Ohne Personal immer geöffnet: Futuristischer Tante-Emma-Laden im Kreis Höxter

Bad Driburg-Neuenheerse. "Tante Enso wird eröffnet in: 2 Days, 19 Hrs., 42 Mins., 08 Secs.": Auf der Homepage des Bad Driburger Ortsteils Neuenheerse zählt eine Uhr die Sekunden, Minuten, Stunden und Tage herunter, bis der Tante-Enso-Markt endlich öffnet. Zwei Tage, 19 Stunden, 42 Minuten und acht Sekunden sind es, als die "NW" mit einem derjenigen Neuenheerser spricht, die sich von Beginn an für einen Tante-Enso-Laden stark gemacht haben. Laut Thomas Arens, dem Bezirksausschussvorsitzenden, ist der Countdown nur ein Zeichen für die Vorfreude im Dorf. "Wenn wir mit dem Hund spazieren gehen, dann kommen wir an Tante Enso vorbei und dann sehe ich immer die Finger- und Stirnabdrücke von denjenigen, die sich an der Scheibe die Nase platt drücken, ums ins Geschäft schauen zu können." Bald geht das einfacher. Denn am Donnerstag, 17. August, eröffnet der in NRW einmalige Supermarkt. Was ist das Besondere an Tante Enso? Ob Bankfilialen, Apotheken oder der Einzelhändler – besonders im ländlichen Raum gibt es immer mehr Leerstand. Thomas Arens kann das bestätigen: Vor rund fünf Jahren hörte das letzte Lebensmittelgeschäft in Neuenheerse auf. Als dann auch noch Goeken backen seine Filiale schloss, gab es nicht mal mehr frische Brötchen. Was besonders für die Älteren im Dorf ein Problem sei. "Ein Laden ist nicht nur Einkaufen, sondern auch Treffpunkt." Und der fehlt. Pardon, fehlte. Ursprünglich haben die "myenso"-Gründer Norbert Hegmann und Thorsten Bausch sich auf einen Online-Supermarkt spezialisiert. Mit den Jahren erweiterten die beiden jedoch ihre Geschäftsfelder. Eine dieser Erweiterungen ist eben der Markt, auf den die Neuenheerser sich so freuen. Und zwar der erste Tante-Enso-Laden im Kreis Höxter, im Hochstift und ganz Nordrhein-Westfalen. Ein vollautomatischer Mini-Supermarkt, der im ehemaligen Gebäude des Edeka-Marktes in Neuenheerse untergebracht ist. Das Besondere an diesem Markt: Er kommt fast ohne Personal aus. Rund um die Uhr geöffnet Nur circa vier Stunden am Tag ist Personal vor Ort. Dann funktioniert das Geschäft, nach Angaben von "myenso", wie ein regulärer Supermarkt. Für die restlichen 20 Stunden kommen die Kunden mit einer persönlichen Karte hinein und scannen selbstständig die Produkte an der Kasse. Möglich ist das rund um die Uhr. Das Prinzip hat Thomas Arens jüngst im Urlaub ausgetestet - mit Erfolg: "Man muss nur die Scheu davor verlieren." "Myenso spricht selbst von einem Mini-Supermarkt, dabei ist das alles andere als ein Kiosk", sagt Thomas Arens. Das Sortiment des Tante-Enso-Ladens beinhaltet laut "myenso" circa 2.500 bis 3.000 Artikel. Was nicht da ist, kann über den firmeneigenen Online-Supermarkt bestellt werden. Darüber hinaus versprechen die Unternehmer, dass Einkäufer das Sortiment mitgestalten können, um es beispielsweise um regionale Produkte zu ergänzen. Und Mitgestalten ist ein gutes Stichwort. Genossenschaftssystem und Beteiligung Denn: die autonomen Supermärkte finanzieren sich durch ein Genossenschaftssystem, heißt es auf der Internetseite von "myenso". Für eine Eröffnung brauche es im Vorfeld 300 Menschen, die jeweils bereit seien, sich finanziell am Supermarkt zu beteiligen und der Genossenschaft beizutreten. Die Neuenheerser haben sich dafür sogar mit einem Video beworben. Knapp 500 Bürger haben nun Anteile im Wert von jeweils 100 Euro gekauft. Die Genossenschaft sei laut des Unternehmens die "fairste Möglichkeit der Beteiligung". Einmal im Jahr werden alle Genossenschaftsmitglieder zu einer Generalversammlung eingeladen, um konkrete Tagesordnungspunkte abzustimmen und den Supermarkt nach den Bedürfnissen der Anwohner auszurichten. Die Voraussetzung für eine Mitgliedschaft: Volljährigkeit und eine Kundenkarte. Letztere ist laut "myenso" kostenlos, denn für Kunden sollen keinen zusätzlichen Kosten entstehen. Das Geschäft in Neuenheerse hätte ursprünglich schon im April öffnen sollen, doch der Umbau habe sich aber durch Materialengpässe verzögert. Am Donnerstag, 17. August, soll der moderne Einzelhandel um 12 Uhr eröffnet werden und dann für Besucher rund um die Uhr zugänglich sein. Thomas Arens wird dabei sein. Was er aber als erstes kauft, das könne er jetzt noch gar nicht sagen.

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