Politik für Jugendliche in Spenge: „Alles, was dich politisch bewegt“

Spenge. Elf junge Menschen verschiedener Altersstufen und Nationalitäten haben sich an diesem warmen Frühlingsabend im Dachzimmer der Charlottenburg zusammengefunden. Durch die geöffneten Dachfenster drängen Gelächter und der Geruch von Pizza, gleichzeitig schieben sich die lila Wolken gemächlich über Spenge hinweg. In gemütlicher Runde wollen sie hier heute über politische Themen ins Gespräch kommen. Der Fokus des Abends: &bdquo;Alles, was dich politisch bewegt“. Unter dem Dach des Bündnisses &bdquo;Spenge steht auf für Toleranz, Demokratie und Freiheit“ bieten Samir Alnajjar und Finn Niklas Hildebrand nun Jugendlichen in Spenge die Möglichkeit, über politische Themen zu sprechen. Bei dem neuen Veranstaltungsformat &bdquo;Jugend im Fokus“ können junge Menschen zwischen 16 und 29 Jahren Fragen klären, sich austauschen und diskutieren und bekommen die Möglichkeit, sich selber zu engagieren und einzubringen. &bdquo;Es geht darum, miteinander zu sprechen und dabei herauszufinden, was uns wichtig ist“, so Samir. Samir und Finn engagieren sich beide selber auf vielfältige Weise sozial und politisch: &bdquo;Wir sind beide auch in der Parteiarbeit in Spenge aktiv und dort die jüngsten Mitglieder“, erklärt Finn. Das hätte sie unter anderem auch dazu bewegt, das neue Format ins Leben zu rufen: &bdquo;Wir wollten etwas auf die Beine stellen, dass nicht nur für, sondern auch von jungen Menschen organisiert und geleitet wird“, fügt er hinzu. Politik ohne Druck &bdquo;Jugend im Fokus“ ist eine offene und meinungs- und parteiübergreifende Veranstaltung: &bdquo;Deswegen sind wir auch das Bündnis herangetreten, statt über die Parteiarbeit zu gehen. Wir möchten, dass hier jeder junge Mensch die Möglichkeit bekommt, sich, ohne Druck ausgesetzt zu fühlen, auszutauschen“, so der Student. Meinungsübergreifend bedeute jedoch nicht demokratiefeindlich: &bdquo;Das hier ist ein sicherer und diskriminierungsfreier Raum, in dem alle zu Wort kommen sollen. Rassismus, Antisemitismus, Trans- und Queerfeindlichkeit, Misogynie und andere menschenfeindliche Inhalte haben hier keinen Platz“, so Finn weiter. Das Team hatte auf Info-Flyern, die sie im Vorhinein in der Charlottenburg ausgelegt haben, selbst Themenvorschläge gemacht, die anonym angekreuzt werden konnten. Darunter Schulpolitik, die Cannabislegalisierung, der Krieg im Nahen Osten und die Europawahl. Für die erste Veranstaltung soll der Wahl-O-Mat den Einstieg erleichtern. Über einen Beamer werfen Finn und Samir die einzelnen Fragen und Statement für alle gut lesbar an die Wand. Beantwortet und abgestimmt wird dann nach dem Mehrheitsprinzip: Nach jeder Frage und einer daran anschließenden Debatte gibt es eine Daumenprobe. Hat sich die Meinung einer Person durch gute Argumente geändert? Wenn ja, warum? Erst danach stimmt Finn endgültig ab. Das Themenspektrum an dem Abend ist breit - von der Seenotrettung im Mittelmeer, Elektromobilität, Landwirtschaft über Steuer- und Währungsfragen bis hin zu Menschenrechten ist alles dabei. Gen-Z vertraut der Politik nicht mehr Das Veranstaltungsformat trifft nicht nur Spenge den Zeitgeist: Laut Einschätzungen des Deutschen Jugendinstitut, kurz DJI, sei vielen jungen Menschen zwischen 16 und 29 das Politische wichtig, aber nur wenige engagieren sich dauerhaft in Parteien. Die Gen-Z bringe der etablierten Politik insgesamt wenig Vertrauen entgegen, mache sich jedoch für die Demokratie stark. Trotz dieser Diskrepanz seien junge Menschen aber nicht unpolitisch - das Gegenteil ist der Fall: Sie wollen mitgestalten, weichen allerdings eher auf themenspezifische, punktuelle oder andere informelle Aktionen außerhalb der Parteien aus, die eher protestorientiert und expressiv seien. Teilnehmerin Patrice hat sich fest vorgenommen, auch bei weiteren Terminen dabei zu sein: &bdquo;Ich finde das Konzept richtig gut und vor allem super wichtig. Parteiarbeit wirkt auf junge Menschen häufig abschreckend, aber Austausch- und Partizipationsmöglichkeiten gibt es sonst wenig hier“, so die Studentin. &bdquo;Ich hoffe, die beiden bauen das Ganze noch weiter aus und es finden sich noch mehr Teilnehmende.“ Geplant ist, &bdquo;Jugend im Fokus“ fest an jedem ersten Freitag im Monat zu etablieren. Weitere Informationen und Termine gibt es auch auf dem neu eingerichteten Instagram-Account @jugendimfokus_insta. Die nächste Aktion soll am Freitag, 5. Juli, wieder ab 18.30 Uhr in der Charlottenburg stattfinden. Auch hier sind alle Jugendlichen zwischen 16 und 29 Jahren eingeladen, vorbeizuschauen.

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