Bilanz: Der Sommer kommt spät im Kreis Höxter

Beverungen. Die erste Hälfte des Jahres ist geschafft. Gefühlt hat sich der Winter in die Länge gezogen, ist schlagartig in den Sommer gewechselt und hat den Frühling einfach übersprungen. Aber war es wirklich so? Frank Matthias zieht eine Halbjahresbilanz für die Wetterstationen Beverungen am Standort Kläranlage und Drenke am Standort Wasser-Hochbehälter und gibt einen Ausblick, was wir vom Sommer 2023 noch erwarten können. Niederschlagsmenge Der Winter 2022/2023 (Dezember, Januar und Februar) zeigte sich nach dem extrem niederschlagsarmen Frühjahr und Sommer 2022 mit einer Gesamtniederschlagsmenge von 229,8 Liter pro Quadratmeter an der Wetterstation Beverungen überdurchschnittlich nass und führte zur Wiederauffüllung der natürlichen Wasserspeicher. Demgegenüber gab es in den Frühjahrsmonaten (März, April, Mai) 2023 erneut teils deutlich unterdurchschnittliche Werte. Der Monat März wies an der Station Beverungen noch 91,5 Liter pro Quadratmeter an Niederschlag auf, was in etwa dem doppelten Wert des Monatsdurchschnitts der Jahre 2001 bis 2023 entspricht. Im April und Mai 2023 gab es aufgrund häufiger östlicher und trockener Windströmungen lediglich 20,6 beziehungsweise 32,8 Liter pro Quadratmeter Niederschlag. &bdquo;In Summe traf der Frühling 2023 mit 144,9 Liter pro Quadratmeter zwar fast auf den Punkt die Durchschnittswerte der Jahre 2001 bis 2023, dennoch war die wochenlang anhaltende erneute Trockenheit eine bemerkenswerte Situation“, bilanziert Matthias. Wetterextreme Diese Trockenheit wurde allerdings schlagartig beendet. Schwül-heiße Luftmassen trafen auf kühlere Atlantikluft und sorgten am Nachmittag des 22. Juni für schwere Gewitter mit Starkregen. So fielen bei dem ersten Gewitter an der Wetterstation Beverungen in kurzer Zeit etwa 34 Liter pro Quadratmeter Niederschlag (davon allein 16,4 Liter pro Quadratmeter in zehn Minuten) und mit dem sich anschließenden schauerartigen Regen innerhalb von 24 Stunden 69,7 Liter pro Quadratmeter. &bdquo;Dieser Wert ist einer der Topwerte der Niederschlagsdaten seit Aufzeichnungsbeginn in Beverungen und Drenke“, so Matthias. Überflutete Straßen und Keller waren die Folge. Sonnenscheindauer Erneut gab es ein sonniges Frühjahr sowie einen außergewöhnlich sonnigen Juni: Zeigte sich der März 2023 an der Wetterstation in Drenke mit einer Sonnenscheindauer von 96,9 Stunden gegenüber dem Mittelwert der Jahre 2001 bis 2023 noch unterdurchschnittlich, gab es in den sich anschließenden Monaten von April mit 185,6 Stunden über den Mai mit 258,3 Stunden bis hin zum Juni mit 307,0 Stunden teils deutlich überdurchschnittliche Werte. Die Monate Mai und Juni 2023 stehen dabei jeweils sogar an dritter Stelle des Sonnenscheindauer-Rankings der letzten 24 Jahre. Temperatur Entsprechend des steigenden Sonnenstandes stiegen auch die Temperaturen im Frühjahr 2023. Dabei gab es an der Wetterstation Beverungen im März eine Tageshöchsttemperatur von 18,0 Grad Celsius, im April von 23,5 Grad und am 22. Mai den Frühjahrs-Höchstwert von 28,2 Grad. Während es im März und April keinen einzigen sogenannten &bdquo;Sommertag“ mit einer Tageshöchsttemperatur von 25,0 Grad und mehr gab, waren dies im Mai immerhin zwei Tage. Nachtfröste Nachtfröste mit einer Frühjahrs-Tiefsttemperatur von -5,8 Grad Celsius am 1.März gab es noch vereinzelt bis Ende April. &bdquo;Die Nacht vom 26. auf den 27. April stellte mit -0,5 Grad aber die letzte mit Luftfrost dar“, informiert Frank Matthias. Die Eisheiligen (11. bis 15. Mai) fielen in diesem Jahr zwar erneut aus, dennoch kam es über den gesamten Monat Mai gesehen durch häufige Wetterlagen mit nordöstlichem Wind zu angenehmen Tagestemperaturen und recht starken nächtlichen Auskühlungseffekten. Diese führten dazu, dass es mehrere Nächte mit einer Tiefsttemperatur von nur wenig über 0 Grad (0,4 Grad am 3. Mai) und mehrfachen Bodenfrost gab. Ausreißer war wie schon bei der Sonnenscheindauer der erste meteorologische Sommermonat Juni: Die Juni-Durchschnittstemperatur lag in Beverungen bei 19,1 Grad und somit nur um 0,5 Grad beziehungsweise 0,7 Grad unter den bisherigen Höchstwerten aus den Jahren 2019 und 2021. Den ersten Hitzetag des Jahres 2023 gab es am 18. Juni mit 30,4 Grad. Ausblick Wie werden die kommenden Wochen verlaufen? &bdquo;Die derzeitige Phase ist hinsichtlich der Siebenschläferregel hoch interessant“, sagt der Wetterexperte. Die Regel, &bdquo;wie das Wetter am Siebenschläfertag, es weitere sieben Wochen bleiben mag“ beziehe sich nämlich nicht nur auf den eigentlichen Siebenschläfertag am 27. Juni, sondern mehr auf die Wochen des Zeitraumes Ende Juni/Anfang Juli. &bdquo;Nach statistischen Auswertungen trifft die Regel mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 60 bis 70 Prozent zumindest auf die Südhälfte Deutschlands zu“, so Frank Matthias. So neige die Großwetterlage Ende Juni/Anfang Juli dazu, sich für mehrere Wochen zu stabilisieren und den dabei stattfindenden grundsätzlichen Witterungscharakter eine längere Zeit beizubehalten. &bdquo;Das Wetter ist und bleibt spannend“, sagt er.

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