Sechs Mitarbeiter nach Maschinenbrand bei Glashersteller im Krankenhaus

Boffzen. Ein Maschinenbrand beim Glashersteller Noelle und Campe am Montagabend hat einen Großeinsatz von Feuerwehr und Rettungsdienst ausgelöst. Nach Angaben des Unternehmens wurden dabei sechs Mitarbeiter verletzt und mussten medizinisch versorgt werden. Die Leitstelle wurde gegen 20.45 Uhr über den Brandausbruch alarmiert. Gemeldet wurde ein Feuer im neuen Werk II über den Gleisen. Dort war offenbar eine Fertigungsmaschine in Brand geraten Zwar verfügt das Unternehmen Noelle und von Campe wegen der hohen Brandgefahr bei der Glasherstellung über eine Werksfeuerwehr, die regelmäßig solche Einsätze übt, dennoch wurden vorsorglich wegen des Alarmstichwortes "Industriebrand" Feuerwehreinheiten aus allen Teilen der Samtgemeinde zum Werk beordert. Im Einsatz waren die Feuerwehren aus Boffzen, Fürstenberg, Lauenförde und Derental, wie Gemeindebrandmeister Philipp Pedal erklärt. Insgesamt waren 100 Einsatzkräfte der Feuerwehr mit 13 Fahrzeugen sowie 20 Mitarbeiter des Rettungsdienstes mit weiteren acht Fahrzeugen vor Ort. Die ebenfalls angeforderte Drehleiter aus Holzminden wurde nicht gebraucht und konnte noch auf der Anfahrt den Einsatz abbrechen. Mitarbeiter handeln schnell Denn die Mitarbeiter an der Maschine hatten selbst blitzschnell reagiert und den Brand noch vor eintreffen der Werksfeuerwehr gelöscht. "Sie sind alle ausgebildete Brandschutzhelfer", berichtet Christian Rieke, kaufmännischer Leiter bei Noelle und von Campe. Denn das Unternehmen legt nach eigenen Angaben großen Wert auf den Brandschutz. So gibt es nicht nur jährlich zwei große Evakuierungsübungen in den Werken. Auch der "kleine Ernstfall" werde trainiert, damit gar nicht erst ein großer entsteht. Das hat sich in diesem Fall ausgezahlt: Zwar wurde die betroffene Maschine in Mitleidenschaft gezogen. Ein Übergreifen auf weitere Bereiche oder gar die ganze Halle konnte verhindert werden. Ein Gebäudeschaden entstand laut Christian Rieke nicht.Die Freiwillige Feuerwehr beschränkte sich auf kleinere Nachlöscharbeiten und kontrollierte die umliegenden Bereiche und Maschinen mit der Wärmebildkamera. Gegen 23.30 Uhr war der Einsatz schließlich beendet. Alle aus dem Krankenhaus raus Die sechs Mitarbeiter, die zuerst den Brand bekämpften, wurden vor Ort medizinisch versorgt und mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung in umliegende Krankenhäuser gebracht. Diese Sorge war unbegründet, bis Dienstagmittag konnten alle die Kliniken wieder verlassen. "Das wichtigste für uns ist, dass kein Mitarbeiter wirklich verletzt wurde. Immerhin haben sie mit ihrem Einsatz ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt, um Schaden vom Unternehmen abzuwenden", erklärte Rieke.Die genaue Ursache für das Feuer wird noch ermittelt. Im Verdacht steht, dass heiße Flüssigglastropfen den Brand ausgelöst haben könnten. Die Maschine selbst ist im Moment nicht nutzbar - für das Unternehmen ein großes Problem, denn die Auftragsbücher sind gut gefüllt.Es sei derzeit aber nicht seriös zu sagen, wann sie wieder einsatzbereit ist, denn der genaue Schadensumfang stehe noch gar nicht fest, so Rieke. Der kaufmännische Leiter hegt die Hoffnung, dass es innerhalb weniger Tage gelingen könne, die Maschine zu reparieren. Das hänge aber auch davon ab, ob und in welchem Umfang Ersatzteile benötigt werden, denn die sind aufgrund der schwierigen Liefersituation weltweit schwer zu bekommen. Mehrere Brände Große Feuerwehreinsätze bei Noelle und von Campe sind nichts Unbekanntes. Anfang September 2016 geriet ein Förderband der Glasscherbenrückführung im Keller in Brand - rund 100 Feuerwehrkräfte waren vor Ort. Es gab keine Verletzten - alle Mitarbeiter hatten das stark verrauchte Gebäude zuvor verlassen. Im April 2015 entstand bei einem Brand einer Glasproduktionsmaschine ein Millionenschaden. Sechs Mitarbeiter erlitten seinerzeit eine Rauchgasvergiftung. 140 Feuerwehrleute und 30 Rettungsdienstmitarbeiter waren damals im Einsatz. Den größten Brand gab es im November 2009, als im Werk I eine der beiden Schmelzwannen und die drei angeschlossenen Fertigungsmaschinen zum Teil schwer beschädigt wurden. 37 Mitarbeiter wurden damals verletzt, der Sachschaden betrug nach ersten Schätzungen mehr als fünf Millionen Euro. Im Nachgang dieses Ereignisses wurde beschlossen, eine Werksfeuerwehr zu gründen, die 2012 schließlich ihren Dienst aufnahm. Das Unternehmen wurde bereits 1866 gegründet, hat sich in den vergangenen Jahren deutlich vergrößert. Gab es vor knapp 15 Jahren noch 250 Mitarbeiter, sind es nach Unternehmensangaben inzwischen 530 (2021). Rund 650 Millionen Gläser werden den Boffzener Werkshallen jährlich produziert - immerhin rund 1,8 Millionen Gläser pro Tag. Mit der aktuellen Erweiterung im Werk II und einer neuen Glaswanne für insgesamt rund 80 Millionen Euro können weitere rund 1,2 Millionen Industriegläser produziert werden.

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