So brennt der olympische Geist im Hochstift

Kreis Höxter/Kreis Paderborn. Der heiße Kampf um die begehrtesten aller Medaillen hat begonnen: Die offizielle Eröffnung der Olympischen Spiele wird am heutigen Freitag in Paris gefeiert, aufmerksam verfolgt im Hochstift. Denn in den Kreisen Höxter und Paderborn gibt es eine kleine, aber rührige Abteilung der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG). Sie hat sich auf die Fahnen geschrieben, den olympischen Geist in die Region zu tragen. Was damit gemeint ist und welche große Chance in der größten aller Sportveranstaltungen gerade für die Menschen zwischen Paderborn und Höxter steckt, erklärt DOG-Hochstift-Geschäftsführer Uwe Damer. Ganz so beeindruckend wie die Karriere des früheren DOG-Vorsitzenden und Extremschwimmers André Wiersig ist Damers sportlicher Weg zwar nicht, dafür aber umso bezeichnender für das Besondere an Olympia. Denn der Bad Driburger Schul-Dezernent hat lange Zeit Wasserball gespielt. &bdquo;Eine Sportart, die im Fernsehen so gut wie gar nicht vorkommt“, sagt Damer. Deshalb gibt es auch kaum Sponsorengelder, und die mangelnde öffentliche Aufmerksamkeit hilft auch nicht gerade bei der Nachwuchsgewinnung. Die große Chance für die Randsportarten &bdquo;Bei den Olympischen Spielen gibt es nun die Chance, auch einmal Randsportarten in den Fokus zu rücken“, sagt Damer. Eine Chance nicht nur für oft einsam trainierende Spitzensportler, etwas bekannter zu werden. Sondern auch und gerade für die Zuschauer, etwas Neues zu entdecken. &bdquo;Und sei es nur, weil man zufällig vorbeizappt und hängenbleibt.“ Als Beispiel nennt Damer das Bogenschießen, eine Sportart, mit der er bisher auch kaum Berührungspunkte hatten, die aber sicherlich sehr spannend sei. Er hofft – auch für sich –, dass etwas von dem besonderen olympischen Geist auf die Zuschauer überspringt. Denn anders als beispielsweise bei großen Fußballturnieren, wo jede Mannschaft bis zum Spiel abgeschottet für sich bleibe, treffen im olympischen Dorf Zehntausende Weltklasse-Sportler zusammen. Das mache einmalige Begegnungen möglich. Damer empfiehlt, auch Reportagen und Berichte abseits der Wettbewerbe zu verfolgen, denn dabei lasse sich das besondere olympische Flair noch besser nachvollziehen. Weitere Ziele neben dem Höhepunkt der Spiele Die Olympischen Sommerspiele alle vier Jahre seien natürlich ein besonderer Höhepunkt, räumt der DOG-Geschäftsführer ein. Doch der Fokus der Deutschen Olympischen Gesellschaft, die bereits 1951 gegründet wurde, geht weit über das sportliche Großereignis hinaus. &bdquo;Unser Ziel ist es, die olympischen Werte wie Fair Play, Leistungsbereitschaft, Völkerverständigung und Teamgeist in die Gesellschaft hinein zu tragen und zu stärken“, sagt Damer. Die sportlichen Regeln eben. Auch Respekt, Loyalität gehöre dazu, aber auch das Verlieren-Lernen. Besonders Kinder und Jugendliche stehen dabei im Fokus. Damer spricht von der DOG als einer Art Förderverein, die vor Ort ganz konkrete sportliche Projekte anstößt und unterstützt. Meist in Kooperation mit anderen Organisationen wie den Kreissportbünden. Übungsleiter und Trainer fehlen aller Orten Eine solche Projektidee entstand beispielsweise beim feierlichen olympischen Abend vor zwei Jahren in Bad Driburg, bei dem es auch eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion gab. &bdquo;An diesem Abend ging es auch um Corona und seine Folgen für die Vereinslandschaft“, erinnert Damer. Dabei stellte sich heraus, dass es weniger der Mitgliederschwund ist, der den Vereinen als Pandemiefolge die größten Sorgen bereitet, sondern vielmehr der Verlust an Übungsleitern und Trainern. Immer weniger Menschen sind bereit, einen Teil ihrer Freizeit zu nutzen, um andere zu trainieren und sportlich zu fördern. Zumal schon das Erlangen eines Übungsleiterscheines oft rund 150 Stunden Ausbildung beinhaltet. Innovative Ideen für die Qualifizierung Beim olympischen Abend wurde nun die Idee entwickelt, den Übungsleiterschein auch an einer Schule – neben dem Sportunterricht – absolvieren zu können. Das ist schwieriger, als es klingt, denn Sportlehrer sind beispielsweise nicht per se berechtigt, diese Ausbildung anzubieten, berichtet Damer. Sie müssen selbst erst fortgebildet werden. All das musste organisiert und auch finanziert werden, wo wiederum die Deutsche Olympische Gesellschaft behilflich ist. Ein erfolgreiches Pilotprojekt, bei dem der Kreissportbund und das NRW-Schulministerium mit im Boot waren. Kürzlich konnten, wie der Schuldezernent stolz berichtet, an der Gesamtschule Bad Driburg die ersten Zertifikate für Übungsleiter überreicht werden. Auch der sportliche Leistungsgedanke zählt Künftig will die DOG im Hochstift aber noch früher ansetzen und die Bewegung der Kindergartenkinder noch mehr fördern. Auch dafür müssten Erzieherinnen und Erzieher erst fortgebildet werden – was Geld kostet. Da kann ein Förderverein wie die DOG hilfreich sein. Dabei lenkt Uwe Damer bewusst das Augenmerk auf ein Schlagwort, das aktuell in der Gesellschaft nicht unumstritten ist: die Leistungsbereitschaft. Als Schuldezernent kennt er die pädagogischen Diskussionen, ob es richtig ist, Schüler nach der gesprinteten 100-Meter-Zeit oder dem Weitwurf-Ergebnis zu bewerten. Die Deutsche Olympische Gesellschaft aber steht ganz eindeutig zum Leistungsgedanken, sagt Damer. Denn ohne den Willen zu absoluten Spitzenleistungen gebe es keine Olympiasieger. Und davon soll es in den kommenden zwei Wochen viele geben.

Meistgelesen