Atommüll-Logistik in Würgassen: Beverunger vertrauen der BGZ nicht

Beverungen. Emotionale Debatten sind im Beverunger Stadtrat in den letzten Jahren eher eine Seltenheit. Nun gab es aber mal wieder einen verbalen Schlagabtausch. Gleich ganze zwei Stunden lang. Die Stimmung in der Stadthalle war aufgeheizt, und das lag nicht nur an der Temperatur. Doch die Fraktionen &bdquo;bekriegten“ sich nicht untereinander, ganz im Gegenteil. Vereint debattierten sie mit einem externen Widersacher: Der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ), die ein Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks Würgassen bauen will. Zusätzlich unterstützt wurde der Stadtrat von Dirk Wilhelm, Vorsitzender des Widerstandsvereins Atomfreies 3-Ländereck. Und am Ende der Diskussion erhärtete sich für die Planungsgegner ein Verdacht, warum Würgassen der perfekte Standort seien soll. Es geht um den Zeitfaktor. Applaus bei Wortbeiträgen auf der einen Seite, grimmiges Schweigen nach Erklärversuchen auf der anderen Seite. Die Rollenverteilung in der Ratssitzung war klar verteilt. Die Vertreter der BGZ, Ewold Seeba, Heinz-Walter Drotleff und Christian Möbius werden wohl vor allem einen Eindruck aus der Sitzung mitgenommen haben: Ihren Aussagen wird nicht geglaubt, ihnen wird nicht vertraut. Beverungens Bürgermeister Hubertus Grimm moderierte die Diskussion umsichtig, zeigte dabei aber trotzdem seine Unzufriedenheit mit der Vorgehensweise der BGZ. Würgassen: Schlechtester Standort? Der Bürgermeister hatte bereits in der letzten Ratssitzung gefordert, dass man mit diesem Thema nach Berlin müsse. Nun konkretisierte er vor den Ratsmitgliedern und den 50 Zuhörern noch einmal seine Forderung. &bdquo;Wir brauchen unbedingt ein unabhängiges Organ, das die Kriterien zur Standortfindung noch einmal neu bewertet. Aus unserer Sicht ist der Bundesumweltausschuss das geeignete Gremium, das sich mit diesem Thema beschäftigen muss.“ Bürgermeister, die Ratsfraktionen und der Widerstandsverein glauben nicht, dass es eine sorgfältige Prüfung und Abwägung aller potenzieller Standorte gab. Ratsmitglied Petra Tewes (Die Grünen) zerpflückte sogar den Kriterienkatalog der BGZ mit den Hauptkomponenten Straßen- und Schienanschluss sowie Abstand zur Wohnbebauung. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass Würgassen qualitativ den schlechtesten Schienanschluss aller verbliebenen Standorte, die in der Endauswahl waren, habe. Zudem sei Würgassen der Standort, der die weiteste Entfernung zu einer Autobahn aufweise. &bdquo;Und Würgassen ist der einzige Standort aller 28 verifizierten Standorte, der eine Wohnbebauung in nächster Nähe aufweist“, berichtete Tewes. In ihrer Bewertungsmatrix liegt Würgassen auf Platz elf und nicht auf Platz eins. &bdquo;Eile ist ein schlechter Berater“ &bdquo;Eile ist ein schlechter Berater“, sagte Dirk Wilhelm. Er bemängelte, dass sich bei der Standortsuche ausschließlich auf Bundesliegenschaften konzentriert wurde. &bdquo;Die BGZ hat nicht den bestmöglichen Standort gesucht, sondern den Standort, der am schnellsten realisierbar ist“, so Wilhelm. Auf NW-Nachfrage sagte Wilhelm, dass die BGZ im Kreistag Holzminden sogar mehrmals von einer zeitnahen Verfügbarkeit sprach, diese Formulierung nun aber nicht mehr verwende. Völlig konträr sind auch weiterhin die Aussagen, was die Anzahl der Güterzüge pro Tag betrifft und ob der atomare Müll im Würgassen umgepackt werden muss. Deswegen forderte der Stadtrat von der BGZ, dass es ein transparentes Verfahren gibt, das noch mal bei Null startet. Abschließend beschloss der Rat einstimmig den Resolutionsentwurf der Stadt Beverungen, der sich klar und deutlich gegen das Zwischenlager ausspricht (die NW berichtete). Zudem stimmte der Rat auf Antrag der CDU dafür, die Flächen im Sondergebiet des ehemaligen Kraftwerks Würgassen als Gewerbegebiet umzuwidmen, um dort notwendige Ansiedlungsflächen für kleine und mittelständische Betriebe zur Verfügung stellen zu können.

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