Mittwochrätsel

Auflösung Mittwochrätsel: Im Schulgebäude am Münsterkirchplatz ist die VHS

Das Schulgebäude wurde vor rund 120 Jahren eingeweiht und hat eine wechselvolle Geschichte

Wilhelminisch: Das charakteristische Gebäude am Münsterkirchplatz wurde 1896 als Landwirtschafts- und Realschule eingeweiht. | © Kommunalarchiv

Frank-Michael Kiel-Steinkamp
18.01.2017 | 27.10.2021, 12:25

Herford. Ein Blick genügte den meisten unserer Leser: Das abgebildete Foto zeigt die heutige Volkshochschule. Ein Blick in die Geschichte des roten Backsteingebäudes: Stolz war man in der Stadt, als am 29. Juli 1896 das Schulhaus der Landwirtschafts- und der Realschule am Münsterkirchplatz eingeweiht wurde.

„Es ist ein stattlicher Bau von drei Geschossen mit zwei ragenden Giebeln, dessen Fassade in roten Verblendsteinen mit Ornamenten, Gesimsen, Thür- und Fenstereinfassungen von weißem Sandstein im Stil modern-deutscher Renaissance aufgeführt ist", heißt es in einem zeitgenössischen Bericht.

Die Ausstrahlung hat der Backsteinbau behalten. Allerdings hat der Zahn der Zeit an der Fassade genagt, so dass Sanierungsbedarf besteht. Der Bau wurde ab 1896 als Landwirtschafts- und Ackerbauschule sowie als Realschule genutzt.

Die Zeiten überdauert: Heute dient das Gebäude als Sitz der Volkshochschule des Kreises Herford. - © Frank-Michael Kiel-Steinkamp
Die Zeiten überdauert: Heute dient das Gebäude als Sitz der Volkshochschule des Kreises Herford. | © Frank-Michael Kiel-Steinkamp

Nach der Verlegung der Ackerbauschule an die Goebenstraße und der Auflösung der Landwirtschaftsschule wurde hier 1926 die Oberrealschule gegründet, die in der Zeit des Nationalsozialismus in die Oberschule für Jungen umgewandelt wurde. 1946 musste das Gebäude für einige Zeit mit den Schülerinnen des Königin-Mathilde-Gymnasiums geteilt werden.
1954 erhielt die Schule einen neuen Namen: Ravensberger Gymnasium. Nach dessen Umzug 1960 diente das Haus einige Jahre als Berufsschule. 1968 ging das Gebäude von der Stadt auf den Kreis über. Bis 1976 war es Hauptsitz der Friedrich-List-Schule.

Der Zweckverband Volkshochschule mietete das Haus vom Kreis Herford. Im Erdgeschoss zog außerdem das Arbeitsgericht ein. Das Frühjahrssemester 1983 war das erste Volkshochschul-Semester am Münsterkirchplatz. Am 21. März 1984 wurde der Bau unter Denkmalschutz gesetzt. In diesem Jahr wurden Dach, Fassade und Fenster saniert. 1994 kaufte die VHS ihr Domizil und baute es aus.
Nach dem Auszug des Arbeitsgerichtes 2001 wurden in der ersten Etage die Außenstelle der Fernuniversität Hagen und die Bundesarbeitsgemeinschaft Landsberg-Warthe untergebracht.

Rita Frentrup schreibt: „Seit September 1995 bin ich in der VHS regelmäßige Teilnehmerin des Kurses: „Sage und schreibe" der Frauenschreibwerkstatt.

Friedrich Windeck erinnert sich: „Das ist doch die frühere als Oberschule bekannte Oberrealschule, das spätere Ravensberger Gymnasium. Man sieht deutlich ganz rechts hinten die „Mausefalle". Als das „Ravensberger" auszog war das Gebäude zeitweilig vom Abriss bedroht. Eine Bürgerinitiative dagegen hatte wohl im Gegensatz zum Gebäude des Friedrichs-Gymnasiums Erfolg."

Klaus-Dieter Stork: „Mir ist das Gebäude noch aus meiner Handelsschulzeit von 1966 bis 1968 bekannt. Zur damaligen Zeit war dort noch die Friedrich-List-Schule untergebracht. In der Aula des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes mit der Neorenaissancefassade befindet sich ein großes Wandbild aus dem Jahre 1896 von Konrad Astfalck gemalt, welches die Brautwerbung Herzog Heinrich I. um Mathilde von Engern im Jahre 909 darstellt."

Gerhard Heitholt schreibt: „Hier begann 1951 meine „höhere Schullaufbahn", als Schüler der „Städtischen Oberschule für Jungen zu Herford", dem späteren Ravensberger Gymnasium. „Non scholae sed vitae discimus", nicht für die Schule sondern für das Leben lernen wir, dieses abgewandelte alte lateinische Zitat ist bis heute für mich Programm: Ab dem ersten Jahr, der Sexta, war Latein durchgängig erste Fremdsprache bis zum großen Latinum in der Oberstufe.

Noch heute profitiere ich davon. Auf dem Foto im dritten Stock des linken Gebäudetraktes war damals die Schulaula mit dem berühmten Wandgemälde der Brautwerbung Heinrichs des 1. im Jahre 909 n.Chr., wo er um die Hand von Mathilde anhält. Ein bedeutender Akt für die Entwicklung der deutschen Geschichte. In eben dieser Aula fand der Musikunterricht für alle Klassen statt.

Wir lernten viele deutsche Volkslieder, worüber unsere Enkel heute staunen. „Möppel" Decius war einer unserer Musiklehrer, der bekannteste war Studienrat Eberhard Eilers, der außerschulisch mit dem Chor Concordia über viele Jahre in Herford gewirkt hat. Im Parterregeschoss des linken Traktes erstreckte sich das Lehrerzimmer über die ganze Gebäudebreite. In meinem ersten Schuljahr, der Sexta, gab es noch drei Zeugnisse, eines pro Schuljahrdrittel!

Neben allgemeinen Unterrichtsfächern wurden auch über Jahre Noten für Ordnung, Handschrift und Häuslicher Fleiß erteilt. Das Schönste an der Schule sind wohl die Ferien, vermutlich auch für Lehrer. Dann ist auch das Lehrerzimmer unbenutzt. Einen Sommer in den großen Ferien durften wir Schüler das Lehrerzimmer besetzen: Oberstufenschüler bauten auf vielen zusammengeschobenen Tischen in dem großen Raum eine Märklin-Modelleisenbahnanlage auf, gegen ein Eintrittsgeld öffentlich zu besichtigen.

Eine schmerzliche Erinnerung an die rückwirkend betrachtet sonst schöne Schulzeit habe ich an die Sexta: Bei schlechtem Wetter mussten wir uns in den Pausen drinnen in den Fluren aufhalten. Wir saßen zu mehreren auf Fensterbänken, unglücklicherweise vor dem Direktorenzimmer, und ließen die Beine an die Wand baumeln. Der seinerzeitige Direktor Dr. Burkhard (kurz vor der Pensionierung stehend ) kam heraus und erteilte der Reihe nach ehe wir es uns versahen, schallende Ohrfeigen, schulische Erziehung damals, ohne Konsequenzen für „Täter"!"

Information

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