Buchensterben nimmt im Hochstift immer größere Ausmaße an

Kreis Höxter/Kreis Paderborn. &bdquo;Der Zustand des Waldes ist besorgniserregend", stellt Roland Schockemöhle, Leiter des Regionalforstamtes Hochstift, fest. Die massiven Schäden in den Fichtenbeständen sind die eine Seite, jetzt stellen Försterinnen und Förster nun auch Absterbeerscheinungen in den für die Region so typischen Buchenwäldern fest. Die Folgen des Klimawandels seinen unverkennbar, betont der Forstexperte, das ziehe sich durch alle Baumarten. &bdquo;Wir firmieren als Buchenforstamt, da treffen uns diese Schäden im Buchenwald ganz besonders", erklärt Schockemöhle. Von den 73.000 Hektar, die das Regionalforstamt betreut, sind sind insgesamt 25.000 Hektar von den Folgen des Klimawandels betroffen, besonders in Mitleidenschaft gezogen ist die Fichte in der Konsequenz der Stürme wie Friederike Anfang 2018, der nachfolgenden Dürre und der Borkenkäferplage. Auch dieses Jahr sei wieder deutlich zu wenig Niederschlag gefallen. &bdquo;Was uns fehlt, ist ein dauerhafter Landregen", meint Schockemöhle. Im letzten Jahr mussten man 1,80 Meter graben, um auf Wasser zu stoßen, in diesem Jahr sei es nicht viel besser, rechnet der Forstexperte vor. Besonders betroffen von dem tief greifenden Wassermangel im Wald seien Flachwurzler wie die Fichte. Schäden in Hanglagen und auf Kuppen Dürreschäden gibt es jetzt vermehrt auch in den alten Buchenbeständen, die mehr als 120 jahre alt sind. Von den 30.000 Hektar Buchen sind etwa 10.000 Hektar betroffen. Die Schäden sind besonders häufig in Hanglagen und auf Kuppen zu sehen. &bdquo;Man sieht die Schäden zuvorderst an den lichten Kronenbeständen", erläutert Försterin Marina Jürgens bei einem Ortstermin in ihrem Revier Neuenheerse. In der Hanglage am Gradberg sind einige Buchen zu finden, die schon komplett abgestorben sind. Hier findet sich auch der Schädling Buchen-Prachtkäfer, der die Buchen zusätzlich schwächt wie auch der Buchen-Borkenkäfer. &bdquo;Dieser Schädling kommt eigentlich immer vor, in der Folge der Dürreschäden trifft er jetzt auf geschwächte Buchen und hat damit Angriffsflächen", erklärt Jürgens und verweist auf diverse Schadstellen an einer 170 Jahre alten Buche, die nur noch wenig Laub trägt. &bdquo;Der Baum, ist tot", meint die fachfrau, auch wenn noch einige begrünte Äste zu sehen sind. Am betroffenen Baum ist auch Buchen-Schleimfluss, eine Kompley-Krankheit, und als weiterer Schädling der Buchen-Borkenkäfer zu sehen. Die Trockenheit im Buchenwald ist unverkennbar: Roland Schockemöhle zeigt, wie die Buche auch die Blätter zusammen rollt, um weniger Wasser zu verdunsten. &bdquo;Jetzt bilden die Buchen auch vermehrt Bucheckern aus. Die Bäume spüren den Stress und wollen noch für Nachkommen sorgen", erklärt der Forstamtsleiter. Diese Fruchtbildung schwäche die Buchen zusätzlich. Das gleiche Phänomen sei auch bei den Fichten im letzten Jahr zu erkennen gewesen, die in dem Trockenstress viele Zapfen gebildet hätten. Gefahren beim Fällen der Bäume Die Dimension der Waldschäden beschäftigt die Waldbesitzer derzeit enorm. Der Arbeitsaufwand mit der Beseitigung der geschädigten Fichten sei schon enorm, wobei die Arbeiten größtenteils maschinell mit Harvestern erledigt werden könnten. In Buchenbeständen sei dies nicht möglich. &bdquo;In diesen Buchenwäldern müssen wir fachkundige Forstwirte einsetzen, da ist motor-manuelle Arbeit gefragt", weiß Schockemöhle und verweist auf Gefahren. &bdquo;Da können dicke Äste herabfallen, die noch belaubt sind, die Gefahr ist immens", warnt Schockemöhle. Dirk Kreienmeier, Fachgebietsleiter Landeseigener Forstbetrieb im Regionalforstamt, berichtet von Versuchen, bei den Fällarbeiten einen so genannten Funk gesteuerten Keil einzusetzen. der ansonsten nach den Sägearbeiten manuell in den Stamm getriebene Fällkeil werde ersetzt durch eine technische Lösung, bei der die Mitarbeiter den Funkbefehl aus sicherer Entfernung geben können. &bdquo;Die Arbeit in den Buchenbeständen ist herausfordernd, weil uns eigentlich nur ein kleines Zeitfenster bleibt, um den Wert der Buchenholzes zu bewahren", ergänzt Kreienmeier. Die Folgen der Dürre schlagen sich in der Holzqualität nieder. Unlängst nahm ein Sägewerk aus einem Polter von 12 Buchen auch den noch am besten aussehenden Buchenstamm nicht ab. Für die Weiterverarbeitung als Furnierholz war der Buchenstamm nicht mehr tauglich, die Gefahr von Rissen im Holz sei bei den Schälarbeiten zu groß. Damit verbunden ist derzeit auch ein immenser Wertverlust. &bdquo;Dieser Stamm hätte etwa 130 Euro je Festmeter erbracht, jetzt kann er nur noch als Palettenholz für etwa 60 Euro oder als Brennholz für 50 Euro je Festmeter vermarkten werden", bilanziert Kreienmeier. Aufgabe sei es, jetzt die betroffenen Stämme schnell aus den Beständen zu entfernen, da neben der weiteren Verbreitung von Schädlingen als weiteres Problem die so genannte Weißfäule drohe, die den Wertverlust komplett mache. Konzept der Wiederaufforstung Stark beschäftigt sind die Waldbesitzer derzeit mit den Konzepten der Wiederaufforstung. &bdquo;Die Zeit der Monokulturen ist vorbei", sichert Roland Schockemöhle zu. &bdquo;Ein buntes Portfolio wird gepflanzt", ergänzt Dirk Kreienmeier. Dort wo die Naturverjüngung wieder einen zu großen Fichtenbestand nachwachsen lasse, werde man eingreifen müssen. Eine größere Bedeutung im Wald der Zukunft werde die Eiche haben, zudem müsse man Baumarten berücksichtigen, die eher aus dem Süden kommen. Einen festen Platz im wald werde trotz der aktuellen Probleme die Buche haben. Dies sei schließlich eine klimagerechte Baumart. &bdquo;Wir brauchen für den aufbau der neuen Wälder viele Arbeitskräfte, auch in der Forschung", hofft Roland Schockemöhle auf finanzielle Unterstützung. Die Zeichen aus der Politik seien positiv zu werten.

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