Winter-Check fürs Auto: Die größten Fehler und wie es richtig geht

Kfz-Meister Michael Orts aus Boffzen erklärt, worauf es bei dem Wintercheck ankommt und was keinesfalls gemacht werden soll - beispielsweise Spiritus für die Scheibenwischer

Test der Batterie: Ob die Batterie den Winter noch übersteht, lässt sich bereits vorher in der Werkstatt testen. | © Amina Vieth

Amina Vieth
12.10.2018 | 12.10.2018, 06:32

Boffzen. Noch strahlt tags die Sonne vom Himmel, doch schon nachts wird es mancherorts knackig kalt. Die Vorboten des Winters lassen sich nicht leugnen. Da wird es höchste Zeit, auch sein Auto fit für den Winter zu machen. Kfz-Meister Michael Orts, der seit 21 Jahren seine eigene Werkstatt in Boffzen betreibt, erklärt, worauf es dabei ankommt und was auf jeden Fall unterlassen werden sollte.

Frostschutz
Die Minustemperaturen machen den Fahrzeugen besonders zu schaffen, "da es viele Flüssigkeiten im Auto gibt", erklärt Orts. Das Kühlwasser muss daher vor der Kälte geschützt werden, sonst friert es ein. Halb Wasser und halb Frostschutzmittel seien ein gutes Mischungsverhältnis. Viele Fahrer würden es jedoch zu gut meinen. "Sie glauben, sie tun dem Motor etwas Gutes und füllen nur Frostschutz ein. Das schadet dem Motor. Ohne Wasser kann das Mittel nicht kühlen", weiß der Fachmann. Die Verbindung mit Wasser sei zwingend notwendig, "sonst kann die Wärme des Motors nicht abgeleitet werden."

Frostschutz: Wie viel Frostschutz noch im Kühlwasser ist, lässt sich mit diesem Gerät messen. - © Amina Vieth
Frostschutz: Wie viel Frostschutz noch im Kühlwasser ist, lässt sich mit diesem Gerät messen. | © Amina Vieth

Nur Wasser ist aber auch keine Option. "Dann friert es, und der Motor kann sogar platzen, weil das gefrorene Wasser sich ausdehnt." Zudem bestehe die Gefahr von Rost.

Freie Sicht
Auch die Scheibenwischanlage muss auf den Winter vorbereitet werden. Salz, Dreck und Matsch erschweren die Sicht. Hier wird auch ein Frostschutz verwendet, allerdings ein anderer als für das Kühlwasser, so Orts, der in seiner Werkstatt jährlich einen Winter-Check anbietet. Denn es geht um die Reinigung der Scheibe. Dieses Mittel kann man auch fertig gemischt kaufen und einfüllen. Wird nur das pure Mittel verwendet, schmiert es auf der Scheibe und es gibt keine freie Sicht. Nur Wasser kann dazu sorgen, dass die Spritzdüsen nicht mehr funktionieren, weil das Wasser gefriert. "Nicht funktionierende Spritzdüsen sind ein Grund, beim TÜV durchzufallen", betont der Experte. Einige Fahrer würden Spiritus als Frostschutz verwenden. "Das darf man auf keinen Fall. Durch die Dämpfe ist man total benebelt. Das ist gefährlich."

Scheibenwischer sind ebenfalls zu prüfen. "Es ist ein Verschleißteil." Und besonders im Winter komme es darauf an, dass der Dreck ordentlich von der Scheibe gewischt wird. Frieren die Wischer im Winter fest, sollten sie vor dem ersten Betrieb manuell von der Scheibe gehoben werden. "Sonst arbeitet der Motor, es bewegt sich aber nichts und dadurch kann eine Sicherung durchbrennen."

Kostenlose Lichttests im Oktober

Zu einer guten Sicht gehören auch richtig eingestellte Scheinwerfer. "Alle Innungswerkstätten sind im Oktober dazu verpflichtet, kostenlose Lichttests zu mache", sagt Michael Orts. Damit man selbst gut sieht, den übrigen Verkehr aber nicht blendet, rät der Kfz-Meister dazu, von diesem Angebot Gebrauch zu machen. Die Scheinwerfer müssen zudem immer frei sein. Das bedeutet: "Sie müssen von Schnee, Dreck und Eis befreit werden. Auch das Dach und das Nummernschild müssen geräumt sein."

Batterie
Gerade nach der ersten Nacht mit Minusgraden herrscht Hochkonjunktur beim Verkauf von Autobatterien. "90 Prozent der Batterien werden im Winter verkauft." Denn eine defekte Batterie macht sich häufig erst bei Frost bemerkbar, wenn sie die Leistung nicht mehr bringen kann. "Sie war dann meistens schon im Sommer kaputt, da es da wärmer ist, merkt man es allerdings nicht", erklärt Orts. Überbrücken hilft für den Moment, auf lange Sicht müsse aber neue Batterie her. In der Werkstatt kann man mit einem speziellen Gerät prüfen lassen, ob die Batterie noch über den Winter kommt. Als Hausmittel gilt, eine Wärmflasche für einige Minuten auf die Batterie zu legen. "Das bringt nichts. Kaputt ist kaputt." Und auch das Einpacken der Batterie in Styropor verfehle seinen Zweck. Das schütze die Batterie nur vor der Motorwärme.

Gummidichtungen
Um auch die Gummis an den Türen vor Frost zu schützen, sollen sie eingefettet werden, damit das Wasser abperlt. "Man kann auch Frostschutzmittel auf ein Tuch geben und dann die Gummis einschmieren,"

Reifen
"Von O bis O - Oktober bis Ostern - sollen Winterreifen gefahren werden", zitiert Orts eine Bauernregel. "In dieser Zeit ist bereits mit Bodenfrost zu rechnen." Bei einer Temperatur von durchgängig sieben Grad sollen Winterreifen auf jeden Fall aufgezogen werden, betont Orts. Mindestens vier Millimeter Profil müssen noch vorhanden sein. Das lässt sich mit einer Ein-Euro-Münze prüfen. "Verschwindet der goldfarbene Rand, ist es ausreichend." Gesetzlich vorgeschrieben sind 1,6 Millimeter. "Der Hersteller empfiehlt jedoch vier Millimeter."

Messung mit einem Eurostück: Wenn der goldfarbene Rand der Münze hinter dem Profil verschwindet, ist es ausreichend. Es müssen immer die Längsrillen gemessen werden. - © Amina Vieth
Messung mit einem Eurostück: Wenn der goldfarbene Rand der Münze hinter dem Profil verschwindet, ist es ausreichend. Es müssen immer die Längsrillen gemessen werden. | © Amina Vieth

Winterreifen zeichnen sich durch Eisflocken auf dem Reifen aus. Hat der Reifen dieses Symbol nicht: Finger weg. Orts empfiehlt eine Beratung in der Werkstatt, damit die Reifen den Bedürfnissen (bergig, Langstrecke) angepasst sind. "Man sollte bei Reifen nicht sparen", betont Orts. Ganzjahresreifen empfehlen sich für diejenigen, "die beispielsweise nur von Boffzen nach Höxter zum Einkaufen fahren", so Orts.