Neuenheerse

Stiftsmarkt lockt Tausende nach Neuenheerse

Beliebter Markt mit Schotten, Spinnrädern und Hufeisen-Kunst

"The Pride Of Scotland" sorgte für traditionell schottische Klänge auf der Marktmeile. | © Patricia Speith

Patricia Speith
18.09.2018 | 18.09.2018, 09:00
An der Apfelpresse: Marlon Biederbick macht aus heimischen Äpfeln frische gepressten Apfelsaft. David Koisirk passt auf. - © Patricia Speith
An der Apfelpresse: Marlon Biederbick macht aus heimischen Äpfeln frische gepressten Apfelsaft. David Koisirk passt auf. | © Patricia Speith

Neuenheerse. Mit Schwung dreht Marlon Biederbick das Rad der Apfelpresse. Geschwind wird aus heimischen Äpfeln frisch gepresster Apfelsaft, der bei den durstigen Besucherscharen gut ankommt. Eingeschenkt wird der gesunde und schmackhafte Durstlöscher von der kleinen Mona, die Oma Gisela Koisirk beim Versorgen der zahlreichen Gäste des Neuenheerser Stiftsmarktes kräftig unter die Arme greift.

Gleich nebenan dürfen neugierige Marktbesucher leidenschaftliche Spinnerinnen beim Ausüben einer der ältesten Techniken der Menschheit beobachten. Das Dreiergespann lässt sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen und betätigt munter weiter das Pedal des Spinnrades. Viel Taktgefühl gehört zu der sehr alten Kunst dazu. „Das Treten muss so lange geübt werden, bis es in Fleisch und Blut übergegangen ist", erklärt Petra Haase.

Rettungsaktion für den Stielhöpper

Der alte Hase im Spinngeschäft hat viele hilfreiche Tipps parat und freut sich, wenn sie diese weitergeben kann. Seit drei Jahren spinnt auch Silke Welling bereits Wolle und rund sechs Jahre sind es bei Elisabeth Mahs. Petra Haase ist schon über zwei Jahrzehnte dabei. „Ich wollte schon als kleines Mädchen spinnen lernen", erzählte Welling, „ich war schon immer fasziniert von dieser Kunst." Auf der 1.000- Jahr-Feier in Bellersen lief sie glücklicherweise der Wollküren-Spinngruppe aus Reelsen in die Arme, wurde prompt dorthin eingeladen und ist seitdem Feuer und Flamme für die entspannende Arbeit am Spinnrad. Doch ohne Fingerfertigkeit wird das nichts. „Es ist ein Zusammenspiel von Kopf, Fuß und Hand", so Welling. „Wenn man das kann, wird man süchtig", lacht Haase. „Vor allem wenn man sieht, was alles aus den Wollfäden entstehen kann." Sie zeigt auf eine kuschelig aussehende Strickjacke und spinnt nebenbei weiter. Faden für Faden lassen die „Wollküren" durch die Finger gleiten und beobachten gleichzeitig das bunte Treiben auf dem Stiftsmarkt.

Denn dort gibt es vieles zu entdecken. Auch die siebte Auflage hat wieder einiges zu bieten. Ob deftige, süße oder ausländische Leckereien, Selbstgezimmertes oder Angenehmes für die Ohren. Das Angebot ist abwechslungsreich und genau richtig für Groß und Klein. Dudelsäcke sorgen für die musikalische Untermalung und Live-Bands lassen es neben der Trecker-Schau krachen.

Fotostrecke


19 Bilder
Bad Driburg: Stiftsmarkt in Neuenheerse

Die kleine Pauline (1) besucht zusammen mit Papa Albert Maier das gesellige Markttreiben und bastelt fleißig am Stand der Katholischen Kita St. Josef in Neuenheerse. Wer Lust hat, darf sich seine eigene kleine Schatzkiste basteln und kunterbunt verzieren. „Ein Kostenbeitrag von fünf Euro soll die Erweiterung des Kindergarten-Turnangebots unterstützen", verrät Iris Willeke.

Rund 600 Meter lang ist die Marktmeile entlang der Stiftskirche. Im Eggedorf ist einiges los. Der ganze Ort ist auf den Beinen und viele Besucher genießen die fröhliche Atmosphäre. Äbtissinnen, Stiftsdamen und Pastöre flanieren in historischen Gewändern über die Marktmeile und ziehen die Blicke auf sich.

Meinolf Sökefeld zieht als Gemeindediener seine Runden und kündigt unter wildem Glockengeläut und in passender Montur die besonderen Attraktionen an. „Der Stiftsmarkt ist in diesem Jahr wieder sehr gut besucht", sagt er erfreut. „Das Wetter ist super und wir haben Gäste aus einem Umkreis von mehr als 100 Kilometern. Es ist jedes Jahr fast wie ein Familientreffen."

Eggesäger Uwe Bruentrup berichtet Interessierten über die Aktion „Rettet den Stielhöpper". Im Juni stand er noch, der Stielhöpper. „Zwei Wochen später ist er in die Nethe gekippt", so Bruentrup. Einen sicheren Stand soll das beliebte Wahrzeichen nun bekommen. Was steht auf dem Plan? „Ausschachten, Fundament gießen, Verankern mit Metallstütze und Restaurieren." Ein frischer Anstrich und ein vorangegangenes Peeling mit Schleifmaschine soll den 2,30 Meter großen Stielhöpper wieder zum Strahlen bringen. „So ein Projekt verbindet", freut sich der Eggesäger, „ aus allen Vereinen haben sich Leute gemeldet um sich an der Aktion zu beteiligen."

Dass aus alten Hufeisen Blumen entstehen können, merken Besucher am Stand von Christian Fromme aus Ebbinghausen bei Lichtenau. Zum zweiten Mal ist er auf dem Stiftsmarkt zu finden und präsentiert seine Kunstwerke aus alten Hufeisen. Mit seinem Hobby hat er vor sieben Jahre begonnnen. „Angefangen hat alles mit einer Blume aus Hufeisen für meine Frau", erzählt der Ebbinghauser. „Ich arbeite in der Industrie, die Arbeit mit den Hufeisen ist eine tolle Möglichkeit mich zu entspannen und mal abzuschalten."