Olle meh, Man teou und viel Radau: Die Rufe der Narren im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Karnevalsrufe gehören traditionell zur fünften Jahreszeit: Während die Kölner Alaaf rufen, haben sich die Düsseldorfer aufs Helau spezialisiert. Auch im Kreis Höxter enttarnen sich die Narren ganz schnell. Oft genügen nur ein oder zwei Wörter: Und es ist klar, wo der jeweilige Jeck seinen Ursprung hat. Man Teou Das unter Steinheimer Narren übliche plattdeutsche &bdquo;Man teou" bedeutet so viel wie &bdquo;Man zu" oder &bdquo;Man los". Der karnevalistische Ausruf ist schon älter als der 1936 gegründete Verein. Den ersten Umzug mit einer Musikkapelle gab es in der ostwestfälischen Narren-Hochburg bereits 1911. &bdquo;,Man teou’ ist der älteste eingetragene Schlachtruf des Karnevals im Kreis", betont Präsidiumssprecher Stefan Wiedemeier stolz. Wer seinem Gegenüber im Karneval ein fröhliches &bdquo;Man teou" zurufe, der blicke stets in strahlende Gesichter und bekomme den Spruch mit einem Lächeln zurück, berichtet Wiedemeier und ergänzt: &bdquo;Zu ,Man teou’ gibt es außerdem die schönsten Karnevalslieder und Karnevalsreime" – wichtige Bestandteile im Steinheimer Karneval von Kindesbeinen an. Olle Meh &bdquo;Olle meh" bedeutet so viel wie &bdquo;Alle mit" oder &bdquo;Alle machen mit" bei der Nieheimer Karnevalsgesellschaft. Dazu gibt’s laut NKG-Präsident Josef Schunicht noch einen weiteren gereimten Schlachtruf: &bdquo;Denn Einigkeit auf Schritt und Tritt, das tut ja gar nicht weh – und wenn die Kat ins Feuer schitt, we maket Olle meh". Darin ist das optische Erkennungsmerkmal der Nieheimer, die schwarze Katze, enthalten. Gedichtet wurde der Spruch 1938 von Fritz Kukuk aus Himmighausen. Für den Vierbeiner wurde sogar ein eigenes Lied mit dem Titel &bdquo;Am Rosenmontag zieh’n wir wieder mit der Katze durch die Stadt" komponiert. Und warum der Nieheimer Schlachtruf der schönste ist? &bdquo;Eben weil wir Nieheimer sind. Und weil selbst die Enkelkinder aus Niedersachsen das schon bestens drauf haben", sagt Schunicht stolz auf das Generationen übergreifende Karnevalsfieber in Nieheim. Außerdem lasse es sich &bdquo;Olle meh" wunderbar beim Feiern rufen. Pümissen Wui Wui Aus einer reinen Bierlaune heraus ist der Narrenruf in Pömbsen entstanden. &bdquo;Wir standen wenige Tage vor der Vereinsgründung an der Theke und waren uns einig, dass wir einen Karnevalsruf benötigen", erinnert sich Willibald Scholz, Ehrenpräsident des Karnevalvereins. Wigbert Wiechers habe spontan &bdquo;Pümissen Wui Wui" vorgeschlagen, was so viel bedeute wie &bdquo;Pömbsen Wir Wir". &bdquo;Der Ausruf beinhaltet den Namen des Ortes und betont unseren Zusammenhalt, das Wir-Gefühl im Dorf", erklärt Scholz. Pümissen war im 13. und 14. Jahrhundert die gängige Bezeichnung für das heutige Pömbsen. Der närrische Verein heißt seit der Gründung 1993 ebenfalls &bdquo;Pümissen Wui Wui". Sommersell Jau Jau &bdquo;Weil wir in Sommersell etwas Besonderes sind und haben", betont der ehemalige Präsident Thomas Gutsche, dass &bdquo;Sommersell Jau Jau" in seine Ohren am schönsten klingt. &bdquo;Helau gibt’s doch überall. Wir sind eine kleine Gemeinde, die einen ganzen Karnevalsabend selbst gestaltet. Darauf sind wir stolz." Der Verein existiert seit 1988. Durchgesetzt habe sich ein Slogan, der kurz und gut zu rufen sein sollte. Das Vereinsmaskottchen des &bdquo;Narrenkäfigs" in Sommersell sei ein Spaßvogel – &bdquo;und Spaß wollen wir doch alle im Karneval haben".Weserbrücke Helau Der Carnevals-Verein Weserbrücke (CVWB) hat wohl den einzigen Rosenmontagszug, der durch zwei Bundesländer führt. Start ist im niedersächsischen Lauenförde, danach geht es über die Weserbrücke bis zum Schlusspunkt im ostwestfälischen Beverungen. Das ist für CVWB-Präsident Friedhelm Dierkes auch ein wichtiger Grund, weshalb &bdquo;Weserbrücke Helau" absolut top ist.Die Brücke sei das verbindende Element zwischen zwei Orten, zwei Landkreisen und sogar zwei Bundesländern. Eine erfolgreiche Verbindung seit 1975, ist sich Dierkes sicher. Brakel Radau Dieser Name ist Programm, erklärt Mark Elberg, Präsident der Karnevalisten von &bdquo;Brakel Radau". Seit 1988 rufen die Brakeler Jecken an den närrischen Tagen diese beiden Worte. &bdquo;Solche einen Schlachtruf hat nicht jeder", betont der Ober-Jecke, &bdquo;das lässt sich gut singen und rufen".Zunächst war der Spruch &bdquo;In Düsseldorf Helau, in Brakel Radau" entstanden. Daraus wurde dann später nur noch &bdquo;Brakel Radau", das auch dem Verein den Namen gab. Und &bdquo;Brakel Radau" war auch schon beim früheren Brakeler Karnevalsverein vor dem Zweiten Weltkrieg üblich. Bad Driburg Helau Mit der Karnevalsgesellschaft &bdquo;Fidele Geister" aus Niederaußem bei Köln pflegen die Rot-Weißen Bad Driburger Karnevalisten eine tiefe Freundschaft. Treffen die beiden Vereine aufeinander, ist zur Begrüßung ein &bdquo;Helaaf" als Mischung aus Kölner Alaaf und Driburger Helau zu hören. Ansonsten heißt es in Bad Driburg &bdquo;Helau", erklärt Jochen Blum, Präsident der Rot-Weißen Garde, 1946 gegründet.Das Fantasiewort &bdquo;Drilau" als Mischung von Driburg und Helau war schnell wieder verschwunden. Weil man sich dem karnevalistischen Brauchtum und der Tradition des Karnevals verbunden fühle, hieß es: zurück zum Ursprung. Rubbel die Katz Der Carnevals-Verein Ottbergen (CVO) besteht seit 2003 – und der etwas zweideutige Spruch &bdquo;Rubbel die Katz" wird gedeutet als: &bdquo;schnell entscheiden" oder &bdquo;nicht lange warten" oder &bdquo;jetzt geht’s los".Entstanden ist er nach Angaben des scheidenden Präsidenten Andreas Mantey bei einer lustigen Thekenrunde. &bdquo;Der Spruch funktioniert im Karneval vor Publikum auf jeden Fall mittlerweile sehr gut. Wir wollten nichts kopieren und uns von anderen Karnevalsvereinen abheben." Ovenhausen Helau Im Heimat- und Schützenverein Ovenhausen hat sich 1939 die karnevalistische Untergruppe &bdquo;Elferrat" gegründet. Dort schallt das donnernde &bdquo;Helau" oder &bdquo;Ovenhausen – Helau" durchs Grubetal. Selbst schon in der Tanzgarde der Kleinsten.&bdquo;Ohne den Spruch zu kennen kommt keiner auf die Tanzfläche", sagt schmunzelnd Präsident Matthias Gersch, der Chef von 60 Elferrats-Mitgliedern. Und die Ovenhäuser sind stolz drauf, bis auf einzelne eingekaufte Programmpunkte ihr närrisches Programm bei den jecken Tagen zum &bdquo;Krach am Bollerbach" aus den eigenen Reihen zu gestalten. Olle Teou &bdquo;Wir sind das geteilte Dorf, haben die Telefonvorwahl von Steinheim und die Postleitzahl von Nieheim", sagt Marina Lakemeyer-Behling lachend. Deshalb ist der Karnevalsruf in Eversen auch ein Stück vom Karneval aus beiden Städten: &bdquo;Olle teou", so viel wie &bdquo;Alle los", &bdquo;Alle mal machen".&bdquo;Es macht Sinn und hört sich auch noch gut an", sagt sie. Sie gehört der EKG, der Eversener Karnevals-Gesellschaft an, einer jungen, 2016 wieder gegründeten Truppe. &bdquo;Beim Karneval bei uns an diesem Wochenende sind die Steinheimer und die Nieheimer vereint." Na dann: &bdquo;Olle teou!" Höxter Hex Hex Noch jünger als die EKG sind die Huxaria Hexen in Höxter. Wie es sich gehört, rufen diese auch &bdquo;Höxter Hex Hex". Für Simone Kube vom Hexen-Vorstand gibt’s keinen schöneren Karnevalsruf: &bdquo;Weil wir volle Frauenpower sind – bunt gemischt im Alter ab 18 Jahren." Und gerade in den Startlöchern. Ihre ersten Einladungen haben die Huxaria Hexen aus Beverungen und Ovenhausen angenommen, viele weitere waren schon eingetrudelt. Sie planen am Weiberkarneval einen offenen Stammtisch mit Zug durch die Stadt. Dann ist er zu hören, der neue Karnevals-Schlachtruf: &bdquo;Höxter Hex Hex!" Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist aus unserem Archiv. Er wurde in technischer Hinsicht angepasst und neu veröffentlicht.

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