„Platz zur rechten Zeit freigeben“: Beverungens Bürgermeister kandidiert nicht erneut

Beverungen. Er hätte Geschichte schreiben können. Eine weitere Amtszeit für Beverungens Bürgermeister Hubertus Grimm hätte mit dann insgesamt 16 1/2 Jahren die zweitlängste Amtszeit aller Bürgermeister in den vergangenen 230 Jahren der Stadt bedeutet. Obwohl er ein geschichtsbewusster Mensch sei, entschied er sich dennoch dagegen. Bei der Kommunalwahl 2025 wird er nicht erneut kandidieren. Er war sichtlich emotional, als Hubertus Grimm als allerletzten Punkt im öffentlichen Teil der Beverunger Ratssitzung am Donnerstagabend das Wort an die Ratsmitglieder richtete. &bdquo;Wir haben soeben den Haushalt für 2025 eingebracht“, sagte er. Der letzte Haushalt dieser Wahlperiode. Die Fraktionen werden ihn nun beraten und sich dabei immer wieder Gedanken zur Zukunft der Stadt machen. Auch Grimm habe sich Gedanken über seine Zukunft und die der Stadt gemacht. &bdquo;Viele“, wie er sagt. Er habe &bdquo;das Für und Wider abgewogen“. Lesen Sie auch: Jeder zweite Euro aus Beverungens Haushalt geht 2025 an den Kreis Höxter Als er vor fast elf Jahren das Amt angetreten ist, war Beverungen die höchst verschuldete Stadt im Kreis, jeder Cent sei umgedreht worden. &bdquo;Ich konnte weder einer Schützenkönigin einen Blumenstrauß überreichen, noch Vereinen zu ihren Jubiläen ein Geschenk mitbringen“, blickte er während seiner Rede zurück. Freude und Leid des Bürgermeisteramts Das habe sich geändert. Die Stadt habe seit 2015 nur positive Haushaltsabschlüsse vorgelegt und eine gute Ausgleichsrücklage geschaffen. Dennoch: &bdquo;Die derzeitige und vor allem zukünftige Finanzausstattung der Kommunen lässt mich nicht gerade optimistisch in die Zukunft blicken.“ Er habe sein Amt in den vergangenen Jahren &bdquo;überwiegend mit Freude und hoher Motivation ausgeübt“, er habe neue Situationen, Aufgaben, Akteure kennengelernt und war bei fast allen Veranstaltungen in der Stadt dabei. Er darf diese Stadt und damit ihre Bürgerinnen und Bürger repräsentieren und für diese Stadt sprechen. &bdquo;Was kann es Schöneres geben?“ Doch genau dies habe auch eine Kehrseite. &bdquo;Heute ist laut meinem Kalender der 108. Termin in diesem Jahr, der am Abend beziehungsweise am Wochenende stattfindet und damit mein Familienleben stark einschränkt“, sagte er am Donnerstagabend um 20.30 Uhr und hatte da noch einen nicht öffentlichen Teil der Ratssitzung vor sich. Außerdem kämen in letzter Zeit zunehmend aggressiver werdende Schreiben von und Gespräche mit Bürgern hinzu, die &bdquo;auf Kosten der Stadt Beverungen mit allen Mitteln ihren eigenen Vorteil suchen“, erklärte er. Der Ton werde dabei oft persönlich beleidigend. Beverungens Bürgermeister zieht Kurzbilanz seiner Amtszeit Mit fast elf Jahren blickt Grimm auf eine lange Zeit als Bürgermeister zurück, in der - zusammen mit Rat und Verwaltung - viel erreicht wurde. Bereits ab 2015 wurde ein Handlungskonzept entwickelt, das Richtschnur für viele Maßnahmen war und jetzt mit dem ISEK gibt es erneut Ideen zur Attraktivierung der Innenstadt. Der Neubau der Weserbrücke, die Neugestaltung des Burgareals sowie die Sanierung des Weserufers in der Kernstadt, in Würgassen, Herstelle und Wehrden fallen unter seine Amtszeit. &bdquo;In dieser Kurzbilanz darf natürlich auch nicht der Energiestandort Würgassen fehlen“, sagte er. In großer Einmütigkeit der ganzen Region sei das zentrale Bereitsstellungslager verhindert worden. Stattdessen wurde dort mit einem Batteriespeicher aktiv der Energiestandort entwickelt. Passend dazu: Das Geld ist da: Baubeginn für neues Hallenbad in Beverungen &bdquo;Wir haben große Summen in eine moderne Feuerwehr investiert“, blickte er zurück und zählte weitere Leuchtturmprojekte auf: der Neubau des Freibadumkleidegebäudes sowie die gerade gestarteten Neubauten des Hallenbads und der Beverunger Grundschule. &bdquo;Über allem stand das große Ziel, vorhandene Infrastruktur in unserer Stadt zu erhalten.“ Neuer Bürgermeister mit frischen, neuen Ideen für Beverungen Diese Projekte und viele weitere erforderten einen Bürgermeister, der vorangeht, motiviert, akquiriert und koordiniert. &bdquo;Das kostet alles viel Kraft. Ich weiß nicht, ob ich diese Kraft mit dann fast 61 Jahren noch weitere fünf Jahre aufbringen kann“, sagte Grimm. Er sei immer ein Verfechter davon gewesen, den Platz zur rechten Zeit freizugeben, &bdquo;und nicht diesen Zeitpunkt zu verpassen, wofür es gerade in der Politik viele Beispiele gibt“. Lesen Sie auch: So viel verdienen die Bürgermeister im Kreis Höxter Stattdessen habe die Stadt einen Bürgermeister verdient, der täglich mit frischen, neuen und in die Zukunft weisenden Ideen vorangeht. &bdquo;Und so habe ich mich dazu entschieden, den Weg hierfür freizumachen und mich nicht um eine erneute Kandidatur zu bemühen“, sagte er in Richtung seiner Ratsmitglieder, denen er für die Arbeit in den vergangenen Jahren, die vom ersten Tag an &bdquo;von großem gegenseitigen Respekt und Vertrauen geprägt“ war, dankte.

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