Ein grüner Kandidat und sein zweiter Versuch

Kreis Herford/Bad Oeynhausen. Die Liesbergmühle in Enger ist sein Lieblingsplatz im Kreis Herford. "Ich mag die Aussicht hier oben", sagt Maik Babenhauserheide. Von hier kann man den Blick über die Engeraner Stiftskirche bis hin zum Wiehengebrige schweifen lassen. "Und man kann von hier gute Fotos machen", sagt der Hobby-Fotograf. Ins Auge fallen dann aber auch die braunen und kahlen Stellen im Wiehengebirge. Unzählige Fichten sind dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Die schadhaften Bäume mussten aus dem Wald entfernt werden. Eine sichtbare Folge des Klimawandels. Darum sagt Babenhauserheide: "Ein Hauptthema ist der Klimaschutz." Und dafür will er sich einsetzen. Der 46-Jährige ist der hiesige Bundestagskandidat der Grünen und will ab Herbst im Bundestag mitwirken. In der heimischen Politik ist Babenhauserheide kein Unbekannter: Er sitzt für die Grünen im Stadtrat in Enger und ist im Kreistag. Bei der vergangenen Bundestagswahl 2017 kandidierte er bereit für die Grünen, holte im Kreis 5,1 Prozent der Erststimmen. Für den Einzug in den Bundestag reichte das nicht. Warum folgt nun der zweite Versuch? Das hänge mit der Pandemie und seinen Folgen zusammen. "Die Gesellschaft entwickelt sich in eine Richtung, die mir nicht gefällt", sagt Babenhauserheide. Dem wolle er als Bundestagsmitglied entgegensteuern. Und beim zweiten Versuch hat er realistischere Chancen, in den Bundestag zu kommen. Denn der Engeraner steht auf der Grünen Landesliste auf Platz 40, vor vier Jahren war er noch nicht aufgelistet. "Wer guten Klimaschutz will, der muss Grüne wählen." Babenhauserheide hat mittlerweile Kontakte in die Bundespolitik geknüpft - auch dank seines aktuellen Jobs: Seit 2013 ist er im Büro von Irene Mihalic, innenpolitische Sprecherin der Grünen, tätig und unter anderem für die Organisation verantwortlich. "Dadurch bin ich in die Grünen-Bundestagsfraktion vernetzt", sagt Babenhauserheide, der sich selbst vor allem gesellschaftspolitische Themen wie Gleichstellung und Soziales auf die Fahnen schreibt. Das Hauptthema bliebe natürlich der Klimaschutz. Auf diesen Zug sind mittlerweile fast alle Parteien aufgesprungen und werben für mehr Klimaschutz. Ein Nachteil für ihn und die Grünen? "Es ist gut, dass die anderen Parteien das Problem auch erkannt haben. Aber wir bleiben das Original", sagt Babenhauserheide. Deshalb könnten die Grünen ihr Klimaschutz-Konzept sehr selbstbewusst vorstellen. "Wer guten Klimaschutz will, der muss Grüne wählen." Er hofft, dass es im Wahlkampf nun endlich um Themen gehe. "Bislang war das Ganze eher gaga", sagt Babenhauserheide. Im Fokus standen Plagiate in den Büchern der Kanzlerkandidaten. Doch der 46-Jährige gibt in Richtung der Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock zu: "Auf die Vorwürfe hätte man anders reagieren können." Wofür will sich Babenhauserheide hier vor Ort einsetzen? Er spricht sich gegen die neue ICE-Trasse aus. "Ich wünsche mir von der Bahn eine Ergebnisoffenheit." Es sei nicht richtig, dass für die Trasse Landschaft zerstört werde. Und auch die Verkehrswende vor Ort sei ihm wichtig - wie ein ÖPNV mit besserer Taktung und zu bezahlbaren Preisen. Ein Faible für Podcasts Der 46-Jährige beschreibt sich selbst als "eher introvierten Typen, der sehr neugierig und ungeduldig ist". Er probiere gerne Sachen aus. Wie zum Beispiel Podcasts. "Der Anstoß kam durch die Pandemie." Mittlerweile macht er bei drei Podcasts mit. Besonders auffällt jener mit dem Namen "WUAM: Weltherrschaft und andere Missverständnisse". "Den betreibe ich mit zwei sehr guten Freunden", so Babenhauserheide. Es sei ein Podcast über Gesellschaft, Politik, Kultur und Queeres. "Es geht um ernsthafte Gesellschaftsthemen." Aber genauso werden Verschwörungstheorien auf die Schippe genommen. In jeder Folge würden vier Begriffe genannt, aus denen die Drei eine "Verschwörungen zur Weltherrschaft" konstruieren. Auch für die Grünen macht er einen Podcast. Eine klare Meinung hat er zum Thema Corona-Impfung. Er sei doppelt geimpft und "glücklich darüber". Einschränkungen für Ungeimpfte sieht er zwiegespalten. Es gebe nun mal Grundrechte. "Und dann muss man die Verhältnismäßigkeit sehen", sagt er. Aber "wenn sich mehr Leute impfen lassen würden, hätten wir die ganzen Diskussionen ohnehin nicht". Welches Ziel haben die Grünen vor Ort? "Die 22 Prozent bei den Zweitstimmen hätte ich gerne wieder", sagt Babenhauserheide. So viel Prozentpunkte holten die Grünen bei der Kommunalwahl in Enger. Gegen seine Direktkandidaten Stefan Schwartze (SPD) und Joachim Ebmeyer (CDU) räumt er sich nur Außenseiterchancen ein. "Wenn es aber wieder nur 5 Prozent werden, würde ich mich das schon persönlich treffen", sagt Babenhauserheide und lacht.

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