„Würden es wieder machen": Beverunger Karnevalisten fliegen aus Dachverband

Kreis Höxter. Es geht um den Sommer und um den Winter. Und es geht darum, dass wegen Corona etliche Rosenmontagsumzüge und Karnevalssitzungen ausgefallen sind. Weil in Paderborn trotzdem ein Rosenmontagsumzug gefeiert wurde – nicht in der Saison, sondern im April – will der Bund Westfälischer Karneval nun gegen etliche Vereine vorgehen, die in Paderborn mitgefeiert haben. Auch der Carnevals-Verein Weser-Brücke (CVWB) in Beverungen ist in das Visier des Mutterverbandes geraten und soll ausgeschlossen werden. Die Beverunger wollen allerdings gegen den Beschluss des Dachverbandes vorgehen. Für Friedhelm Dierkes, Präsident der Karnevalisten in Beverungen, stand damals fest, dass der Verein aus Beverungen sich an dem Umzug beteiligen würde. &bdquo;Traditionen müssen sich auch mal bewegen“, sagt Dierkes, &bdquo;wenn wir immer sagen, das war schon immer so, dann ist das nicht besonders fortschrittlich“. Man wolle nicht Asche statt Glut und Feuer weitergeben. &bdquo;Der Ausschluss ist womöglich von den Statuten abgedeckt“, Dierkes ist aber überzeugt, dass es Gründe geben kann, von den Statuten abzuweichen. In seinen Augen war ein solcher Grund die Corona-Pandemie, die dazu geführt hat, dass bei den meisten Vereinen zwei Karnevalssaisons ausfallen mussten. Überdies erkennt der Präsident des CVWB auch Ungereimtheiten in der Argumentation des Bundes Westfälischer Karneval. So hätten etwa auch die Nieheimer Karnevalisten im August zu einem Sommerfest geladen. Und bei den Narren der Steinheimer Karnevalsgesellschaft (StKG) hat es in diesem Jahr sogar einen Umzug im August gegeben, wie es sogar der &bdquo;WDR“ berichtet hatte: &bdquo;Karneval im Hochsommer“. Allerdings hatte es sich dabei um einen Jubiläums-Zug anlässlich des 111. Jahres der Rosenmontagszüge gehandelt. Lesen Sie auch den Kommentar: Eine ziemlich ernste Sache Aber auch der hätte – eigentlich – an Rosenmontag und damit im Winter stattfinden müssen, wenn es sich um ein Rosenmontagszugjubiläum handelte. Auch die Steinheimer Karnevalsgesellschaft ist Mitglied im Bund deutscher Karneval und damit auch im Landesverband Bund Westfälischer Karneval. Allerdings haben die Steinheimer immer wieder ausdrücklich betont, dass es sich bei dem Festumzug im Sommer nicht um einen verschobenen Rosenmontagszug gehandelt habe. Also Kostüme, Schminke, eine Parade, Festwagen, gute Laune, aber kein Karneval, sondern nur ein karnevalsähnliches Fest. Klingt denkwürdig. Aber diese Argumentation hat den Bund offenbar überzeugt. Beverunger Karnevalisten werfen dem Verband vor, nach zweierlei Maß zu messen Der Hauptvorwurf des Bundes Westfälischer Karneval lautet, dass die Paderborner bei ihrer Parade und mit ihnen alle teilnehmenden Vereine &bdquo;Sommerkarneval“ gefeiert hätten. Nach den offiziellen Statuten darf nur zwischen dem 11. November und dem Aschermittwoch gefeiert werden. Dass der Verband diesen Vorwurf nicht auch an die vielen Vereine gerichtet habe, die ebenfalls Sitzungen und Umzüge außerhalb der Session veranstaltet haben, findet Dierkes befremdlich: &bdquo;Das passt alles nicht zusammen“, sagt er. Neben Beverungen wurden auch die Vereine aus Paderborn Salzkotten-Scharmede, Bad Wünnenberg-Fürstenberg und weitere ausgeschlossen. In Beverungen will man jedenfalls gegen den Ausschluss Einspruch einlegen. Immerhin hat der Ausschluss aus dem Verband nicht nur den Effekt, dass die Karnevalisten die jährliche Mitgliedsgebühr von 99 Euro sparen. Sondern auch, dass sie auf immense Einsparungen bei Festen und Veranstaltungen verzichten müssten: Denn der Verband hat mit der Gema einen Rahmenvertrag abgeschossen, der die Kosten für die Rechte für das Spielen von Musik erheblich senken dürfte. &bdquo;Dadurch sparen wir natürlich Geld“, räumt Dierkes ein. Warum der Steinheimer Jubiläumsumzug qua Statuten in Ordnung war &bdquo;Ich war erst mal schockiert, als ich gehört habe, dass auch die Vereine, die ihn Paderborn mitgegangen sind, ausgeschlossen worden sind“, sagt Marc Schriegel, Sprecher des Präsidiums der Steinheimer Karnevalsgesellschaft. Es sei allerdings bekannt, dass der Bund Westfälischer Karneval sehr streng auf die Einhaltungen der Regeln poche. Der Verein aus Steinheim sei deshalb nicht beim Umzug in Paderborn dabei gewesen. Und auch beim eigenen Jubiläumsumzug habe man sich strikt an die Vorgaben gehalten: Zwar sei im Falle eines Jubiläums ein Umzug per Sondergenehmigung ausdrücklich erlaubt, aber auch dann habe man sich an strenge Regeln zu halten, die umgesetzt worden seien. Etwa dürften keine Orden getragen werden, auch auf das Werfen von Kamelle habe man verzichtet. Sanktionen seitens des Verbandes sind also zumindest in Steinheim nicht zu befürchten. Auf die Frage, ob außer Beverungen noch andere Vereine im Kreis Höxter von Sanktionen oder gar Ausschlüssen betroffen sind, verwies der Niehemer Bernd Bartels-Trautmann, der als Beisitzer im Vorstand des Präsidiums des Bundes Westfälischer Karnevals sitzt, auf eine Pressemitteilung des Bundes. Dort heißt es lediglich, das Präsidium habe &bdquo;gegen mehrere Mitgliedsgesellschaften aus dem Verbandsgebiet ein Ausschlussverfahren eingeleitet“. Um welche Vereine es sich handelt, wird nicht veröffentlicht. Rosenmontagszüge im Kreis Höxter wurden nicht zum ersten Mal verschoben Beim Ausschluss der genannten Vereine beruft sich der Bund iauf ein umfangreiches Dossier, das wortreich erläutert, warum &bdquo;Sommerkarneval“ nicht geduldet wird. Es werden Paragrafen aus der Satzung genannt und es geht um Prinzipien und die Geschichte wird bemüht. Dabei ist historisch gesehen eine Verschiebung des Rosenmontagsumzuges im Kreis Höxter kein Novum. Im Jahr 2010 etwa hatten die Karnevalisten in Willebadessen ihren Rosenmontagsumzug witterungsbedingt abgesagt, weil die Straßen zu glatt waren. Stattdessen war der Umzug damals im Frühjahr nachgeholt worden.

Meistgelesen