jahre alte Baum Stück für Stück gefällt werden.

Stück für Stück wird die alte Eiche vor der Boffzener Kirche gefällt, der Baum ist auch vielen Höxteranern bestens bekannt. | © Manfred Bues

Manfred Bues
05.12.2024 | 05.12.2024, 20:32

Boffzen. Vor der historischen Erlöserkirche in Boffzen musste nun ein Stück Geschichte weichen. Eine beeindruckende Eiche, die schätzungsweise 180 Jahre alt war, wurde gefällt. Mit einem Stammumfang von 460 Zentimetern – was einem Durchmesser von etwa 146 Zentimetern entspricht – und einer Höhe, die den Kirchturm der 287 Jahre alten Kirche deutlich überragte, war der Baum über Generationen hinweg ein markantes Wahrzeichen und beliebter Schattenspender.

Doch ein aggressiver Pilz, der tropfende Schillerporling, hatte den Baum so stark geschädigt, dass er zu einem Sicherheitsrisiko wurde. Der Kirchenvorstand entschied schweren Herzens, die Fällung zu veranlassen, um die Sicherheit der Kirchenbesucher und Passanten zu gewährleisten.

Die Entfernung des einst so mächtigen Baumes hinterlässt eine Lücke – nicht nur im Landschaftsbild, sondern auch in den Herzen der Dorfbewohner.

Baum überlebte zwei Weltkriege

Dennoch steht der Abschied im Zeichen von Hoffnung und Neuem. Wie die Adventszeit die Vorfreude auf das Kommende symbolisiert, so bietet auch dieser Verlust die Möglichkeit, den Platz vor der Kirche neu zu gestalten und in die Zukunft zu blicken. Die anspruchsvolle Aufgabe übernahmen zwei spezialisierte Fachfirmen. Baumkletterer und ein gewaltiger Kran waren nötig, um die Eiche Stück für Stück abzutragen. Angesichts der dicht bebauten Umgebung konnte eine herkömmliche Fällung nicht durchgeführt werden. Innerhalb eines Tages wurde der Baum sicher entfernt – eine logistische Meisterleistung, bei der Präzision und Erfahrung gefragt waren.

Das Echo der Motorsägen hallte über den Platz, und die Luft war von Sägespänen und Emotionen erfüllt. „Man fragt sich, was dieser Baum wohl alles gesehen hat“, kommentierte ein Anwohner nachdenklich. Die Eiche hatte fast zwei Jahrhunderte lang Menschen zur Kirche begleitet, Stürmen getrotzt und die Jahreszeiten durchlebt. Sie hatte die ruhigen Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts miterlebt, zwei Weltkriege überstanden und war ein stummer Zeuge von Hochzeiten, Taufen, Festen und so manchem traurigen Abschied.

Warum noch drei Meter des Stamms stehen

Nun, da die Kirche wieder im hellen Licht erstrahlt und der Schatten des mächtigen Baumes gewichen ist, bleibt ein Teil seines Stammes erhalten. In drei Metern Höhe steht das verbliebene Stück Eiche wie ein Mahnmal, ein Sinnbild für Wandel und Neuanfang. Doch dieses Relikt birgt ein Geheimnis: Schon bald soll es zu einem Kunstwerk werden. Was genau daraus entsteht, bleibt vorerst verborgen – der Kirchenvorstand möchte die Gemeinde mit der nächsten Ausgabe des Gemeindebriefs überraschen.

Die Spannung ist groß: Vielleicht wird es ein großer Engel aus Holz, der über die Kirche und das Dorf wacht? Gerade zur Weihnachtszeit weckt dieser Gedanke Vorfreude und lädt zum Träumen ein.