Drenke. Unter dem Motto "125 Jahre IG Metall - 125 Jahre Solidarität" fand im Bildungszentrum der IG Metall in Drenke die "Lange Kulturnacht" statt. "125 Jahre IG Metall, 125 Jahre gesellschaftspolitische Auseinandersetzung - das sind auch 125 Jahre Kulturarbeit", sagte Schulleiter Werner Kraus bei der Eröffnung der Veranstaltung, die in diesem Jahr bereits in die neunte Auflage gegangen ist. Wie vielfältig die Kulturarbeit in der Bildungsstätte tatsächlich ist, wurde den mehr als 100 Gästen einmal mehr eindrucksvoll vor Augen geführt.
Den Auftakt machte das Songwriter-Duo "Cuppatea". Die beiden Musiker Sigrun Knoche (Flöte und Gesang) und Joachim Hetscher (Gitarre) servierten ihren Zuhörern vor allem politische Lieder, die für eine nachdenkliche Stimmung im Saal sorgten. In einer Ballade etwa erzählten sie die Geschichte des sozialdemokratischen Widerstandskämpfers Heinrich Roters, der sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten weigerte, mit einer Kehrmaschine, an der eine Hakenkreuzfahne hing, durch Rheine zu fahren und dafür letztlich mit seinem Leben bezahlen musste.
Anschließend sorgte die Hannoveraner Gruppe "Spätlese" für Stimmung. Ihr musikalisch anspruchsvolles Programm reichte von Blues über Folk-Rock bis hin zu traditionellen Stücken aus der Arbeiterbewegung Irlands. Eindrucksvoll vertonten die Musiker auch politische Texte von Erich Kästner und Kurt Tucholsky, die der Paderborner Kabarettist Eckhard Radau pointiert und mit gekonnter Mimik vortrug.
Für ein afrikanisches Flair sorgte das Percussions-Ensembles "Damianah". Neben kraftvollen Trommel-Rhythmen präsentierte das Ensemble den Gästen auch einige afrikanische Sprichwörter, die für Lacher sorgten. Eines davon: Die Europäer haben die Uhr, wir haben die Zeit.
Höchst amüsant war der Auftritt des Bielefelder Liedermachers Bulli Gundmann, der reumütig seine "Fleischesslust" besang und dabei zugab: "Das Fleisch ist willig, doch es ist zart". Bei seiner "Ode an Europa" nach der Musik von Marius Müller Westenhagens "Sexy" lud er die Besucher der Kulturnacht zum "Rudelsingen" ein. Dass Bulli aber durchaus auch ernst sein kann, bewies er, als er einfühlsam "Over the Rainbow" von Israel Kamakawiwo?ole darbot.
Für regelrechte Begeisterungsstürme im Publikum sorgte der rabenschwarze Humor des Musikkabarettisten Andreas Hauffe, der bei seinem Auftritt wortgewandt mit Themen wie Krankheit oder Tod spielte. In einem seiner Lieder kam er zu dem Schluss: "Der Tod ist ein Charakterschwein, der sucht seinesgleichen, was muss das für?n Charakter sein, geht ständig über Leichen."
Zum Abschluss des Abends spielte das Woody-Guthrie-Project des IG Metall Bildungszentrums Beverungen. Silke Schröder als Frontsängerin überzeugte hier mit ihrer ebenso kraftvollen wie klaren Stimme. Nach mehr als vier Stunden hochkarätigem Kulturprogramm in der Bildungsstätte der IG Metall endete die "Lange Kulturnacht". Das Publikum dankte den Veranstaltern und Kleinkünstlern für den gelungenen Abend mit einem lang anhaltenden Applaus.