Herford

Auflösung Mittwochrätsel: Busbahnhof mit Haltebuchten

Ab 1955 wurde am Bahnhof ein Busbahnhof mit Haltebuchten gebaut. Vorher konnte man hier gegen Bares einen Hungerkünstler besichtigen

Busbahnhof in Herford | © Archiv Geschichtsverein

Frank-Michael Kiel-Steinkamp
14.09.2016 | 14.09.2016, 18:12

Herford. Das Foto vom Mittwochrätsel der vergangenen Woche zeigte den Bahnhofsvorplatz Mitte der 1950er Jahre, weiß Stadtarchivar Christoph Laue, der es zur Verfügung gestellt hat. Es muss vor 1956 entstanden sein, denn die Autos tragen noch schwarze Kennzeichen. Auf dem Bild ist rechts ist noch das alte Bahnhofshotel an der Ecke zur Kurfürstenstraße zu erkennen, davor eine Zeile mit Kiosk, Würstchenbude des Fleischermeisters Paul Brandhoff und Zeitungshandel. Hier wäre links hinter den Bäumen die heute noch erhaltene Ladenzeile mit Fahrradladen und McDonalds-Schnellimbiss.

Hans Peter Pahmeyer erinnert sich: „Diesen alten Bahnhofsvorplatz konnte ich als junger Mensch an jedem Wochentag als Fahrschüler und später als Uhrmacherlehrling erleben. Den Abriss des Bahnhofhotels habe ich in einer verlängerten Mittagspause beobachtet. An einem alten Kran hing eine große Eisenkugel mit der die einzelnen Etagen heruntergeschlagen wurden.

Das alte Hotel ist verschwunden. - © Sammlung Jach
Das alte Hotel ist verschwunden. | © Sammlung Jach

Zwischen der Fahrradwache und dem Würstchenstand hatten Männer ein Grab ausgehoben und dort hinein eine Eisenliege gestellt, auf dem ein Mann (Hungerkünstler) lag. Durch eine kleine Glasscheibe konnte man für 20 Pfennig die „Leiche" besichtigen. Für uns Fahrschüler (von Lippinghausen nach Herford) ein recht gruseliges Erlebnis."
Rita Frentrup schreibt: „In der weißen Villa war ein Restaurant mit Garten. An der Ecke zur Kurfürstenstraße befand sich ein kleiner Fahrradladen und nicht mehr im Bild ist der Parkplatz, der wegen der Unterführung weichen musste."

Auch Friedrich Korte hat lebhafte Erinnerungen: „Der linke Bus fährt nach Elverdissen. Ich besuchte die Uhland-Schule und meine Eltern führten die Gastwirtschaft Brinkmann am Renntor. Ich bin manchmal aus reiner Freude am Fahren eingestiegen. Meine Eltern hatten kein Auto, ich später auch nicht. Der rechte Bus hat einen Anhänger und fuhr meistens nach Bad Oeynhausen. Es war der erste neue Omnibus nach dem Krieg. 1961 wurden Bus-Anhänger verboten. Kassiert hat ein Schaffner in Uniform, manchmal auch der Fahrer. Auch im Anhänger gab es einen Schaffner.

Der EMR-Kraftverkehr hatte immer die schönsten Busse in der Region. Der Busparkplatz wurde zwei Mal umgebaut, zum ersten mal 1957. Als das Foto entstand, fuhren die Busse noch um den Sockel des Denkmals des Großen Kurfürsten vor dem Bahnhof, um kehrt zu machen. Die Busse nach Bad Oeynhausen fuhren über Kurfürstenstraße, Schillerstraße und Goebenstraße. Die direkte Verbindung vom Bahnhof zur Goebenstraße gab es noch nicht. 1957 wurde für jede Linie eine Haltestelle mit Insel gebaut. Das Bahnhofshotel Wortmann und das Tapetenhaus Gräweling wurden dafür abgerissen."

Gunther Jahr erinnert sich: „Das Bahnhofshotel Wortmann war einmal das Hotel in der Stadt. Man hatte einen schönen Garten und eine Kellerkneipe. In den 1950er Jahren konnte man für 50 Pfennig mit einem Gaukler sprechen, der in der Grünfläche gegenüber der Ladenzeile ,lebendig begraben’ war. Er lag unter der Grasnarbe und man konnte ihn durch einen Schacht anschauen. Über die Verkehrsplanung und die Gestaltung wurde Jahrzehnte lang diskutiert. Es sollte immer ein zentraler Umsteigebusbahnhof werden."

Gunter Jach hat eine Broschüre der Stadtverwaltung „15 Jahre danach – ein Dokumentarbericht" aufbewahrt, die Entwicklungserfolge nach dem Krieg darstellen sollte. Hier wird auch der Umbau des Bahnhofsvorplatzes dargestellt. Im Dezember 1955 begannen die Arbeiten. Am 29. November fuhren die Busse laut hupend zum ersten Mal in die Busbahnsteige ein.