Autodemo gegen Atommülllager: „Treibt den Widerstand in die Breite“

Würgassen. Mit gelben Atommüllfässern auf der Dachgepäckträgerkonstruktion des Pkw ging es zur Mahnwache. Die Menschen in der Region zeigten sich beim Protest gegen das geplante Atommüll-Zwischenlager in Würgassen erneut kreativ. Hunderte Menschen waren nach Würgassen gekommen, um den Widerstand zu unterstützen. Es waren deutlich mehr Protestler vor Ort, als bei der Fahrraddemonstration im September. Ein Umstand, der für den Vorstand des Vereins Atomfreies 3-Ländereck motivierend wirkt, auch weiterhin viel Zeit und Energie in den Protest zu stecken. &bdquo;Der Vorstand ist nichts ohne die Basis", betonte Dirk Wilhelm, Vorsitzender des Vereins "Atomfreies 3-Ländereck". Für den neuen Vorstand des Vereins "Atomfreies 3-Ländereck" war es der erste öffentliche Auftritt nach der Neuwahl. Von Warburg bis Holzminden, von Brakel bis Northeim. Der Umkreis, aus dem die Teilnehmer der Mahnwache kamen, war enorm. Wie viele Teilnehmer es letztendlich waren, lässt sich schwer schätzen. Neben Dutzenden Fahrradfahrer zählten die Organisatoren um die 200 Pkw. Das Verkehrsaufkommen war so hoch, dass der firmenansässige Sicherheitsdienst am Kernkraftwerkstandort gleich mit Abschleppunternehmen drohte, wenn die vorgeschriebene Fahrgasse für den Rettungsdienst nicht eingehalten werden könne. Dafür gab es aber keinen Anlass. Der Verein hatte genug Ordner zur Verfügung gestellt, dass alle Pkw auch einen ordnungsgemäßen Stellplatz zumindest an der Zufahrtsstraße bekamen. Für den stellvertretenden Vorsitzenden Martin Ahlborn ist diese Unterstützung der Schlüssel zum Erfolg. Sie müsse aber noch viel, viel weiter ausgedehnt werden. &bdquo;Bezieht all eure Kontakte mit ein. Auch überregional. Treibt den Widerstand in die Breite", forderte Ahlborn auf. Nur so könne man zum Erfolg kommen. Es war der 6. März 2020, als die Pläne für ein Atommüll-Logistikzentrum in Würgassen öffentlich wurden. Und bereits am Tag danach formierte sich der Widerstand. Zum Jahrestag des Widerstands rief der Verein "Atomfreies 3-Ländereck" direkt vor dem Haupttor des ehemaligen Atomkraftwerks Würgassen zur Mahnwache auf. &bdquo;Auf dieses Jubiläum könnten wir gut verzichten", sagte Wilhelm, der mit seinem initiierten Protest vor einem Jahr die Widerstandsbewegung in Gang setzte.Auf dem Gelände des ehemaligen Kernkraftwerkes Würgassen soll ein sogenanntes Bereitstellungslager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll entstehen. Ab 2027 soll der gesamte mittel- und schwachradioaktive Müll aus Deutschland in diesem Lager gesammelt werden. Anschließend soll er dann zum Schacht Konrad transportiert werden. Die zu 100 Prozent im Eigentum des Bundes befindliche BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung ist dann für die sichere Lagerung der Abfälle bis zur Verbringung in die vorgesehenen Endlager zuständig sein. Insgesamt sollen über drei Jahrzehnte 303.000 Kubikmeter Atommüll aus ganz Deutschland angefahren, sortiert und schließlich wieder abgefahren werden. &bdquo;Das Dreiländereck wird zum zentralen Umschlagplatz für 90 Prozent des Atommülls aus ganz Deutschland. Doch bei diesem Atommüll-Tetris machen wir nicht mit", appelliert Wilhelm. "Das ist kein Konzept, das ist Hilflosigkeit" Das nun überhaupt über ein Zwischenlager zur Sortierung gebraucht werde, liege an dem jahrzehntelangen Missmanagement der Energiekonzerne, so Wilhelm. An allen Standorten habe man es versäumt, den Müll bereits so einzulagern, dass er ohne weiteren Zwischenschritt dem Endlager direkt zugeführt werden könnte. &bdquo;Das ist auch im Würgassen so, wo in einem von zwei Lagern der Müll noch nicht so verpackt ist, dass er in einem Zwischenlagern sicher aufbewahrt werden kann. Die 3.000 Fässer Atommüll sollen deswegen ins 260 Kilometer entfernte Grafenrheinfeld in Bayern gebracht, dort sicher verpackt und anschließend zurück nach Würgassen gebracht werden. Das ist kein Konzept, das ist Hilflosigkeit. Und am Ende zahlt es noch der Steuerzahler, da die Rücklagen der Energiekonzerne nicht reichen werden", so Wilhelm. &bdquo;Deswegen geht dieses geplante Zwischenlager, für das bereits zwei Millionen Euro in Standortplanung investiert wurde, auch jeden Steuerzahler in Deutschland etwas an. Hier wird mit Müll auf Kosten des Steuerzahlers hantiert." Auch Uslars Bürgermeister Torsten Bauer forderte deshalb, dass die Region überparteilich agieren und klare Aussagen treffen müsse. Er forderte ein Ende der &bdquo;Desinformationen" seitens der BGZ. &bdquo;Wir haben einen Anspruch auf transparente Planungen." Und Martin Hoppe, stellvertretender Vorsitzender des Vereins, mahnte an: &bdquo;Wir sollten ein gesundes Misstrauen an den Tag legen. Wir dürfen nicht gutgläubig sein, was die Entscheidungen der BGZ und die Verflechtungen der Entscheidungsträger angeht.

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