Auflösung Mittwochrätsel: Die Salzufler Straße trug schon viele Namen

Herford. Das Mittwochrätsel von vergangener Woche zeigte die Kleinbahn auf der Salzufler Straße in Höhe Haltestelle Friedenstal. Hannelore Tschirner schreibt aus Übersee: "Hallo liebe NW, ich melde mich aus Vancouver/Canada, da bin ich zur Zeit, aber nicht ohne meine Zeitung! Also das ist doch die Salzufler Straße, einmal die Woche musste ich mit der Kleinbahn in die Kurstadt zur Nachhilfe. Ich war nämlich ein hoffnungsloser Fall in Mathe, Algebra und Geometrie. Ich weiß nicht mehr genau, wie lange sich der nette Nachhilfelehrer mit mir abgemüht hat, genützt hat es jedenfalls nichts: eine glatte 5 in Mathe zierte mein Abgangszeugnis von der Realschule." Inge Schildmann erinnert sich: "Vor 70 Jahren als ich Kind war, fuhren wir vom Lübbertor bis Friedenstal zu meiner Tante in Klein-Schwarzenmoor - ein Tagesausflug, denn wir gingen zu Fuß vom Alten Postweg zum Lübbertor." Detlev Piekenbrock: "Das ist ohne jeden Zweifel die Salzufler Straße; und die Bahn fährt in Richtung Bergertor mit Endziel Wallenbrück. In der Gegenrichtung ist dasselbe Vlotho. Die Elektrische, wie sie von meiner Oma nur genannt wurde, war sehr beliebt. Viele vermissten sie sehr, als sie so frühzeitig von der Salzufler Straße verbannt wurde. Die Salzufler Straße kenne ich bestens, denn mein Bruder und ich sind, als wir kleiner waren und uns noch nicht trauten, durch den Wald zu gehen, diese Straße bis zum Kurpark zu Fuß gegangen. Wir kannten jedes Haus und wussten, wer da wohnte." Jürgen Schmidt: "Es werden beim Anschauen dieser Fotos aus den 50er Jahren eine Menge Erinnerungen wach. Die Salzufler Straße mit ihren Kastanienbäumen war schon etwas Besonderes. Als Kinder sind wir im Herbst durch Berge herabfallenden Laubes getobt. Nur die Hauseigentümer hatten mit den Laubmengen doch einige Probleme, denn Kastanienlaub konnte nicht kompostiert werden. Meist wurde es in den Gärten im so genannten Kartoffelfeuer mit verbrannt. Im Laufe der folgenden Jahre sind die Kastanienbäume leider bis auf einem vor unserem Haus und zwei andere, verschwunden, so dass sich das Ansehen des Straßenbildes doch sehr verändert hat. Der Häuserbestand geht auf das Ende der 1890er Jahre zurück. Es war auch üblich, dass sich die Anwohner abends nach getaner Arbeit in den Höfen der Häuser trafen, um sich zu unterhalten, denn Medienmittel gab es kaum. Für die damalige Zeit war die Straßenbahn, Elektrische genannt, ein beliebtes Verkehrsmittel. Es war die einfachste Möglichkeit durch den Kreis Herford zu fahren: Vlotho - Wallenbrück. Ein beliebtes Ziel war das Waldcafé Loose zwischen Bad Salzuflen und Exter. Die Elektrische hielt direkt vor dem Café. So war der Sonntagsausflug für die Familie eine bequeme Sache. Unser Schulweg führte uns bis zur Schule Friedenstal an der Kleinbahnstrecke entlang. Als besonderen Spaß legten wir Ballerplättchen auf die Schienen und warteten auf die nächst ankommende Bahn, die dann mit ihren Rädern die Plättchen zum Knallen brachte. Leider war das nicht im Sinne der Lehrer, und es gab meist eine Zurechtweisung. Spannend war für uns Kinder, wenn die Zigarrenkistenfirma Böker und Hennig mit dicken Baumstämmen aus dem Vlothoer Hafen beliefert wurde. Das geschah mit einer kleinen Dampflokomotive, die die Rungenwagen mit den Stämmen zog. Dann musste die Salzufler Straße in Höhe der Melcherbrücke abgesperrt werden, damit die Stämme über die Straße gerollt werden konnten, um in den Dämpfgruben zu landen. Als ein beliebtes Lesezeichen waren auch die Randstreifen, welche um die fertigen Zigarrenkisten geklebt wurden, sehr begehrt. Um an diese Streifen zu gelangen mussten wir uns mit dem Sohn des Hausmeisters schon gut verstehen." Heike Erdmann: "Bei den Bäumen auf der rechten Bildseite handelt es sich um Kastanien. Auf der linken Seite, hinter der Kleinbahn, liegt heute die Aral-Tankstelle. In meiner Jugendzeit war dies noch eine BP-Tankstelle. Der Inhaber hieß Pohlmann." Frank Rummeda: "Viel verändert hat sich nicht. Dank der Baustelle ist es etwas ruhiger. Auch hat die Verkehrsregelung für die Umleitung etwas Gutes. Man kann seit Jahrzehnten endlich ohne Verkehrsgefährdung und Nötigung durch parkende Autos die Kastanienallee befahren. Diese Parkregelung sollte auch nach der Baustellenzeit beibehalten werden. Es muss nur die WWS verpflichtet werden, wie alle anderen privaten Anlieger auch, genügend Parkraum vorzuhalten." Klaus-Dieter Stork: "Die Kleinbahn ist auf der Salzufler Straße aus Bad Salzuflen kommend in Richtung Bergertor unterwegs. An die Straßenbahn kann ich mich noch gut erinnern. Mit meiner Oma fuhr ich manchmal mit der Elektrischen nach Bad Salzuflen oder in die entgegengesetzte Richtung nach Westerenger oder Spenge. Leider gibt es im Kreis Herford keine Kleinbahn mehr. Heute erinnern nur noch der Kleinbahnhof in Herford an der Goebenstraße, in dem heute die Betriebskrankenkasse Herford-Minden-Ravensberg residiert, und das Kleinbahnhof-Gebäude in Enger, in dem das Kleinbahn-Museum untergebracht ist, an die liebe alte Straßenbahn. Außerdem kann man sich an den Radfahrwegen auf den ehemaligen Trassen erfreuen." Ralf Oestreich: "Das Foto zeigt die Herforder Kleinbahn im Verlauf der Salzufler Straße. Diese Linienführung war bei der Planung der Kleinbahn umstritten. Alternativ zum Umweg über Bad Salzuflen wurde seinerzeit auch über eine kürzere Variante von Herford nach Exter über Schwarzenmoor diskutiert. Nachteilig wären dabei die größeren Steigungen, das kleinere Fahrgastpotenzial und das geringere Güteraufkommen gewesen. Andererseits erforderte der topographisch günstigere Umweg über Bad Salzuflen eine zusätzliche Konzession durch den Fürsten zur Lippe, weil Lippe nie zu Preußen gehörte, sondern es erst nach dem 2. Weltkrieg zu NRW gekommen ist. Über eine Fahrt des Fürsten mit der Herforder Kleinbahn ist jedoch nichts überliefert. Das Foto entstand jedoch viel später. Der Triebwagen fährt bereits elektrisch. Mitte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts sah man die Kleinbahn, die anfangs so euphorisch begrüßt wurde, im immer mehr aufkommenden Straßenverkehr insbesondere in der Salzufler Straße zunehmend als Verkehrshindernis statt als Verkehrsmittel an. Heute, wo viele Straßenverkehrsteilnehmer sich mehr auf ihr Smartphone, als auf ihre reale Umgebung konzentrieren, wäre eine zeitgemäße Kleinbahn zumindest für die Verkehrssicherheit wieder ein Fortschritt." Dass die Salzufler Straße schon viele Namen getragen hat, weiß Stadtarchivar Christoph Laue. So führte sie am Ufler Baum der ehemaligen Herforder Landwehr vorbei. Offiziell erhielt sie ihren Namen 1886. Erwähnt wurde sie zum Beispiel 1575 und 1585 als "Helweg", 1667 als "gemeiner (= allgemeiner) Hellweg", 1600 als "Steinweg", 1608 als "Uffler Weg", 1819 als "alter Hellweg", 1773 als "Weg zum Uffeler Baum", 1868 als "Chaussee nach Uflen", im 19. Jahrhundert als "Salzufler Straße". Neben den schon früh bestehenden Bauernhäusern wurde die Straße meist erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts besiedelt, vor allem mit kleineren Wohnhäusern. Klicken Sie mit der Maus auf die digitale Karte, um mehr über die Stadtgeschichte Herfords zu erfahren:

Meistgelesen