Flüchtlingsunterkunft in Bad Driburg: Beraterstellen seit über zwei Jahren unbesetzt

Bad Driburg. Geflüchtete, die in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Bad Driburg unterkommen, haben offenbar seit Jahren keine kompetenten Ansprechpartner. In der Regel werden in Nordrhein-Westfalen an den ZUE die Stelle eine Asylverfahrensberaters, eine Stelle eines Beschwerdemanagers, eine Stelle einer psychosozialen Erstberatung und eine Rückkehrberatung vorgehalten. Alle vier Stellen sind in Bad Driburg seit Ende 2020 nicht oder nicht voll besetzt. Laut des zuständigen Ministeriums hat das vor allen Dingen einen Grund. "Für vulnerable Geflüchtete ist das enorm wichtig, dass diese Beratung angeboten wird", sagt Dirk Damm von der Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit in Warburg. Die Unterkunft in Bad Driburg hat einen Schwerpunkt bei der Aufnahme vulnerabler Geflüchteter, der Beratungsbedarf sei besonders hoch. Neben der ZUE in Bad Driburg gibt es eine weitere Zentrale Unterbringungseinrichtung im Kreis Höxter in Borgentreich. Seit Anfang 2021 sind die Stellen in Bad Driburg laut Informationen der "Neuen Westfälischen" nicht mehr besetzt. Eine Sprecherin des Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen bestätigte auf "NW"-Nachfrage, dass "in jeder Zentralen Unterbringungseinrichtung des Landes" – je nach Größe in unterschiedlicher Anzahl – "Stellen für die Bereiche Asylverfahrensberatung, dezentrales Beschwerdemanagement, psychosoziale Erstberatung und Rückkehrberatung vorgesehen" seien. Nicht für alle Stellen lägen jedoch Förderanträge vor, "sondern von den genannten 492 Vollzeitäquivalenten sind derzeit 44,55 Vollzeitäquivalente noch nicht besetzt". Davon betroffen ist eben auch Bad Driburg. Wie viele Stellen sind betroffen? Weitere Nachfrage beim Ministerium: Wie viele Stellen sind in Bad Driburg unbesetzt? Das Ministerium verweist in dem Fall an die zuständige Bezirksregierung in Arnsberg. Und jene führt eine Liste über die offenen Stellen unter dem sperrigen Titel: "Übersicht über die aktuell unbesetzten Stellen im Förderprogramm Soziale Beratung von Geflüchteten in NRW". Demnach sind an der ZUE in Bad Driburg eine dezentrale Beschwerdestelle nicht besetzt - Umfang von Vollzeitäquivalenten 0.50, also eine halbe Stelle, im Bereich der Psychosozialen Erstberatung ist eine ganze Stelle unbesetzt und im Bereich der Rückkehrberatung ist eine viertel Stelle frei. Eine ganze Stelle fehlt zudem in der Verfahrensberatung. Nach "NW"-Informationen hatten die damaligen Träger der Angebote im Dezember 2020 ein Schreiben von den Behörden erhalten: Das Land wollte die Verträge verlängern. Allerdings zu deutlich schlechteren Konditionen: Bei gleicher Leistung sollte die Arbeit mit einem Drittel weniger Geld vergütet werden, wie Mitarbeiter im Gespräch mit der "NW" betont haben. Die Folge war, dass die jeweiligen Träger abgesprungen waren, bis heute hat sich kein neuer gefunden. Und da kommt Dirk Damm ins Spiel. Er wurde jetzt vom Arbeitskreis der Asylverfahrensberater kontaktiert und darauf hingewiesen, dass es rund um die Bad Driburger ZUE großen Beratungsbedarf seitens der Geflüchteten gebe. Was angesichts einer relativ großen Unterkunft aber auch erwartbar ist - deshalb gibt es ja standardmäßig die Beratungsstellen. Da die aber nicht besetzt sind, ist die Ratlosigkeit bei den Geflüchteten groß. Und sie wenden sich an ehrenamtliche Stellen, die in einigen Bereichen ebenfalls Beratung anbieten. Etwa die Flüchtlingshilfe Lippe, ein eingetragener Verein. Ruft man dessen Telefonnummer in Detmold an, wird mitgeteilt, dass derzeit keine offenen Fälle angenommen werden könnten. Bis zum 27. Mai entfielen auch die Telefonsprechstunden und offenen Sprechstunden. Welche Rolle spielt die Bezahlung? Das Ministerium selbst räumt denn auch ein, dass diese Stellen in Bad Driburg leider zurzeit unbesetzt sind. Genannt werden die Stellen der Asylverfahrensberatung, der Beschwerdestelle, der psychosozialen Erstberatung und der Rückkehrberatung. "Die entsprechenden Fördermittel stehen zur Verfügung und die Stellen sind im Stellenplan des Förderprogramms vorgesehen, jedoch konnte bisher kein Träger gefunden werden." Was sind die Gründe dafür? "Unterschiedlich", erklärt die Sprecherin: "In einigen Fällen spielt die örtliche Lage und Erreichbarkeit der Einrichtung eine Rolle. Hinzu kommt der Fachkräftemangel, der es auch für die Träger schwierig macht, Personal zu gewinnen." Vielleicht spielt aber auch der Umstand eine Rolle, dass die Stellen nicht nach den in der Branche üblichen Tarifen vergütet werden: "Die Stellen der sozialen Beratung werden nicht nach einem bestimmten Tarifsystem ausgeschrieben, sondern es erfolgt eine Festbetragsförderung", heißt es aus Düsseldorf. Für die Geflüchteten bedeutet das eben, dass sie längere Wege in Kauf nehmen müssen, obwohl die vulnerablen Geflüchteten in Bad Driburg oft Probleme mit der Mobilität haben. Damm: "Wenn sie es bis Warburg schaffen, wenden sie sich an uns."

Meistgelesen