Seit 25 Jahren über die Dörfer: der Bürgerbus Spenge

Spenge. &bdquo;Ein sehr netter Mensch, das ist mir schon öfter aufgefallen - aus Syrien übrigens“, sagt die schon etwas ältere Frau und schaut dem Mann mit dem weißen Bart hinterher, der soeben den Bus verlassen hat. Besagter Syrer hatte sich Minuten zuvor von seinem Platz erhoben und der leicht gehandicapten Frau tatkräftig beim Einstieg geholfen. Als der Bus wieder weiterfährt, wendet sich die Frau dem nächsten Thema zu: Hausmannskost aus Brandenburg und Schlesien. Eine halbe Stunde zuvor am ZOB in Spenge: Jürgen Krain vom &bdquo;Bürgerbus Spenge“ fährt mit einem nagelneuen Sprinter vor. Der 69-Jährige ist seit sieben Jahren ehrenamtlicher Fahrer und mittlerweile auch Vereinsvorsitzender. Heute geht’s zunächst nach Lenzinghausen - und nach kurzer Rückkehr zum ZOB noch mal nach Hücker-Aschen. &bdquo;Alles in allem etwa eine Stunde“, sagt Krain und startet den Motor. Am Rathaus steigt der erste Fahrgast ein, eine Frau mittleren Alters. &bdquo;Lenzinghausen-Mitte“, sagt sie. Wenn sie von der Arbeit komme, nehme sie immer den Bürgerbus. Sie nutze ein von der Stadt bezuschusstes Ticket, das nur für Spenge gelte, erzählt sie. &bdquo;Am Bahnhof“ steigen zwei weitere Damen mit Deutschlandticket ein. &bdquo;Wir müssen hier leider eine kleine Umleitung fahren“, ruft Jürgen Krain den Mitfahrenden zu und zeigt auf eine Absperrung. Keiner meckert. An der Haltestelle &bdquo;Am Glockenturm“ wartet ein Mann mit weißen Haaren, Sonnenbrille und Blindenstock. &bdquo;Hallo Walter“, begrüßt Krain den Mann. Viele seiner Fahrgäste kennt er persönlich, aber zu diesem hier hat er eine ganz besondere Beziehung. &bdquo;Ich bin Vereinsmitglied und bin die ersten Jahre sogar selbst gefahren - aber irgendwann ging es gesundheitlich nicht mehr“, erzählt Walter Peter und stützt seine Hände auf seinen Stock. Kurz danach steigt er wieder aus. Lesen Sie dazu auch: Mit kostenlosem&bdquo;Shuttle-Service“: Weinfest auf dem Blücherplatz in Spenge Zur Arbeit und zum Einkaufen Weiter geht’s über Feld und Flur. &bdquo;Das sind lauter Wege, an denen kein normaler Bus hält. Manche Leute müssten da sehr weit laufen. Die sind glücklich darüber, dass es uns gibt“, erzählt Krain. &bdquo;Total“, meldet sich eine junge Frau aus der letzten Reihe. Sie heißt Sharina Kopietz und fährt zur Arbeit. Ihr Freund Jeremy ist dabei, er will &bdquo;in die Stadt, um einzukaufen“. Die beiden nutzen den Bürgerbus, &bdquo;seit es das Angebot gibt“. Sie finden es klasse, &bdquo;dass hier alles so persönlich ist, man alle Busfahrer kennt und man sich immer freundlich grüßt“. Und schon ist die Lenzinghausen-Runde gefahren und es geht zurück zum ZOB. &bdquo;Jetzt ist Hücker-Aschen an der Reihe“, sagt Jürgen Krain und erklärt: &bdquo;Es gibt noch eine andere Verbindung dorthin: den Bünder Express. Aber da muss man extra anrufen, das ist für viele Menschen eine Hürde.“ Am ZOB wartet bereits ein Fahrgast: der eingangs erwähnte Mann mit dem weißen Bart. Seine Begrüßung kommt ein wenig schüchtern, aber auffallend höflich daher. Kaum hat er mit seinen zwei Rollkoffern Platz genommen, kommt auch schon besagte Frau angelaufen. &bdquo;Hallo Herr Krain, ich möchte auch noch mit“, ruft sie ein wenig außer Puste. Der Mann mit dem Bart steht auf, nimmt der Frau - ohne viele Worte, aber lächelnd - ein paar Dinge ab und hilft ihr, sich zu setzen. Jürgen Krain fährt los. Stoppelfelder, schmale Landstraßen und blauer Himmel ziehen vorbei. &bdquo;Der neue Bus ist so was von toll, das muss ich echt sagen“, sagt die Frau. Jürgen Krain freut sich. An der Haltestelle &bdquo;Schusterfeld“ steigt der Mann mit dem Bart aus. Ein freundliches Nicken in Richtung aller anderen - und weg ist er. &bdquo;Der Mann lebt hier in einem Haus für Flüchtlinge“, erklärt Jürgen Krain. &bdquo;Die Bewohner nutzen den Bürgerbus sehr gern.“ Lesen Sie dazu auch: Bürgerbus kommt in Spenge von Fahrbahn ab und prallt gegen Baum Gratisfahrt zum Spenger Weinfest In einer Senke liegt malerisch das Hücker Moor. Fahrer und Fahrgäste unterhalten sich über herrliche Landschaften, nationale und lokale Politik - und natürlich über die traditionelle Küche in den gar nicht mehr so &bdquo;neuen Bundesländern“. Als zwei sehr junge Mädels zusteigen, herrscht für ein Weilchen Stille. Gespräche über Klöße & Co. will man den Teenagern offenbar nicht zumuten. Aber die Fahrt ist ohnehin so gut wie vorbei - dort vorne grüßt schon wieder der ZOB. Am Samstag, 6. September, ab 10 Uhr, begeht der Verein &bdquo;Bürgerbus Spenge“ in der Aula der Grundschule Spenge aus Anlass seines 25-jährigen Bestehens eine kleine Feierstunde für geladene Gäste. Ein Dankeschön an die treuen Fahrgäste wird’s am Samstagabend ebenfalls geben: Mit Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen aus Enger dürfen Besucher des Weinfestes auf dem Blücherplatz den Bürgerbus gratis benutzen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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