Auflösung: Wenn Männer einen Korb bekommen

Herford. Wolfgang Balz aus Bünde hat das Rätselfoto vom 25. November im Kommunalarchiv entdeckt und die Körbe auf den Köpfen im Scherz als frühe Form der Gesichtsmaskierung identifiziert. Es stammt aus dem Bestand Meinhard Fenske. &bdquo;Wie heute kontrolliert die Polizei alles", meint Wolfgang Balz zur Anwesenheit des Schutzmannes. Stadtarchivar Christoph Laue hat auch keine genaueren Angaben zu der kuriosen Begebenheit. Er weiß nur, dass es sich um einen Verkehrstag für Fußgänger im Jahr 1938 gehandelt hat. Es gibt noch weitere Fotos von Herren, die an verschieden Stellen mit Korb auf dem Kopf durch die Stadt gehen und Aufmerksamkeit erregen. Das Rätselfoto entstand am Neuen Markt. Hätte es damals das Museum Marta schon gegeben, hätte man die Aktion für die Performance eines Künstlers halten können. Man erinnere sich an einen Samstag Ende November 2008: Der international bekannte japanische Performance-Künstler Tatsumi Orimoto band sich fünf Baguette-Stangen vor das Gesicht und ging in Begleitung von Museumsdirektor Jan Hoet durch die Markthalle, klingelte mit einem Glöckchen und kaufte etwas ein. Kopfbedeckung des Polizisten nannte man ,Tschako Hans-Peter Pahmeyer schreibt: &bdquo;Das Foto zeigt die Ecke Neuer Markt/Ecke Hämelinger Straße. Rechts befindet sich das frühere Schuhgeschäft Neumüller. Ich habe da noch die Erinnerung, dass der alte Herr Neumüller über Jahre hinweg den Bürgersteig fegte. Natürlich nur seinen Eckwinkel. Die Kopfbedeckung des abgebildeten Polizisten nannte man ,Tschako. Solch eine Kopfbedeckung ist noch im Rathaus im ,Zellentrakt des Kuratoriums Erinnern, Forschen, Gedenken samstags und sonntags von 14 bis 16 Uhr als Ausstellungsstück während der laufenden Ausstellungen zu sehen. Die beiden Korbmänner im Vordergrund waren den Corona-Masken um neunzig Jahren voraus. Über alldem schwebte die Hängeampel über der Kreuzung." Olaf Brockfeld hat erkannt: &bdquo;Neuer Markt, heute Bäckerei Hensel, damals Schuhgeschäft Salamander mit einer tollen Holzrutsche. Das war immer ein Highlight,wenn ich in dem Laden war, es gab ein kostenloses Comic mit Lurchis Abenteuern und es durfte gerutscht werden." Uwe Steder erinnert sich: &bdquo;Dort haben mir meine Eltern immer meine Salamanderschuhe gekauft." Hans-Walter Arning schreibt: &bdquo;Bei dem Ladenlokal handelt es sich um das Schuhgeschäft Neumüller." Andreas Braun weiß: &bdquo;Bis Ende der Siebziger Jahre war es dort ansässig, dann kam Soho Zoo – ein Klamotten-Laden." Karl-Hermann Killmer schreibt: &bdquo;Die Absperrstange und der Schutzmann dienten der Verkehrssicherung, denn der Autoverkehr lief in beiden Richtungen. Vom Lübbertor kommend durch die Lübberstraße über den Neuen Markt, die Höckerstraße, den Alten Markt, die Bäckerstraße, die Radewiger Straße weiter über den Gänsemarkt und die Steinstraße zum Bahnhof lief der Verkehr durch die Innenstadt. Ich fuhr ab 1958 täglich die Strecke schon mit vier Jahren allein mit dem EMR-Bus von Herringhausen zum noch heute bestehenden Kindergarten in der Petersilienstraße. Der Bus hielt vor Feinkost Biermann, heute ein Einrichtungsgeschäft, wo ich mit Hilfe einer ,Kindergartentante, denn so hießen damals die Erzieherinnen, die Straße über den Neuen Markt querte. Das ist heute kaum noch vorstellbar." Brauereipferde rasten ins Schaufenster Klaus Nowitzki meint: &bdquo;Im Schuhhaus lebte Lurchi, für Nachkriegskinder eine Persönlichkeit. In Erinnerung habe ich noch die deckenhohen Regale mit Schuhkartons, die Verkäuferinnen in langen, glänzenden schwarzen Kitteln und die Seniorchefin auch in eben solcher Kleidung. Mitte der 50er Jahre sind auf Höhe Fleischerei Deppe die Brauereipferde des Alltaggespannes durchgegangen und im Schaufenster von Lurchi-Schuhe gelandet. Soweit ich weiß, waren leider Notschlachtungen erforderlich." Ulrich Stille scherzt: &bdquo;Da haben wohl zwei Männer einen Korb bekommen. Von wem und warum bleibt verborgen und so laufen sie nun kopflos unter den Papierkörben vorbei am streng blickenden Wachtmeister über den Neuen Markt. Der alte Herr in der Bildmitte scheint konsterniert und die zwei kleinen Mädchen im Hintergrund blicken erstaunt und eingeschüchtert auf das seltsame Geschehen vor ihren Augen. Die Szene spielt vor dem Schuhhaus Neumüller. Dort gab es die Schuhe mit dem Salamander als Firmenlogo und als Zugabe immer das begehrte Komikheft ,Lurchis Abenteuer, in dem der pfiffige Salamander seine Erlebnisse aus Wald und Flur schilderte. Das stattliche Gebäude hat seine eigene Geschichte. Gebaut gegen Ende des 19. Jahrhunderts ,beherbergte es zunächst das Hotel ,Kaiserhof. Später befand sich hier ein Geldinstitut, bevor dann das Schuhgeschäft Neumüller einzog, in dem meine Frau als Schülerin mit einem Ferienjob ihr Taschengeld aufgebessert hat. Heute befindet sich dort die Bäckerei Hensel mit ihrem Laden und Café, von dem aus man bei Kaffee und Kuchen den ganzen Neuen Markt im Blick hat." Der Schutzmann war eine Respektsperson Isolde Schure meint: &bdquo;Ich komme gerade aus dem Krankenhaus und sehe dieses Rätsel.Was für eine treffende Wahl zu der jetzigen Situation. Toll! Der Polizist hatte die gleiche Uniform und Kopfbedeckung wie mein Großvater. Dieser wirkte mit Freude als Schutzmann. Großmutter erzählte: Auch Kriegerwitwen, die Schwierigkeiten mit der Erziehung ihrer Söhne hatten, machten bei ihm Hausbesuche. Von dieser Respektsperson hörten sich die vaterlosen Kinder und Jugendlichen Vorträge mit erhobenem Zeigefinger über Tugenden wie Pünktlichkeit, Sparsamkeit, Geduld, Selbstbeherrschung, Treue, Disziplin, Fleiß an. Zur Freude aller mit Erfolg."

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