Ein Abend zwischen Frust und Freude bei den "Kleinen"

Kreis Herford/Bad Oeynhausen. Stephen Paul wähnt sich an diesem Abend schon früh als Königsmacher. Keine 90 Minuten sind vergangen, seit der gelbe Balken bei der ersten Wahlprognose bei etwa 11 Prozent stehen geblieben war. &bdquo;Das", so sagt der Kreis-Vorsitzende der FDP, &bdquo;ist ein klarer Regierungsauftrag für uns." Starke Worte für eine Partei, die in der Wählergunst nur auf Platz vier landet. Ganz abwegig aber scheint die Einschätzung nicht. Auch bei den anderen Parteien verbreitet sich die Meinung, dass eine Regierung ohne FDP nur schwer denkbar ist. Entsprechend eng stehen Frust und Freude beieinander. Was die Linke so frustriert Bei der Linken etwa ärgert man sich über eine verpasste Chance. &bdquo;Es hätte eine Klimawahl werden können und müssen", sagt Direktkandidat Jan Lieberum. &bdquo;Mit der FDP aber ist das unmöglich." Mit entsprechendem Unverständnis reagiert auch Kreissprecher Fabian Stoffel. Dass noch am Freitag rund 700.000 junge Menschen für die Rettung des Klimas auf die Straße gegangen seien, habe offenbar kaum interessiert. &bdquo;Das ist frustrierender als unser schwaches, aber erwartbares Ergebnis." Die FDP selbst sieht das naturgemäß anders. Ein Veränderungswunsch, so sagt Stephen Paul, sei deutlich zu spüren gewesen. &bdquo;Das spiegelt sich auch in unserem Ergebnis klar wieder. Die Menschen wollen endlich wieder freiheitliche Politik." In welcher Koalition das am besten geht? Paul winkt ab: &bdquo;Das muss sich zeigen. Wir sind jedenfalls für alles offen." Ein weiterer Mann vertritt den Wahlkreis in Berlin Ähnlich sieht das auch Direktkandidat Jens Teutrine. Der Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen hatte sich erstmals um ein Direktmandat im Wahlkreis beworben. Am Ende des Abends zieht er über die Landesliste in den Bundestag ein. &bdquo;Im Kreis Herford haben wir gegen den NRW-Trend bei den Zweitstimmen minimal zugelegt und bei den Erststimmen drei Prozent dazu gewonnen. Ich freue mich über den Zuspruch im Wahlkreis", sagt er. Und jetzt? Zunächst will Teutrine möglichst viel liberales Wahlprogramm umsetzen. Eine Forderung hat er dabei: &bdquo;Dass Kinder und Jugendliche, die aus HartzIV-Familien stammen und auf 450-Euro-Basis arbeiten alles behalten dürfen. Wir wollen sie nicht bestrafen auf Grund ihrer Herkunft, sondern Leistung belohnen." Dass die FDP nun hoch pokern kann – das sehen auch Vertreter der großen Parteien ähnlich. Eine von beiden, so der Tenor im Kreishaus, wird den Liberalen schon Zugeständnisse machen. Nur Maik Babenhauserheide von den Grünen mag auf diesen Zug nicht aufspringen. &bdquo;Dass Olaf Scholz am Ende den einfachsten Weg und noch mal in eine große Koalition geht, ist nicht auszuschließen", sagt der Kandidat. Auch deshalb hätte er sich ein stärkeres Ergebnis gewünscht, wobei &bdquo;die Zuwächse schon großartig" seien. Der Rest ist zwiegespalten Und die übrigen Bewerber des Wahlkreises? Die schwanken ebenfalls zwischen Frust und Freude. Radisa Amidzic von der Basis ist zufrieden mit seinem Ergebnis. &bdquo;Aber alles, was jetzt kommt, wird uns nicht zufrieden stellen." Einzelbewerber Martin Sonnabend spricht von einem erwartbaren Ergebnis, hätte aber lieber einen Wechsel gesehen. Im Gegensatz zu Evelyn Taborsky von den Freien Wählern, der eine Neuauflage der GroKo jetzt am liebsten wäre. &bdquo;Um Grüne und Linke zu verhindern", wie sie sagt. Die wiederum wären Laura Möller von der &bdquo;Partei" schon eher gerecht geworden. &bdquo;Das Ergebnis ist nicht gut für die Jugend, denn den Klimawandel haben die großen Parteien nicht angefasst", sagt sie. Und AfD-Kandidat Sebastian Schulze befasst sich gar nicht erst mit Mitbewerbern. &bdquo;Ich werte unser Ergebnis als Erfolg."

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