
Von
Peter Steinert
01.11.2016 | 01.11.2016, 12:00
Herford
Zehnjährige wurden gemustert
Herford. Ein wenig verspätet meldete sich NW-Leser Klaus Berg und wusste Erhellendes zum Rätsel des vorvergangenen Mittwochs zu berichteten, bei deren Auflösung es um das damals Unter den Linden gelegene Heimatmuseum und spätere städtische Gesundheitsamt (das heutige Bürgerzentrum HudL) ging. Berg verbindet mit diesem Haus ein mehrfacher Bezug.
Der 1932 geborene Herforder lernte das Gesundheitsamt mit dessen Leiter Obermedizinalrat Heinrich Siebert und seinen Beschäftigten als Zehnjähriger kennen. Zusammen mit seiner gesamten Klasse, der Bürgerschule Wilhelmplatz hatte er anzutreten, um gemustert zu werden.
Untersucht wurden die Jungs von einer resoluten Dame namens Hanna Vorndamme. Splitternackt hatten sie vor ihr zu stehen. Was dem einen oder anderen Schüler nicht wirklich angenehm gewesen sein soll. „Wir haben uns geschämt. Das war doch ein bisschen komisch", erklärt Berg.
Die schüchterne Zurückhaltung sei aber rasch dem Zeitgeist gewichen. Bei dem Herforder Nachwuchs ging es um die Tauglichkeit beim deutschen Jungvolk.
„Wir wollten ja
alle eine
Uniform haben"
Klaus Berg: „Wir wollten ja alle eine Uniform haben." Mit der Tauglichkeitsbescheinigung war dieses Ziel erreicht. „Danach ging das Rennen los", schüttelt Klaus Berg den Kopf und meint den Ansturm auf die Geschäfte. „Ein Braunhemd mit Schlips und Knoten musste es sein. Und für die Winteruniform eine Überfallhose in dunkelblau."
Später, die unsägliche Zeit des Nationalsozialismus war vergangen, lernte Berg seine heutige Frau Christa kennen, eine Verwaltungsangestellte, die Stenografie beherrschte. Gelernt hatte sie im städtischen Gesundheitsamt Unter den Linden, dessen Leiter Obermedizinalrat Siebert sich bei Kriegsende verdient gemacht hatte. „Der hatte mit dem städtischen Kämmerer Tiemann dafür gesorgt, dass sich die Herforder beim Einmarsch der amerikanischen Truppen neutral verhielten", sagt Klaus Berg und erwähnt eher nebenbei eine dritte Ebene, die den heute 84-Jährigen mit dem damaligen Gesundheitsamt verbindet.
Zwei hölzerne Bänke in seinem Partykeller stammen aus dem Gesundheitsamt. Nachdem diese Einrichtung 1975 geschlossen worden war, rückte Berg mit einem Freund an und schaffte die schweren Möbel in den Keller an der Ahmser Straße. Wo sie noch heute stehen.
Ein Webabo bietet Zugriff auf alle Artikel.
Mit NW+-Updates per Mail - jederzeit kündbar.