Fröhlicher Minister, aufgebrachte Bürger

Drenke. Es ist der erste Windpark im Kreis Höxter, der komplett in Stadtwerke-Hand ist. Gestern sind die fünf neuen Windkraftanlagen bei Drenke eingeweiht worden. Mit ihrem Strom könnte die gesamte Stadt Beverungen versorgt werden. 30 Millionen Kilowattstunden im Jahr - das reicht für 9.700 Haushalte. Die höchsten Räder ragen fast 200 Meter hoch in den Himmel. Und sie sind quasi kommunales Eigentum. Zur Hälfte gehört der Windpark nämlich den Beste-Stadtwerken und der Höxteraner Gas- und Wasserversorgung, die andere Hälfte hält der Aachener Stadtwerkeverbund Trianel. 24 Millionen Euro wurden auf dem Bastenberg zwischen Drenke, Amelunxen und Ottbergen investiert. Zur Einweihung gibt es im beheizten Zelt dampfenden Kaffee, heiße Wurst und warme Worte: Es handele sich um einen echten Bürgerwindpark, denn die Einnahmen fließen den städtischen Haushalten zu, betont Beverungens Bürgermeister Hubertus Grimm in seiner Ansprache. »Die Wertschöpfung kommt zu den Menschen zurück« "Die Wertschöpfung kommt zu den Menschen zurück", freut sich auch Landesumweltminister Johannes Remmel, der eigens zur Eröffnung angereist war. Er darf dann auch das neue Schild enthüllen, denn der Windpark wurde von "Twerberg" in "Bastenberg" umgetauft - denn ursprünglich waren die Anlagen auf dem Twerberg geplant, wo sie allerdings nicht aufgestellt werden konnten. Draußen vor dem Zelt frieren protestierende Anwohner, die den Weg zum Windpark mit ihren Transparenten "gepflastert" hatten. In ihren Augen stören die Windkraftanlagen nicht nur das Landschaftsbild, sondern sie machen vor allem Lärm und werfen Schatten. "Es ist ein Skandal, dass die Räder so nah an unseren Häusern stehen, dabei waren uns 1.000 Meter Abstand versprochen worden", schimpft Diethelm Schilling. Bundestagsabgeordneter Christian Haase (CDU) versucht zu beruhigen: "Die 1.000 Meter waren ein Wunsch des Kreises Höxter, der Investor muss aber nur die gesetzlichen Vorgaben einhalten", erklärte er. Tatsächlich beträgt der Abstand zu manchen Häusern im Ort nur 850 Meter. Barbara Rüstemeier aus Ottbergen leidet unter Lärm der Rotoren: "Das ist so, als ob vor der Haustür ein laufendes Auto steht", so beschreibt sie das Geräusch. Auch die anfangs angekündigte finanzielle Beteiligung der Bürger habe sich als leeres Versprechen erwiesen: Man habe die Leute mit sieben Prozent Rendite einfach "ködern" wollen, meint Michael Rüstemeier. Drei Klagen von Bürgern gegen die Genehmigung des Windparks sind aktuell noch beim Oberverwaltungsgericht Münster anhängig. Drinnen im Zelt lassen es sich andere den Kuchen schmecken. Franz Knipping aus Amelunxen hat nichts gegen die fünf Windräder einzuwenden: "Das hier ist jedenfalls bedeutend besser als ein Atomkraftwerk, wir brauchen doch regenerative Energie", sagt er. "Mich stört das nicht", bekräftigt auch Tischnachbarin Adelheit Kieneke, ebenfalls aus Amelunxen. Oben auf dem Podium freut sich Rüdiger Hölscher von den Beste-Stadtwerken: "Wir haben ein Stück Energiewende hier vor Ort geschafft", sagt Hölscher. Und der grüne Minister Remmel freut sich ebenfalls über den enormen Windkraft-Boom im Lande, das Jahr 2016 sei in diesem Punkt rekordverdächtig gewesen. Nebenbei drückt ihm Irene Büttner noch eine Resolution vom BUND in die Hand - Lektüre für die Rückfahrt nach Düsseldorf. Gefordert wird darin ein verbesserter Vogel- und Artenschutz bei der Ausweisung von Windkraftzonen. "Auch auf dieser Seite des Hanges fliegt der Rotmilan, nicht nur drüben auf dem Twerberg", meint sie. Dort sollten ursprünglich noch zwei weitere Windkraftanlagen gebaut werden.

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