Buchhalterin aus Vlotho zwackt aus Liebe 244.115 Euro vom Firmenkonto ab

Bad Oeynhausen. Vier Jahr lang hat eine Buchhalterin aus Vlotho immer wieder Geld der Firma auf eigene Konten abgezweigt. Ohne Verdacht zu erregen, überwies sie sich 123 Mal Geld per Online-Überweisung. Ihrem Chef legte sie gefälschte Sammel-Überweisungsbelege und fingierte Rechnungen von Lieferanten vor. Mit Tipp-Ex löschte sie erfolgreich ihre Spuren. Insgesamt 244.115 Euro landeten auf zwei Privatkonten der Frau. Die Firma schrammte deswegen knapp an der Insolvenz vorbei. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat die Frau am Montag wegen Untreue vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen angeklagt. Aufgeflogen ist der Betrug, weil ein Computerprogramm der Sparkasse Herford Ende 2018 Alarm schlug. Die interne Revision der Bank stellte unerklärliche Buchungen auf das Konto der Firmenangestellten fest. Als der Firmenchef seine Angestellte im Dezember 2018 zur Rede stellte, gestand sie die Überweisungen ein. Ihre Verteidigerin verlas im Prozess ein schriftliches Geständnis. Der Betrieb in Vlotho stand deswegen vor der Insolvenz Allein im Jahr 2018 zweigte sich die Buchalterin rund 128.000 Euro ab. Für den kleinen mittelständischen Betrieb aus Vlotho, der sich mit zwölf Mitarbeitern auf Estrich-Arbeiten in der Baubranche spezialisiert hat, war das eine enorme, existenzbedrohende Summe. Die Firma schrieb über mehrere Jahre rote Zahlen, wohl auch deshalb. Der neue Geschäftsführer war im März 2017 angetreten, um die Firma zu sanieren. "Wir standen kurz vor dem Konkurs infolge der Veruntreuungen." Der Tag der Wahrheit war der 19. Dezember 2018. Der Geschäftsführer nahm nach dem Hinweis der Sparkasse mit seiner Frau und der Steuerberaterin bis spät in den Abend alle Buchungen der vergangen Jahre unter die Lupe und entdeckte das Ausmaß des Betrugs. Offenbar begannen die Überweisungen im Jahr 2015 - vor seiner Zeit als Geschäftsführer. Zahlreiche Rechnungen von Lieferanten mit ausgewiesener Mehrwertsteuer waren gefälscht. Das Finanzamt forderte deshalb allein 35.000 Euro zurück. Er konfrontierte die Buchhalterin und sie unterschrieb beim Notar ein Schuldeingeständnis über 300.000 Euro. Anschließend wurde sie fristlos gekündigt. Über 30 Jahre Buchhalterin - mit allen Vollmachten Die Angeklagte hat 1983 bei der Firma in Vlotho ihre Lehre gemacht und war mit allen Vollmachten ausgestattet allein für die Finanz- und Lohnbuchhaltung verantwortlich. Auch unter dem neuen Geschäftsführer, der ihr vertraute. "Ich bin Techniker und brauchte jemanden für die Bücher", sagte er. Nach dem Notartermin habe es zahlreiche Briefe gegeben, in denen sich die Angeklagte erklärt und beteuert habe, das Geld noch im Januar 2019 zurückzahlen zu wollen. Bisher seien aber nur rund 11.200 Euro beim Notar eingegangen, so der Firmenchef. Die ehemalige Buchhalterin lebt jetzt von Hartz IV. Warum sie sich das Geld selbst überwiesen hat, blieb im Ungefähren. "Die Liebe spielte sicher eine Rolle", erklärte die Verteidigerin für ihre Mandantin. Offenbar brauchte der Lebensgefährte dringend Geld und die Frau beschaffte es ihm. Die beiden sind weiter ein Paar. Beim Prozess ließ sich der Lebensgefährte jedoch nicht blicken. Auch gegen ihn wird ermittelt. Spekulation über Schulden des Lebensgefährten Wofür das Geld gebraucht wurde, darüber gab es nur Mutmaßungen. Die Verteidigerin spracht von Schulden, die nun getilgt seien. Dem Geschäftsführer der Baufirma aus Vlotho erzählte die Angeklagte offenbar zunächst, ihr Lebensgefährte habe das Geld für eine größere Investition gebraucht. Irgendwas mit Booten und Yachten. Später hieß es, er habe das Geld verspielt. Das Schuldeingeständnis beim Notar haben beide unterzeichnet. Der Richter war von der Schuld der nicht vorbestraften Angeklagten überzeugt. Sie habe den Betrieb gefährdet und mit krimineller Energie ein System ausgedacht, um das Geld zu bekommen. Der Richter verurteilte die Buchhalterin wegen Untreue in gewerbsmäßigem Ausmaß zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren, die vier Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden, wie übereinstimmend von Staatsanwältin und Verteidigerin gefordert. Ohne Geständnis: Gefängnis Den Schaden muss die Angeklagte wiedergutmachen und die noch ausstehenden 232.914,91 Euro zurückzahlen. &bdquo;Das wird sie sehr lange begleiten", sagte der Richter und machte deutlich, dass nur das frühe Geständnis der Angeklagten das Gefängnis erspart habe. &bdquo;Das wären schnell 2,5 bis drei Jahre Haft geworden." Die Angeklagte nahm das Urteil noch im Gerichtssaal an. Es ist rechtskräftig.

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