Aus Hamburg zurück ins Dorf: 30-Jährige ist Ortsheimatpflegerin im Kreis Höxter

Bad Driburg-Neuenheerse. In Hamburg, während sie an der Alster studierte, bekam sie Sehnsucht nach den Bergen, den Wiesen und Wäldern - und nach den Menschen. Denn &bdquo;hier ist immer was los, für alle Altersgruppen“. Theresia Sökefeld nennt es nicht Heimweh, was sie während ihrer Studienzeit hatte, sondern &bdquo;Heimatweh“. Der Begriff Heimat ist ein ständiger Begleiter an diesem sonnigen Vormittag. &bdquo;Wir sind Heimat“ steht auf dem Display des Autoradios. Das ist der Werbespruch des Senders &bdquo;WDR4“. Aber wenn Theresia Sökefeld - heute ausnahmsweise mit dem Auto - oben auf den Klusenberg kommt, dann ist das auch ein bisschen der Wahlspruch der 30-Jährigen. Seit einigen Tagen ist Sökefeld Ortsheimatpflegerin im Bad Driburger Ortsteil Neuenheerse. &bdquo;Ich habe hier meinen Ankerplatz“, sagt die junge Frau und schaut vom Aussichtspunkt neben dem Wiedervereinigungsstein auf den Ort mit Häusern, Eggedom und dem Fernsehturm am Horizont. Die Sonne scheint, eine leichte Brise weht. Dass sie das Wort Ankerplatz verwendet ist deshalb bemerkenswert, weil sie während ihres Studiums in Hamburg verstanden hat, dass sie zum Ankern keine Elbe braucht. Ebenfalls lesenswert: Neues Fitnessstudio in Bad Driburger Ortsteil wirbt mit dieser Besonderheit um Kunden Wie die Neuenheerserin zu dem Ehrenamt gekommen ist &bdquo;Ich habe sehr schnell gemerkt, dass ich doch sehr heimatverbunden bin“, sagt sie. Deshalb kehrte die geborene Neuenheerserin nach dem Studium in der Hansestadt zurück ins Eggedorf, ihrem Ankerplatz, ganz ohne Außenalster. Ihre Heimatverbundenheit reicht so weit, dass sie ein Amt übernimmt, auf das normalerweise ältere Herren ein Dauerabo haben. &bdquo;Dieses Ehrenamt kam eher auf mich zu“, sagt Sökefeld. Sich selbst bezeichnet sich als &bdquo;Urneuenheerserin“, und dennoch brauchte es Überzeugungsarbeit, damit sie den Posten der Ortsheimatpflegerin übernimmt. Da war zunächst der Bezirksausschussvorsitzende Thomas Arens. &bdquo;Er sprach mich an – und brauchte viel Überredungskunst“, sagt die 30-Jährige und lacht. Passend zum Thema: Dieses Dorf bei Bad Driburg liegt 36 Minuten vor London Mit Ehrenämtern in Neuenheerse hat Theresia Sökefeld schon Erfahrung Vielleicht war es aber die Tatsache, dass Dinge in Neuenheerse &bdquo;einfach angepackt“ werden, wie sie selbst lobend herausstellt. Eine Rolle dürfte bei der Entscheidung wohl auch die Tatsache gespielt haben, dass schon ihr Großvater, Lorenz Sökefeld, das Amt des Ortsheimatpflegers innehatte. Tradition verpflichtet in Neuenheerse. Offiziell ernannt wurde sie auch schon von Kreisheimatpfleger Hans-Werner Gorzolka. Mit Ehrenämtern hat Sökefeld aber ohnehin schon Erfahrung. In ihrer Jugend betreute sie Ministranten, auch bei den Pfadfindern war sie aktiv, ihr Vater leitete lange den Naturschutzverein. Apropos Naturschutz: Der könnte bei ihrer Arbeit als Ortsheimatpflegerin womöglich auch eine große Rolle spielen. &bdquo;Ich bin sehr naturverbunden“ – und in Sachen Natur hat Neuenheerse wirklich einiges zu bieten; nicht nur oben auf dem Klusenberg. Lesen Sie auch: Endlich wieder ein Stiftsmarkt nach Maß in Neuenheerse Was eine Ortsheimatpflegerin eigentlich macht Was Ortsheimatpflege ist, lässt sich gar nicht so einfach sagen: Das Spektrum reicht von der Kulturlandschaftspflege, über Umwelt- und Naturschutz, Regional- und Ortsgeschichte, Baukultur und Denkmalpflege bis hin zu immateriellem Kulturerbe und Alltagskultur. Wer das Ehrenamt übernimmt, muss wohl auch erst mal hineinwachsen und eigene Schwerpunkte finden. &bdquo;Mein Ziel ist, offen durch den Ort zu gehen und mir die Geschichten der Neuenheerser anzuhören“, sagt Sökefeld. Von ihrem Vorgänger, Christian Mertins, der das Amt immerhin 13 Jahre lang bekleidet hat, bekam sie bereits zahlreiche Bücher, die sich mit der Ortschronik befassen. Darunter sind auch alte Handschriften. Sie habe sich vorgenommen, all das zu sichten und auszuwerten. Diese Pläne hat die junge Frau für den Bad Driburger Ortsteil Eine Sache weiß die junge Frau schon jetzt: Wenn es darum geht, das Dorf für ihre Themen zu begeistern, dann möchte sie gezielt auch die Jugend und die jungen Leute ansprechen: &bdquo;Da ist ja mein Vorteil, dass ich so jung bin“. Zahlreiche Kontakte werden ihr dabei sicherlich helfen. Zu erleben und erinnern gibt es eine Menge. Neben der Natur und Kultur ist da auch die Erinnerung. Etwa daran, sagt die junge Frau, dass auf dem Klusenberg einst der Galgen stand – und Verurteilte hier den Tod fanden. Oben kurz vorm Bergkamm hält sie kurz an, zeigt auf die Wiesen, Felder und Hügel. &bdquo;Während des Zweiten Weltkrieges haben meine Großeltern von hier oben das Feuer in Paderborn gesehen“, sagt sie. Am 27. März 1945, kurz vor Kriegsende, hatten Einheiten des britischen RAF-Bomber-Command die Bischofsstadt weitgehend zerstört. Trotz ihres jungen Alters hat Sökefeld schon viel Geschichte und viele Geschichten gehört, die sie mit dem Ort teilen kann. Das ist der Traum der neuen Ortsheimatpflegerin für Neuenheerse Ein großes Ziel, einen Traum, wenn man so will, hat die junge Frau auch schon für ihr Neuenheerse. Zwar gibt es schon jetzt etliche Wanderwege, auch der Eggeweg führt am Ort vorbei. Einen Weg, der im Ort beginnt, einmal ganz herum führt und dann wieder endet, den gibt es aber nicht. &bdquo;Es wäre toll, wenn es rund um Neuenheerse einen Wanderweg gibt.“ Dann könnten Bewohner und Gäste den Ort endlich von allen Seiten sehen. Übrigens: Bad Driburg sucht auch in Reelsen und Langeland/Erpentrup noch Ortsheimatpfleger. Grundsätzlich können alle volljährigen Bürgerinnen und Bürger das Ehrenamt übernehmen. Bindende Voraussetzungengibt es nicht, teilt die Stadt mit. Vielleicht folgend junge Leute ja dem Beispiel von Sökefeld - und engagieren sich? Ebenfalls interessant: Windkraft: Heimatpfleger sieht massive Bedrohung für den Kreis Höxter

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