Löhne. Der vermögende Mennighüffener Kaufmann August Schäffer erbaute 1895 nicht nur das spätere Kaufhaus Hempe an der Lübbecker Straße in Mennighüffen (heute Verwaltungszentrum Expert Döring). Dort wurde eine Sparkasse eröffnet. Derselbe Investor verlegte seine Sparkassengeschäfte 15 Jahre später in einen weiteren, von ihm finanzierten, villenartigen Neubau Richtung Süden, das spätere Wohn- und Praxishaus des Zahnarztes Dr. Hanke.
Zu dieser Zeit war es mit der Vorliebe für griechische Säulen und antike Figuren am Bau längst vorbei. Neo-Renaissance galt als schick, hier und da auch schon Jugendstil. Was der unbekannte Architekt 1910 dann für seinen Bauherrn Schäffer unter Dach und Fach brachte, war, dies zeigt unser Detert-Foto vom Winter 1913 oder 1914 deutlich, eher "Gelsenkirchener Barock": Von allem etwas!
1946 ist in diesem Gebäude übrigens die BDV-Ortsgruppe (Bund der Vertriebenen) gegründet worden. Heute steht an gleicher Stelle das Sportgeschäft Büscher; davor wars Edeka-Behrendt. Buchdruckermeister Erdbrügger hatte den folgenden Platz Richtung Postweg damals noch nicht bebaut.
Umso besser ist jedoch das folgende Haus aus den 1920er-Jahren zu erkennen: Die frühere, stattliche "Sparkasse des Amtes Gohfeld-Mennighüffen", deren jahrzehntelanger Rendant vor und nach dem Zweiten Weltkrieg "Zwölfender*" Heinrich Deppermann gewesen ist in dessen Amtsstube normalerweise nur Plattdeutsch verhandelt wurde.
Ähnlich ruhig ging es in dem der Sparkasse Richtung Haus Beck folgenden, noch stattlicher dastehenden "kaiserlichen" Backsteingebäude zu (im Foto hinten, mit Giebel zum Betrachter). Dies war das Postamt unter Leitung von Herrn Pahlke. Dort wurde man allerdings nur Hochdeutsch "abgefertigt". Pahlke war Städter und sprach nur "Hoch". Von "Bedienen" in Amtsstuben war überhaupt nichts bekannt.
Und wenn schon von diesem ehemals ehrfurchterregenden Postamt mitten im Dorf die Rede ist (inzwischen hat sich die Post ja via Edeka-Filiale bis zum früheren Haus des Polizeidieners August Steinmeier auf der Holzbrede "fortbewegt"): Hier, in dem eindrucksvollen Dienstgebäude des Herrn Pahlke an der Poststraße, konnten Mennighüffens vornehme Leute wie Pastor, Doktor, Apotheker oder Lehrer, welche Zeitungen im sogenannten Streifband bezogen, jeden Morgen ihr Blättchen in Empfang nehmen.
Zwischen den beiden Kriegen war Schulleiter Rektor Ludwig Frederking eine ausgesprochene Respektsperson. Er zeichnete jeweils seinen Primus in der vierten Klasse dadurch aus, dass dieser während des Unterrichts, und zwar in der ersten Stunde, Frederkings "Westfälische Neueste Nachrichten" abholen durfte. Zu meiner Zeit (Jahrgang 1933) war das Klassenkamerad Reinhold Sturhahn.
*"Zwölfender" wurden ehemalige Berufssoldaten genannt, die zwölf Jahre gedient hatten und meist als Feldwebel abgingen. Entsprechend war im späteren Amtsgebrauch oft ihr Ton.