Herford

Auflösung Mittwochrätsel: Woher der Stuckenberg seinen Namen hat

Das Walderholungsheim "Waldlust" wurde 1911 durch die Stadt Herford in Fachwerkbauweise errichtet

Tief im Wald: Wie das Hexenhaus aus dem Märchen lag die Waldlust im Stuckenberg versteckt. | © Foto: Kommunalarchiv

Peter Steinert
05.10.2016 | 25.04.2022, 12:10

Herford. Das Rätselfoto der vergangenen Woche zeigte die Walderholungsstätte im Stuckenberg, die die Stadt 1911 errichten ließ. Die Stelle ist heute schwer zu finden - am ehesten, wenn man vom Ende der Bergstraße aus wenige hundert Meter bergauf geht. Ganze Generationen von Herforder Kinder verlebten dort ihre Freizeit und verbinden noch heute mit dem Waldjugendheim lebhafte Erinnerungen.

Andreas Völkel: "Man erreichte das ehemalige Waldjugendheim über die Bergstraße, wenn man am Ende rechts abbog. Es befand sich dann circa nach 200 Metern auf der linken Seite am Hang. Die Stelle kann man heute im Dickicht noch erkennen. Leider musste es Mitte der 70er Jahre abgerissen werden, da sich in unmittelbarer Nähe Munitionsbunker der ehemaligen britischen Maresfield Baracks befanden und der Sicherheitsbereich wahrscheinlich zu gering war."

Wenige Spuren übrig geblieben: Der Bauplatz im Wald ist heute schwer zu finden. Nur wenige Mauerreste sind erhalten. - © Foto: Kiel-Steinkamp
Wenige Spuren übrig geblieben: Der Bauplatz im Wald ist heute schwer zu finden. Nur wenige Mauerreste sind erhalten. | © Foto: Kiel-Steinkamp

Bernd Oberschachtsiek: "Als ich in der 4. Klasse der Volksschule Friedenstal war, das muss 1964 gewesen, waren wir ein paar Tage mit der Klasse im Waldjugendheim. An die im Bild gezeigte Veranda kann ich mich nicht erinnern. Im Jahr 1972 veranstaltete die Arbeiterwohlfahrt in den Ferien sogenannten Stadtranderholungen. Ich engagierte mich dort als ehrenamtlicher Betreuer und leitete eine Kindergruppe. Die Kinder wurden morgens mit dem Bus gebracht und abends wieder abgeholt. Das war eine wunderbare Sache für jüngere Kinder, die noch nicht von zu Hause für zwei bis drei Wochen wegfahren wollten, wie die anderen Ferienangebote der AWO.

1973 ging der Heimleiter in Rente. Die Stadt Herford wollte die Aufwendungen und notwendigen Renovierungen für das Waldjugendheim nicht übernehmen. Die Unterhaltungskosten waren wohl zu hoch. Da erinnerte man sich an das Munitionslager der englischen Armee auf der gegenüberliegenden Wegseite circa 200 Meter entfernt, das es dort schon seit meiner Kindheit gab. Jetzt hieß es plötzlich: ?Die Lage ist dort viel zu gefährlich.? Das Heim sollte abgerissen werden. Allerdings wurde der Weg am Munitionslager nicht für Spaziergänger gesperrt. Für die war es offensichtlich nicht zu gefährlich."

Gerhard Kuhlmann: "Für mich verbinden sich mit dem Haus und dem Stuckenberg viele schöne Erinnerungen. Mit dem Sohn des seinerzeitigen Heimleiter-Ehepaares war ich über die Volksschulzeit 1951 bis 1959 befreundet, wir besuchten eine Klasse der Volksschule Friedenstal, die auch dem Abrissbagger zum Opfer fiel. Noch eine Anmerkung zur Bildunterschrift der Lösung des vorherigen Mittwochrätsel: Der im Foto festgehaltene Zug der Kleinbahn befindet sich nicht hinter der Haltestelle Friedenstal, sondern im Bereich zwischen Wiesestraße und heutiger Kastanienallee. Im Lösungsfoto ist deutlich die Aral Tankstelle am Taxusweg zur erkennen."

Helfried Horstmann: "Ich denke, die meisten Herforder werden sich an diese Institution erinnern. Es war Ziel vieler Erholungs- und Freizeitmaßnahmen der örtlichen Vereine und Verbände. Das Haus wurde geleitet von dem Heimleiterehepaar Diakon Ludwig und Erna Horstmann (nicht mit mir verwandt). Gut erinnere ich mich an die Konfirmandenfreizeiten, die von unserem Gemeindepfarrer Engau und der legendären Gemeindehelferin Hermine Schreiber geleitet wurden. Als Mitarbeiter im CVJM habe ich viele dieser Freizeiten begleitet.

Für den üblichen Sonntagsgottesdienst, den unser Pastor auch im Talar hielt, hatte Diakon Horstmann ein selbst gemachtes Kreuz aus Birkenholz bereit gestellt. Und vor dem Mittagessen wurde von ihm zum Botschaftenspiel geladen, jeden Jahr mit den gleichen Fragen und Aufgaben. Auch Bläserfreizeiten mit unserer jungen Bläsergruppe aus dem Lutherhaus fanden dort statt. Mit Übernachtung! Nach heutigen Maßstäben kaum vorstellbar.

Die Waschräume befanden sich in einem Nachbarhaus, das über den Hof erreichbar war. Für uns Jugendliche war dann immer auch eine Mutprobe: einmal durch die Röhre unter der Autobahn hindurch auf die andere Seite in gebückter Haltung bei absoluter Dunkelheit! Heute sind die Eingänge längst vergittert und so ein gefährliches Abenteuer ist glücklicherweise nicht mehr möglich."

Hans-Joachim Gräper: "Das Rätselfoto zeigt das ehemalige Waldjugendheim im Herforder Stuckenberg, oberhalb der Stadtholzstraße. In den 50er Jahren habe ich zusammen mit meiner Schwester und unserem Vater Spaziergänge dahin unternommen, da mein Vater den Betreiber gut kannte."

Detlev Piekenbrock: "Ja! Das ist das Sommerhaus des früheren Frauenarztes Dr. Stucke. Und darum heißt der bergige Wald drumrum natürlich "Stuckenberg". Er stellte es seinen kranken Patientinnen zur Erholung zur Verfügung; später entdeckte er sein Herz für die Jugend; darum bekam es dann den Namen "Waldjugendheim". Mein Bruder und ich sind oft auf dem Weg ins Kurbad daran vorbeigekommen! Eines Tages fiel es der Abrissbirne zum Opfer."

Ulrich Stille: "In den 50er und 60er Jahren war sie als "Waldjugendheim" regelmäßig unser Domizil für Freizeiten des Schülerbibelkreises, wo wir neben der Bibelarbeit u.a. bei Geländespielen, Schnitzeljagden, am Lagerfeuer und dem weniger beliebten Kartoffelschälen im Küchendienst bleibende Erinnerungen sammelten. Einen besonderen Höhepunkt zum Jahresende bildete immer die Silvesterfreizeit. An vorletzten Tag des Jahres wanderten wir oft nach Bad Salzuflen, um uns in der Badestadt mit einigen Knallfröschen und Knallerbsen - mehr war nicht drin - für unser "Feuerwerk" einzudecken. Am Silvesterabend wanderten wir dann vom Waldjugendheim zur Johanniskirche am Neuen Markt und nahmen dort am Mitternachtsgottesdienst von Pfarrer Gaffron teil. Anschließend ging es, natürlich auf Schusters Rappen, den weiten Weg zurück zum Heim im Stuckenberg, wo wir mit heißem selbstverständlich alkoholfreiem Punsch begrüßt wurden, bevor wir dann müde aber zufrieden in unsere Doppelstockbetten fielen."

Gerd Sievers: "Ab 1938 wurde das Gebäude als Kreisschule der NSDAP im Kreis Herford genutzt. Ab August 1946 diente es als Waldjugendheim, in dem Jugendliche ihre Freizeit gestalten konnten. Ich selbst habe an das Waldjugendheim nur beste Erinnerungen. Von 1953 bis 1956 war ich jedes Jahr dort einige Tage zu Gast. Unter Leitung von Helmut Cramer, der in dieser Zeit als Jugendwart die Sportjugend der Turngemeinde Herford (TGH) und des Bünder Turnvereins Westfalia (BTW) betreute, erlebten Jungen und Mädchen aus Herford und Bünde, wie hervorragende Jugendarbeit aussah."

Claus Naß: "Zumindest nach 1945 hat wohl jedes Herforder Schulkind eine Freizeit mit Unterricht beziehungsweise Ferienfreizeit im Waldjugendheim verbracht. Im Juni 1963 erreichte das Waldjugendheim Bedeutung, die aufhorchen ließ: Es diente der Unterbringung von Teilnehmern am "Internationalen Vergleichskampf der Radsport-Jugend" mit unter anderem noch fünf Nationen."

Wilma Dreher: "Es ist wohl an die 80 Jahre her, da war ich zur "Walderholung" im Stuckenberg. War für uns Kinder eine schöne Zeit. Allein schon der große Schlafsaal mit den Etagenbetten war was besonderes. Es herrschte Zucht und Ordnung. Mit dem Bollerwagen holten wir das Brot von der Stadtholzstraße. Manchmal durften wir auch in der Küche helfen. Mittags mussten wir schlafen. Aber das Spielen im Wald glich alles aus."